Ausgecoacht? Schlechtester Saisonstart seit Jahren

Laut Statistik startete der 1. FC Nürnberg seit 2020 nicht mehr schlechter in die Saison. Zudem scheint sich der Gegner - wie ebenfalls eine Statistik deutlich zeigt - sehr gut auf die Mannschaft von Miroslav Klose einstellen zu können. Trotzdem sieht der FCN-Trainer Fortschritte im Spielaufbau.

Lukas Schleimer Miroslav Klose Stürmer 1. FC Nürnberg CLUBFOKUS
Foto: FCN

Auch laut Zahlen: schwacher Saisonstart des FCN

Einen derart schwachen Saisonstart lieferte der 1. FC Nürnberg seit Jahren nicht mehr. Was man bislang deutlich auf dem Feld zu sehen bekam, bestätigten auch die Zahlen. Geht es nach den Expected Points, die sich nach Qualitäten und Quantität der eigenen und gegnerischen Abschlüsse errechnen, so käme der FCN demnach auf lediglich 2.6 Punkte nach vier Spieltagen. Nur Aufsteiger und kommender Gegner Ulm unterbietet diesen Wert mit 2.5 knapp. Dass man trotzdem schon vier Punkte auf dem Konto hat, bezeichnet auch Miroslav Klose indirekt als glücklich:

„Glück muss man sich erarbeiten. Wir hatten in den letzten Spielen genug davon.“

Miroslav Klose
nach dem 0:4 gegen Magdeburg

FCN nie schlechter seit 2020

Blickt man auf die vorherigen vier Zweitliga-Jahre, so startete der FCN nie schlechter. Zweimal kam man auf über 5, zwei weitere Male sogar auf über 6 Expected Points. Dass diese Ausbeute so früh in der Saison nicht maßgebend für den Rest der Saison sein muss, zeigt der Blick auf das Vorjahr. Mit 6.4 Expected Points verzeichnete Cristian Fiél den besten Start in den letzten fünf Jahren – wenngleich drei der vier Gegner nun in der 3. Liga spielen. Am Ende stand dennoch der schlechteste xP-Wert seit 2020/2021. Freilich verkürzt dieser Wert die Leistung einer Mannschaft, indem er sich nur auf die abgegebenen Schüsse bezieht. Doch auch zwischen den Strafräumen sprechen sämtliche Parameter und Performance-Daten nicht für die Klose-Elf.

Die Expected Points der letzten Jahre nach 4 Spieltagen: 2020/2021: 5.25 | 2021/2022: 6.13 | 2022/2023: 5.17 | 2023/2024: 6.37 | 2024/2025: 2.57 (via xVALUE) – vielmehr gibt jedoch die Art und Weise zu denken.

Regelmäßig schwache Anfangsphasen – Klose ausgecoacht?

Besonders erschreckend hierbei ist die eigne Schussstatistik bis zur 30 Minute einer Partie. Seit dem Auftakt in Karlsruhe gelang es dem FCN sowohl gegen Schalke als auch gegen Darmstadt und zuletzt Magdeburg keinen Abschluss vor der Halben-Stunde-Marke – genauer gesagt sogar vor der 36. Minute – zu kreieren. Nimmt man noch das Pokalspiel in Saarbrücken und den ersten Spieltag gegen den KSC hinzu, so kommt der Club auf drei Abschlüsse in den fünf ersten 30 Minuten der bisherigen Pflichtspiele.

Ein Erklärungsansatz für diese auffällige Tendenz könnte im Matchplan des Gegners liegen. Offensichtlich waren die Gegner zuletzt sehr gut auf das Spiel des FCN eingestellt. Als bestes Beispiel dient das mannorientierte Zustellen des Clubberer Spielaufbaus, das immer wieder lange, unkontrollierte Bälle erzwang und einen Nürnberger Spielfluss verhinderte. Das statisch wirkende Spiel der Franken fand dagegen selten und spät in der Partie Lösungen.

Warum nicht wie in der Vorbereitung?

Stellt sich nun die Frage, warum der Klose-Fußball in der Vorbereitung noch besser funktionierte. Schließlich erinnert der Trainer oftmals daran, dass seine Spieler bereits gezeigt hätten, dass es funktionieren kann. Auch hier könnte der Matchplan des Gegners eine Rolle gespielt haben. In der Vorbereitung dürfte sich im Vorfeld einer Partie kaum auf die Spielweise eines Gegners vorbereitet werden, sondern der Fokus auf die eignen Abläufe gelegt werden. Demzufolge konnte der FCN noch freier im Spielaufbau agieren.

Ein weiterer Punkt, der den FCN in der Vorbereitung womöglich hat besser aussehen lassen, könnte die Fitness gewesen sein. Insbesondere die letzten beiden Testspielergegner Juventus und Blackburn, die man durchaus überzeugend schlug, konnten die Nürnberger Intensität wohl noch nicht mitgehen.  Während die englische Championship eine Woche nach der 2. Bundesliga startete, ging es in der italienischen Serie A zwei Wochen später los.

Intensität statt Spielweise als Problem?

Sicherlich gibt es mehrere Gründe, warum der FCN in den Pflichtspielen bislang nicht überzeugen konnte. Für Trainer Klose sind dafür vordergründig fehlende Intensität und Zweikampfverhalten verantwortlich: „Fußballerisch haben wir Lösungsansätze, aber wir brauchen Intensität.“ Dabei sei es laut Klose entscheidend, auch Wege umsonst zu machen und dadurch Räume freizuziehen. Trotzdem sah er im Spielaufbau gegen die Magdeburger Mannorientierungen Fortschritte: „Ein paar Lösungen mehr, die wir trainiert haben, die zu 80% auch geklappt haben.“

Hoffnung auf Länderspielpause: Zeit für viel Arbeit

Betrachtet man das über weite Strecken unzufriedenstellende Spiel gegen den 1. FC Magdeburg, so dürften die restlichen 20 Prozent noch sehr entscheidend für einen besseren Auftritt sein. Laut Pareto-Prinzip bedarf es dafür allerdings noch sehr viel Arbeit. Denn demnach bedürfen der letzten 20 Prozent noch 80 Prozent des Gesamtaufwandes – und somit der meisten Arbeit. Dementsprechend dürfte die zweiwöchige Länderspielpause gerade recht kommen, um intensiv an den eignen Baustellen zu arbeiten.