Doppelspitze, Dreierkette, Probleme: Was der Schweinfurt-Test über den FCN verrät

Die erste echte Standortbestimmung des Sommers bringt Erkenntnisse – aber auch Fragezeichen.

1. FC Nürnberg FCN CLUBFOKUS News Schweinfurt Analyse Miroslav Klose
Foto: DO IT NOW Media

Standortbestimmung

Bisher testete der 1. FC Nürnberg „nur“ gegen unterklassige Teams aus Hersbruck und Schwäbisch Hall. Insofern war das Freundschaftsspiel gegen den Drittligaaufsteiger 1. FC Schweinfurt die erste echte Standortbestimmung – sofern man vor dem Trainingslager überhaupt davon sprechen kann. Dennoch ging der FCN als klarer Favorit in das Match gegen die Schnüdel, die in der vergangenen Saison noch gegen die Nürnberger Zweitvertretung aufliefen.

Erste Elf?

Auch die Nürnberger Startaufstellung sah diesmal deutlich mehr nach einer Formation aus, die aktuell die Nase vorn haben dürfte. Daraus lässt sich auch ableiten, dass man weiterhin mit drei etatmäßigen Innenverteidigern plant – und dass eine Doppelspitze wohl die bevorzugte Besetzung im Sturm bleibt.

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Die FCN-Aufstellung von Minute 1-60.

FCN-Niederlage

Der Club begann mit viel Ballbesitz, geriet aber nach zwölf Minuten durch eine schwach verteidigte Flanke in Rückstand – Tranziska traf für Schweinfurt. Stepanovs Ausgleich in der 57. Minute konterten die Gäste durch Endres, der in der 64. Minute den 2:1-Endstand aus FCN-Sicht erzielte. Gespielt wurden zweimal 60 Minuten.

Hohes Pressing

Im Vergleich zur Vorsaison war vor allem das sehr hohe Nürnberger Pressing auffällig. So stellten die Cluberer beim gegnerischen Abstoß beide Sechser Mann gegen Mann zu. Auch die Schienenspieler und etwa Ondrej Karafiat verteidigten weit nach vorne heraus. Allgemein waren viele Mannorientierungen zu sehen – auch bei gegnerischen Einwürfen.

Dass dies nicht immer funktionierte, zeigte sich ebenfalls: Schweinfurt gelang es nach und nach, das hohe Anlaufen immer wieder zu überspielen. Neben Tom Baack entstanden in der ersten Hälfte einige Freiräume, die nicht konsequent geschlossen wurden. Auch das 5-2-3-Mittelfeldpressing aus der Vorsaison war zu sehen – mit dem Ziel, konsequent von innen nach außen zu verteidigen. Die Flanke vor dem 0:1 verteidigte man jedoch in der eigenen Box ungenügend und schlecht gestaffelt – gleich mehrere Schnüdel standen frei.

FCN-Spielaufbau

Im Spielaufbau schob – vor allem im ersten Durchgang – häufig einer der drei Innenverteidiger nach vorne. Fabio Gruber fand hierbei immer wieder gute Räume und streute einige Offensivläufe ein. Daraus ergab sich eine 2-1-Staffelung in der ersten Hälfte, mit Tom Baack als erster Anspielstation vor Knoche und Karafiat. Justvan und Lubach sollten dagegen oft die Tiefe belaufen. In der zweiten Hälfte baute man häufiger zu dritt auf, wobei die Sechserrolle dann etwas dynamischer und offensiver interpretiert wurde.

Luft nach oben

Im Übergangsspiel überlud der FCN häufig die Halbräume. Auch ein situatives Abkippen von Semir Telalovic auf den linken Flügel war zu sehen. Gelang der Vorstoß ins letzte Drittel, schlug man auch die ein oder andere Flanke – etwas, das in der vergangenen Saison eher selten vorkam. Dennoch blieb vieles Stückwerk. Weder die Positionierungen noch die Abläufe wirkten so, als würden sie dem Anspruch des Trainerteams genügen. Presste Schweinfurt höher, schlichen sich zu viele Fehler im Spielaufbau ein. Dennoch hätte man das ein oder andere Tor mehr erzielen können: Rafael Lubach scheiterte nach einem Tiefenlauf, Semir Telalovic nach früher Balleroberung.

Zähe Vorstellung

Nach der Pause wurde sichtbar, dass diese Konstellation der Mannschaft so noch nicht zusammengespielt hatte. Gegen tief stehende Schweinfurter im 4-4-2 bot sich den Zuschauern am Max-Morlock-Platz eine zähe, unspektakuläre Partie.

Die FCN-Aufstellung von Minute 1-60.
Die FCN-Aufstellung von Minute 61-120.

Licht und Schatten

Einzelne individuelle Leistungen stachen dennoch hervor. Tom Baack präsentierte sich oft anspielbar und mit schnellen Lösungen im ersten Kontakt – verlor jedoch auch einige Bälle in Zonen, in denen man das vermeiden sollte. Neuzugang Noah Maboulou deutete im zweiten Durchgang seine Dynamik und gute Ansätze an – ebenso wie der erst 17-jährige Kristian Mandic, der als Linksfuß auf halbrechts in der Dreierkette agierte. Weniger überzeugend war hingegen der Auftritt von Florian Flick. Auch Nick Seidel hinterließ keinen bleibenden Eindruck. Artem Stepanov war nur wenig ins Offensivspiel eingebunden, erzielte aber immerhin den einzigen Nürnberger Treffer.

Nur ein Testspiel

Nach 120 Minuten war es sicher keine Leistung, die dem Trainerteam gefallen haben dürfte – vor allem nach der Pause flachte das Spiel merklich ab. Welche Schlüsse man daraus zieht? Im Trainingslager wartet noch viel Arbeit. Überdramatisieren sollte man das Testspiel dennoch nicht. Dass im Mittelfeld zusätzliche Qualität gut tun würde, ist keine neue Erkenntnis – wurde gegen Schweinfurt aber erneut sichtbar.