Zünglein an der Waage
Für den 1. FC Nürnberg geht es am letzten Spieltag „nur“ noch um die Frage, ob man die Saison auf dem zehnten oder elften Tabellenplatz beenden wird. Für FCN-Gegner Eintracht Braunschweig geht es hingegen um deutlich mehr.
Derzeit rangiert man auf dem 16. Rang, könnte aber mit einem Sieg gegen die Klose-Elf noch an Münster und Fürth vorbeiziehen. Die Eintracht präsentierte sich zuletzt in guter Verfassung und blieb sechs Spiele ungeschlagen, ehe man am vergangenen Wochenende chancenlos mit 0:3 in Elversberg unterlag.
Kurios
Braunschweig sieht gegen Topteams aus der 2. Bundesliga oftmals besser aus als gegen die vermeintlich kleineren Mannschaften. So konnten sie beispielsweise zweimal gegen den HSV gewinnen und auch Paderborn sowie Kaiserslautern in der Rückrunde besiegen. Das liegt vor allem an ihrer eher reagierenden Spielweise.
Die Löwen setzen je nach Verteidigungshöhe zumeist auf ein 5-3-2 oder 5-2-3 gegen den Ball und definieren sich über sehr schnelle Konterangriffe. Sobald es möglich ist, attackieren sie die Tiefe – vor allem durch Philippe, der 10 seiner 13 Saisontore gegen die Top-Teams der Liga erzielte. Insgesamt war der Franzose an 59 % aller BTSV-Treffer beteiligt – Bestwert unter allen 56 Teams im deutschen Profi-Fußball.
Klare Stärken
Die Stärken Braunschweigs im Umschaltspiel sind offensichtlich – sie geben nicht zufällig die zweitmeisten Abschlüsse der Liga nach Kontern ab, haben aber abgesehen davon Schwierigkeiten im eigenen Ballbesitz und kassierten ligaweit die meisten Gegentreffer nach Ballverlust (17).
Deshalb agiert mit Sven Köhler derzeit ein gelernter Mittelfeldspieler im Zentrum der Dreierkette, um Pressingresistenz und Ballsicherheit ins Löwen-Spiel zu bringen. Auch Ex-Cluberer Lino Tempelmann konnte in seiner offensiv interpretierten Box-to-Box-Rolle bereits acht Scorerpunkte beisteuern.
Besondere Umstände
Da Braunschweig unter Zugzwang steht und der FCN in keiner guten Form anreist, kann man davon ausgehen, dass die Eintracht von Beginn an das Spiel sehr aktiv angehen wird. Auch ein mannorientiertes Angriffspressing erscheint gegen den zuletzt dafür anfälligen Club denkbar.
Umso wichtiger sind auf Nürnberger Seite gut aufgelegte Spieler, die diese Situationen auflösen können: Caspar Jander, Berkay Yilmaz und Co. Wenn das gelingt, ist der BTSV unter anderem in den defensiven Halbspuren verwundbar und hat mit 60 Gegentoren die zweitmeisten der Liga kassiert. Um diese Schwächen nutzen zu können, braucht es jedoch einen formverbesserten Club.