Offensive Nürnberger Aufstellung
Nachdem sich FCN-Trainer Miroslav Klose in der Vorwoche auf Schalke für eine Aufstellung mit nur einer nominellen Spitze entschied, kehrte Mahir Emreli gegen den SV Darmstadt nach Gelbsperre zurück in die Startelf und ersetzte Florian Flick. Auch Berkay Yilmaz rückte in die Startformation und verdrängte seinen Konkurrenten Danilo Soares. Der angeschlagene Jens Castrop wurde durch Rafael Lubach – sehr würdig – vertreten. Alles in allem eine durchaus offensive personelle Nürnberger Ausrichtung. Bei den Gästen nahm Florian Kohfeldt einen Wechsel vor und startete mit Oscar Vilhelmsson anstelle von Luca Marseiler.
Dominante Gäste
Trotz des offensiven Personals fand der 1. FC Nürnberg zunächst nicht in die Partie. Die ersten Minuten waren von sehr langen Ballbesitzphasen der Gäste geprägt, die in der Anfangsphase über 80% der Spielanteile verzeichneten. Der FCN verteidigte wie gewohnt im 5-2-3, fand vor allem gegen den abkippenden Darmstädter Sechser Klefisch aber keinen Zugriff. Darmstadt gestaltete den Spielaufbau variabel und mit vielen Rotationen. Auf der linken Seite fand oftmals ein Wechselspiel zwischen Nürnberger und Corredor statt, im Zentrum positionierte sich Müller clever als Anspielstation hinter der ersten Nürnberger Pressinglinie, die aus Justvan, Tzimas und Emreli bestand.
Die drei waren sehr zentral positioniert, wodurch die Pressingwege auf den abkippenden Klefisch sehr weit waren. Jener Klefisch war es auch, der seine Füße an der Entstehung des vermeintlichen 0:1-Treffers im Spiel hatte. Nachdem er unbedrängt andribbeln kann, kommt Förster mit einem Doppelpass relativ unbedrängt im Strafraum an den Ball. Eine sehr knappe Abseitssituation verhinderte jedoch den Treffer von Hornby in der 9. Minute. Dass das tiefe Verteidigen nicht zwingend eine Nürnberger Stärke ist, sah man hier dennoch.
FCN stellt um
„Wir haben gesehen, dass wir keinen Zugriff bekommen“, erklärte auch Klose nach dem Spiel. Deshalb passte das Trainerteam das Anlaufverhalten in der Folge an. „Jerome Polenz (Co-Trainer Analyse) ist oben, die Infos kommen von oben runter. Dann besprechen wir uns kurz und haben ein bisschen was umgestellt“, zitiert der 46-Jährige das Ingame-Coaching grob. Daraufhin schaffte es der Club, aus besseren Winkeln anzulaufen, Darmstadt bewusster auf eine Seite zu lenken und in der Folge auch mit mehr Personal nach vorne zu verteidigen, ohne Passwege dahinter zu öffnen. Dass bei Darmstadt Klefisch verletzt ausgewechselt werden musste, trug jedoch auch einen nicht unerheblichen Teil dazu bei.
Viel Kontrolle auf beiden Seiten
In der Folge entwickelte sich ein Spiel mit vielen verschiedenen Phasen. Mal kontrollierte der FCN mehr den Ball, mal die Lilien. Beide zeigten eine relativ sichere Ballzirkulation. Da aber auch beide fleißig verteidigten, gab es lange Zeit nur wenig klare Abschlüsse. Nach einer starken Kombination über den souveränen Torwart Reichert und Zehner Justvan kam der sehr umtriebige Lubach zu einer seiner guten Chancen in der 27. Minute. Nur eine Zeigerumdrehung später verteidigte der Club zwischen den Linien luftig, Jeltsch konnte jedoch in letzter Sekunde klären. „Beide Mannschaften waren im Ballbesitz stark, aber beide hatten Probleme, hohe Ballgewinne zu erzielen“, fasste SVD-Trainer Kohfeldt die Partie im Nachgang zusammen.
FCN mit Lösungen
Viele Nürnberger Angriffe mündeten nicht in einem klaren Abschluss – obwohl dies das ein oder andere möglich gewesen wäre. Darmstadt presste im FCN-Spielaufbau Rückpässe konsequent zu und versuchte, den Club auf die Außenbahn zu lenken, um dort massiv zuzupressen. Im Laufe des Spiels fand die Klose-Elf dagegen jedoch immer öfter Lösungen dagegen, nachdem man es zu Beginn noch vertikaler versuchte. Oftmals fand man nun vom Flügel aus aus den Weg zurück in die Spielfeldmitte auf Jander und Co. Nach der Pause schob zudem Jeltsch häufiger nach vorne an und positionierte sich anspielbar im rechten Halbraum hinter der ersten Pressinglinie der Gäste. Von dort aus konnte man das Spiel auf die andere Seite verlagern und konnte Dynamik entwickeln. Auch das Debüt-Tor Drexlers entsteht letztendlich durch einer Verlagerung auf die linke Seite. Justvan läuft nach dieser bis in die Box durch und am Ende von Yilmaz‘ Hereingabe trifft Drexler zum vielumjubelten Führungstreffer.
Verdienter Sieg
Vor dem Führungstreffer schaffte es der FCN nicht, aussichtsreiche Situationen zu Ende zu spielen. Mal fehlte der entscheidende Tiefenlauf, mal war der letzte Pass nicht präzise genug und manchmal war die getroffene Entscheidung einfach falsch. Die Nürnberger Passquote im zweiten Durchgang von lediglich 65% im letzten Drittel unterlegt diesen Eindruck, Klose sprach im Anschluss von „Kleinigkeiten“ und „Timing“, die mehr verhinderten – vor allem im Umschaltspiel. Wenngleich gegen den Ball nicht alles perfekt funktionierte, war die Mannschaft über 90 Minuten aktiv. Auch die Offensivreihe rund um Justvan, Emreli und Tzimas, für die das nicht immer in dieser Spielzeit galt.
Der Club vermied zudem Standardsituationen rund um die eigene Box, was gegen die kopfballstarken Gäste ein wichtiger Faktor. Kein Zufall, dass nach der einzigen Darmstädter Ecke der eingewechselte Papela nur knapp verfehlte. So ist es am Ende ein knapper, aber verdienter Erfolg, da der FCN die entscheidenden Kleinigkeiten besser machte als Darmstadt. Auch dank individuell guter Leistungen, wie von beispielsweise Jander, Jeltsch und Yilmaz. Mit sechs Punkten aus den ersten drei Rückrundenspielen ist der Start in 2025 für den 1. FC Nürnberg geglückt.