Die alte Leier: FCN-Niederlage bestärkt bekannte Erkenntnisse

Lange Zeit schien es ein perfektes Wochenende für den 1. FC Nürnberg zu werden. Doch dann offenbarten sich altbekannte Probleme, die nun das Saisonziel gefährden.

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Fast perfekter Tag

Es hätte ein perfekter Tag werden können. In beeindruckender Form feierten die Fans des 1. FC Nürnberg über dieses Wochenende hinweg den 125. Geburtstag ihres Clubs. Die sportliche Krönung dieses Jubiläums blieb durch die 1:3-Heimniederlage gegen die SV Elversberg aus.

Niederlage nach 1:0-Führung

Dabei schien Janis Antistes Fallrückzieher zur zwischenzeitlichen Führung ein würdiges Tor für diesen besonderen Tag zu sein. Doch daraufhin folgte die „alte Leier“. Denn bereits zum fünften Mal in den letzten neun Spielen konnte der FCN eine 1:0-Führung nicht in drei Punkte ummünzen. Viermal setzte es eine Niederlage, in der Vorwoche in Düsseldorf ein Unentschieden nach einer Drei-Tore-Führung. Über die ganze Saison verlor keine Mannschaft der 2. Bundesliga häufiger nach Führung als der Club (7-mal).

Ruhender Ball lässt Spiel kippen

Ebenfalls das Prädikat „alte Leier“ trägt die Art und Weise, wie die Mannschaft von Trainer Miroslav Klose diese Führung hergab. Denn nachdem sie über weite Phasen aus dem Spiel heraus dem Gegner nur wenige Torchancen gewährte – Elversbergs Chancenqualität und -quantität war so gering wie selten in dieser Saison – geriet das Spiel durch eine altbekannte Schwäche ins Wanken: einen ruhenden Ball des Gegners.

Diesmal allerdings nicht, indem man eine Hereingabe nicht abwehren konnte. Sondern vielmehr, weil man eine Ecke derartig tief mit versammelter Mannschaft verteidigte, dass man die SVE förmlich dazu einlud, den Rückraum zu bespielen und den Fernschuss zu nehmen. Dass Elias Baum den Ball dann so perfekt im Kreuzeck versenkte, ist aus dieser Position nicht unbedingt zu erwarten. Doch wenn ein Gegenspieler so frei zum Abschluss kommt, darf man sich nicht wundern.

Keine Impulse von der Bank

In der 63. Minute ging die SV Elversberg mit 2:1 in Führung. Dass der FCN danach kaum noch Gefahr entfachte – in Zahlen: fünf Abschlüsse mit einer kumulierten Torwahrscheinlichkeit von 15 % – ist ebenfalls kein unbekanntes Phänomen. Offensichtlich fehlen die Alternativen von der Bank, um ein Spiel nochmal in eine andere Richtung zu lenken.

Diese Erkenntnis konnte man diesmal schon mit Veröffentlichung des Spielberichtsbogens gewinnen. Denn von neun Einwechselspielern waren sieben für die Defensive, einer fürs Mittelfeld und lediglich einer für die Offensive geeignet. Auch hier darf man die Auswahl des Trainerteams hinterfragen. Die zuletzt eingewechselten Angreifer Lukas Schleimer und Janni Serra blieben auf der Tribüne, während der monatelang vom Spieltagskader fern gebliebene und keine Rolle mehr spielende Benjamin Goller plötzlich wieder im Kader stand. Maßnahmen, die nicht unbedingt logisch erscheinen. Insbesondere, wenn man im Nachwuchs über talentierte Stürmer verfügt.

Deutliches Signal an Villadsen

Ebenfalls keine neue Erkenntnis ist, dass Oliver Villadsen in den letzten Wochen in der Gunst seines Trainers sank. Nachdem der dänische Außenverteidiger seinen Stammplatz an Tim Janisch abgeben musste und sich zwischenzeitlich Kritik von Klose anhören musste, kann man das jüngste Spiel als eindeutiges Signal verstehen. Einerseits, weil Janisch auf der rechten Schiene derzeit nicht seine beste Form zeigt und trotzdem weiterhin unangefochten auf der rechten Schiene beginnen darf.

Und andererseits, weil Villadsen bei der Einwechslung einem Spieler wie Benjamin Goller vorgezogen wurde, der nicht nur positionsfremd ist, sondern sein Kader-und Einsatz-Comeback seit einem halben Jahr feierte. Bestimmt kann man Gollers Einwechslung als Entscheidung für eine offensivere Variante bei Rückstand verstehen. Trotzdem sollte es Villadsen zu denken geben, dass ihm ein Spieler vorgezogen wurde, der offensichtlich keine Zukunft mehr in Nürnberg hat.

Saisonziel in Gefahr

Freilich ist es auch ein Stück weit unglücklich , dass der Gegner sich mit seinen wenigen Chancen so effizient präsentierte. Und trotzdem tut der 1. FC Nürnberg gut daran, die Schuld in erster Linie bei sich selbst zu suchen. Indem Klose von einer 1:3-Niederlage spricht, die „völlig in Ordnung“ geht, beweist er Selbstkritik.

Bei der dritten Heimniederlage in Folge und nur vier Punkten aus den vergangenen sechs Spielen bleibt dem Trainer allerdings auch wenig anderes übrig. Denn der aktuelle Trend gefährdet das Saisonziel einer einstelligen Tabellenplatzierung bei nun drei Punkten Rückstand auf Rang neun und birgt die Gefahr, eine eigentlich ruhige Saison mit hoffnungsvollen Höhepunkten nun mit einem schlechten Gefühl enden zu lassen.