Aus dem Nichts
Zuletzt war es in Sachen Neuzugänge beim 1. FC Nürnberg relativ ruhig geworden. Ein linker Innenverteidiger galt als oberste Priorität. Nun kommt es jedoch anders: Mit Noah Maboulou verpflichtet der FCN einen Angreifer, der zuvor im Nachwuchsleistungszentrum von Stade Rennes ausgebildet wurde. In U19 und zweiter Mannschaft erzielte er in 81 Einsätzen 31 Tore. Seine Pflichtspieleinsätze im Herrenbereich beschränken sich allerdings auf die fünfthöchste französische Liga, wo er in der vergangenen Saison in 20 Partien acht Treffer erzielte.
Jamestown-Transfer?
Die Verpflichtung eines hierzulande weitgehend unbekannten Spielers legt nahe, dass die neue Kooperation mit Jamestown Analytics eine Rolle spielte. Auf seiner Website berichtet der FCN, man habe Maboulou seit „einiger Zeit“ auf dem Schirm – und sich vor Kurzem persönlich ein Bild gemacht. Beim Maurice-Revello-Turnier beobachtete man den 20-Jährigen in Diensten der U20 Kongos. Der Club beschreibt das Turnier als eines der hochwertigsten im Nachwuchsfußball – gleich hinter der U21-EM. Die Unterschiede zwischen beiden Wettbewerben sind jedoch fairerweise dennoch erheblich.
FCN überzeugt
Beim Turnier konnte Maboulou die Nürnberger Verantwortlichen offenbar überzeugen. Zwar schied der Kongo in einer Gruppe mit Dänemark, Mexiko und Japan als Letzter aus, doch im Spiel um Platz sieben gegen Panama erzielte Maboulou per Elfmeter das entscheidende Tor – sein einziger Treffer im Turnierverlauf.
Maboulous Qualitäten
Ein Blick auf seine Turnierdaten lässt vermuten, dass er den Club insbesondere durch seine 1-gegen-1-Qualitäten überzeugte: Mit über drei Dribblings pro 90 Minuten und einer Erfolgsquote von 60 % lieferte er in diesem Bereich starke Werte. Deutlich weniger positiv fiel hingegen seine Passquote aus – sie lag bei lediglich 62 %.
Die Daten legen nahe, dass Maboulou mit dem Ball am Fuß wenig Kreativität im Passspiel einbringt, dafür aber in der Lage ist, den Ball über längere Distanzen zu tragen – über zwei vertikale Ballführungen pro 90 Minuten sprechen dafür.
Trickreich mit Schwächen
Maboulou ist kein klassischer Strafraumstürmer. Er lässt sich gerne auf den Flügel fallen, sucht von dort aus das Dribbling, agiert trickreich und nutzt seine Geschwindigkeit. Dabei setzt er auch seinen schwächeren Fuß häufig ein und kann sowohl links als auch rechts vorbeiziehen. Seine Entscheidungsfindung ist allerdings noch stark ausbaufähig – oft verpasst er den richtigen Moment für das Abspiel. Das erklärt mitunter auch seine schwache Quote bei Offensivduellen (nur 20 % gewonnen) während des Turniers. Informationen und Daten zu ihm sind ansonsten eher spärlich – nicht zuletzt wegen der niedrigen Spielklasse, aus der er kommt.
Weiteres Talent
Ob der physisch starke Noah Maboulou ein echtes Upgrade gegenüber den bisherigen Nürnberger Stürmern darstellt, bleibt abzuwarten. Seine bisherige Vita lässt das zumindest nicht auf den ersten Blick vermuten. Gleichzeitig geht der FCN mit der ablösefreien Verpflichtung kein Risiko ein – eine Garantie für Tore erhält man allerdings auch nicht.
„Wir sehen in Noah Potenzial und wollen ihn gemeinsam mit unserem Trainerteam weiterentwickeln“, erklärt Sportvorstand Joti Chatzialexiou. Maboulou selbst kündigt an: „Ich möchte jeden Tag hart arbeiten, um ein besserer Stürmer zu werden.“