Schnell & groß, aber „Probleme im Timing“ – Neuer Verteidiger für den FCN

Luka Lochoshvili ist offenbar der gesuchte Wunschverteidiger des FCN. Rein nach Spielerprofil könnte es passen.

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Fotos: US Salernitana | DO IT NOW Media

Hat der 1. FC Nürnberg seinen Wunsch-Innenverteidiger gefunden?

Laut dem italienischen TV-Journalisten Gianluigi Longari steht der Club kurz vor einer Verpflichtung von Luka Lochoshvili vom Serie-A-Aufsteiger US Cremonese. Nach BILD-Informationen soll der 27-jährige Georgier zeitnah einen Vertrag unterschreiben und bereits im Trainingslager in Südtirol zum Team stoßen.

Lochoshvili bringt Erfahrung aus der Serie A und der österreichischen Bundesliga mit und absolvierte bereits 23 Länderspiele für Georgien. Zuletzt spielte er jedoch zwei Jahre lang in der zweiten italienischen Liga.

Ähnlich wie Neuzugang Mikael Biron war auch Lochoshvili in der abgelaufenen Rückrunde ausgeliehen – in seinem Fall zu US Salernitana. Dort kam er auf 18 Einsätze, zuvor siebenmal für Cremonese. Den Abstieg in die Serie C konnte er mit Salernitana in den Playoffs nicht verhindern. Nun steht der Wechsel in die 2. Bundesliga bevor.

Stark, robust – und etwas ungestüm

Mit 1,92 Metern Körpergröße bringt Lochoshvili eine starke physische Präsenz mit. Luka Lagvilava, Experte für den georgischen Fußball, beschreibt ihn im Gespräch mit CLUBFOKUS als „echte physische Erscheinung“. Auch deshalb sei er „stark im Zweikampf“ – was auch die Daten bestätigen: In den letzten beiden Serie-B-Spielzeiten gewann er 74 Prozent seiner Defensivduelle.

Gerade in einer Dreierkette, wie sie Miroslav Klose bevorzugt, sind Halbverteidiger gefordert, proaktiv nach vorne zu verteidigen und den Raum zwischen den Linien zu schließen. Lochoshvili bringt diese Bereitschaft mit – allerdings nicht immer mit dem nötigen Feingefühl. „Eines seiner Hauptprobleme ist das Timing und die Antizipation“, so Lagvilava. „Er neigt dazu, etwas zu aggressiv auf Balleroberungen zu gehen.“

Ein erfahrener Nebenmann – wie Kapitän Robin Knoche – könne daher wichtig für ihn sein: „Wenn er jemanden an seiner Seite hat, der die Linie führt, kann das gut funktionieren.“ Insgesamt sei sein Stellungsspiel aber „ordentlich“.

Trotz der Größe und überdurchschnittlicher Erfolgsquote beschreibt Lagvilava das Kopfballspiel des Verteidigers als „nicht überzeugend“.

Ballträger mit Tempo

Auffällig ist Lochoshvilis Spiel mit dem Ball. In der vergangenen Serie-B-Saison führte er die Rangliste der Innenverteidiger bei progressiven Läufen an – über zwei pro 90 Minuten. Das passt zum FCN-Stil: Das Trainerteam fordert von seinen Halbverteidigern viel Aktivität mit Ball, etwa durch das bekannte „Spielen und Gehen“. Auch hier sieht Lagvilava gute Voraussetzungen: „Er ist gut am Ball.“

Positiv hinzu kommt: Lochoshvili ist Linksfuß, verfügt über Erfahrung in einer Dreierkette, kann aber auch in einer Viererkette agieren. In der Nationalmannschaft unter Willy Sagnol kam er teils sogar als Linksverteidiger zum Einsatz, was sein Spiel mit Ball zusätzlich geschärft habe. Bei Salernitana agierte er als breiter linker Halbverteidiger, von wo aus er das Spiel mehr über Läufe als durch progressive Pässe, in denen er eher Durchschnitt ist,  anschob.

Schnell, aber nicht günstig

Dass Lochoshvili trotz seines Abstiegs mit Salernitana begehrt bleibt, liegt auch an seinem Profil: Nationalspieler, Linksfuß, Erstliga-Erfahrung – und Tempo. Bei der EM 2024 wurde seine Höchstgeschwindigkeit mit 33,6 km/h gemessen. Laut Lagvilava bringt er alles mit, „um sich gut in der 2. Bundesliga einzufügen – sowohl vom Spielstil als auch vom Tempo her.“ Zumal er auch gut im Umschalten sei.

Allerdings hat ein solches Profil seinen Preis: mit einer kolportierten Ablösesumme von rund einer Million Euro wäre Lochoshvili  der bislang teuerste Transfer des FCN in diesem Sommer. Klar ist also: Man scheint sich ziemlich sicher zu sein, dass der Georgier die Club-Defensive auf ein neues Level heben kann. Rein nach Profil scheint es zu passen. Ob auch die Qualität für die Nürnberger Ambitionen dazu genügt, wird sich zeigen.