Alarmstufe Standard: Warum der FCN so anfällig ist

Wenig Körpergröße, viele Flanken – und dazu gefährliche Standards: Wie sich der FCN selbst in Schwierigkeiten bringt.

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Foto: DO IT NOW Media

Traditionelle Kopfballschwäche

Mit 15 Gegentreffern per Kopf kassierte der 1. FC Nürnberg in der Vorsaison die meisten der Liga. Dazu kamen mit 12 gegnerischen Einschüssen nach Flanken ebenfalls die meisten aller Zweitligisten hinzu. Die Themen in der Defensive sind beim FCN in dieser Spielzeit ähnlich: Standardsituationen, Luftduelle und Hereingaben. Aus diesen Situationen resultierte auch der Start der Düsseldorfer Aufholjagd beim bitteren 3:3-Topspiel am Samstagabend.

Fehlende Lehren

FCN-Kapitän Robin Knoche war im Interview bei Sky nach dem Spiel bei der Fortuna not amused: „Es kotzt mich an, dass wir zum wiederholten Mal Standardgegentore kassieren.“ Der Abwehrchef bemängelte bei seinen Mitspielern fehlende Cleverness in diesen Duellen. „Irgendwann musst du dazulernen“, fällte der DFB-Pokalsieger von 2015 sein Urteil.

Das geschah noch nicht so wirklich, denn die 17 Nürnberger Gegentreffer nach ruhenden Bällen überbietet lediglich der Tabellenletzte aus Regensburg – wenngleich in der von der DFL offiziell erfassten Statistik zweite Bälle nach Standards, wie beispielsweise das Düsseldorfer 1:3, gar nicht berücksichtigt werden.

Fehlende Körpergröße?

Die DFL sammelt ebenfalls Daten dafür, wie gegnerische Freistöße und Eckbälle im Vergleich zur Liga für Torgefahr sorgen. Die Auswertung ergibt, dass der Club bei gegnerischen Freistößen um 72 % und bei Eckbällen um 50 % anfälliger ist als die anderen 17 Teams im Durchschnitt. Damit belegt man die Plätze 18 und 17 in diesem Ranking.

Sicherlich lässt sich die fehlende Körpergröße der Nürnberger Mannschaft dafür als Argument hernehmen, aber nicht nur. Denn der 1. FC Magdeburg, der die kleinste Mannschaft aller deutschen Profiteams stellt, schneidet in beiden Statistiken deutlich besser ab. Auch Knoche spricht davon, dass man sich „cleverer anstellen“ muss. Man kann den Gegenspieler auch ohne das Kopfballduell zu gewinnen am freien Abschluss hindern: „Hauptsache du verteidigst das Ding.“

Viele gegnerische Flanken

Als eher kopfballschwaches Team könnte man meinen, das oberste Ziel sei es, gegnerische Flanken zu unterbinden. Beim 1. FC Nürnberg ist dies jedoch offensichtlich nicht der Fall. Stattdessen gestattet man dem Gegner mit über 18 Flanken pro Spiel die meisten der Liga. Dass zugleich mit 38 % die prozentual zweitmeisten davon auch noch ankommen, spricht nicht unbedingt für den FCN.

Schmaler Grat

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der FCN sehr bewusst das Zentrum im Spiel gegen den Ball schützt, da die Torwahrscheinlichkeit aus diesen Räumen im Normalfall größer ist. Solange man nicht zu tief fällt und dem Gegner die Flanken lediglich aus dem Halbfeld gewährt, ist das Ganze auch nicht so dramatisch.

Doch auch Knoche bemängelte nach dem Samstagabendspiel, dass man ab und an noch zu tief fällt und nicht mehr frühzeitig Druck auf den Gegner ausübt: „Wir müssen die aggressive Spielweise beibehalten und beispielsweise die Halbverteidiger weiter durchschieben.“ Wenn der FCN in Führung liegt, lässt er sogar 21 gegnerische Flanken pro 90 Minuten zu – ein Indiz für die Aktivität, die man dann mitunter verliert.

Verbesserung notwendig

Nürnbergs Trainer Miroslav Klose deutete bereits an, dass er sich mehr großgewachsene und kopfballstarke Spieler wünscht, um diese Schwächen abzustellen. Bekanntermaßen sind vor allem Standardsituationen ein relativ „einfaches“ Mittel, um in engen Spielen den Unterschied zu machen. Eine Qualität, die der Club seit Jahren nicht gerade als seine Stärke bezeichnen darf. Der kommende Gegner aus Elversberg ist übrigens das einzige Team der Liga, das noch nicht nach einem Eckball treffen konnte und zudem erst ein einziges Mal per Kopf zum Torerfolg kam. Auf, dass es so bleibt, wird man sich in Nürnberg denken.