Der FCN liefert den letzten Beweis – für mehrere Dinge

Wieder eine große Chance verpasst, wieder eine Führung verspielt und wieder wackelt die Defensive: der 1. FC Nürnberg „verliert“ das Spiel mit 3:3 in Düsseldorf, gewinnt dafür einige Erkenntnisse.

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Foto: DO IT NOW Media

Große Chance mehrfach verpasst

Hannover, Regensburg, Paderborn und nun Düsseldorf. Dies waren Spiele, in denen der 1. FC Nürnberg mit einem Sieg auf drei, teilweise sogar auf zwei Punkte an den Aufstiegsrelegationsplatz hätte herankommen können. Obwohl man in jedem dieser Spiele mit 1:0 in Führung ging, änderte dies nichts daran, dass man dreimal verlor und jüngst gegen Fortuna Düsseldorf eine 3:0-Führung nur zu einem 3:3-Remis reichte. 

Damit lieferte der FCN wohl den endgültigen Beweis, dass es in dieser Saison schlichtweg nicht für die obersten Plätze reicht. Denn in keinem dieser vier Spiele gelang der entscheidende Schritt. Dass rückblickend sogar ein einziger Sieg gereicht hätte, um auch nach dem 31. Spieltag vom Aufstiegsrelegationsplatz träumen zu dürfen, zeigt einerseits die Unberechenbarkeit dieser 2. Bundesliga und andererseits, welche große Chance die junge Mannschaft von Trainer Miroslav Klose verpasste. 

Licht und Schatten des FCN

„Ich weiß, dass wir gute Arbeit geleistet haben. Aber ich weiß auch, was den Jungs noch fehlt“, sagte Klose nach der Partie am Sky-Mikrofon. Über eine Stunde lang konnte man sehen, was diese Mannschaft auszeichnet. Gegen die mannorientierten Pressingversuche der Fortuna fand man immer wieder flache Lösungen: zahlreiche Bewegungen, Positionswechsel und das bekannte Spielen und Gehen offenbarten große Lücken bei den Gastgebern. Mit höherer Präzision im Übergangsspiel hätte man sogar früher und häufiger klare Torchancen herausspielen können, als es bei allen drei Nürnberger Treffern, denen jeweils eine Balleroberung vorausging, der Fall war. 

Nach dem 3:0 in der 61. Minute durch Julian Justvan folgte jedoch, „was den Jungs noch fehlt“. Es war nicht nur der letzte eigene Abschluss dieser Partie, sondern es folgten auch zwölf weitere Abschlüsse der Düsseldorfer. Mit dem 1:3-Anschlusstreffer, ebenso resultierend aus einer Standardsituation wie das nur drei Minuten spätere 2:3, brach das über 60 Minuten hart erarbeitete Gebilde zusammen. Von Ballsicherheit und schnellen Umschaltangriffen war nichts mehr zu sehen, Pass- und Ballbesitzquoten sanken um jeweils über zehn Prozent. 

Defensive weiterhin großes Problem

Warum ist das schlimm? Weil der 1. FC Nürnberg das tiefe Verteidigen nicht beherrscht. Während man zuvor in einem aktiven Mittelfeldpressing wenig bis nichts zuließ, verfiel man nahe dem eigenen Tor in Panik. Statt die Räume zu kontrollieren, wurde zu sehr auf den Ball geachtet, teils nur zugeschaut. Gegen eine derart boxstarke Fortuna, die kaum andere Mittel als Flanken und Standards hatte, war dies umso fataler. „Irgendwann kommt der Punkt, wo du dazulernen musst“, kritisiert Robin Knoche das Abwehrverhalten und fehlende Aggressivität. 

Für den Club war dieses 3:3-Remis bereits das zehnte Mal in dieser Saison, dass man mindestens drei Gegentore kassierte. Die zu Beginn der Rückrunde hervorgehobenen Verbesserungen in der Defensive sind längst passé, zumindest statistisch. Schon jetzt liegt der Wert der gegnerischen Chancenqualität und -quantität (xG) genauso (je nach Datenanbieter zumindest ähnlich) hoch wie in der gesamten Hinrunde – nur der Tabellenletzte Jahn Regensburg lässt in der Rückrunde mehr zu. Der Unterschied zur Hinrunde: Diesmal kassierte man aus statistisch vergleichbaren Torchancen des Gegners neun Gegentore weniger, profitierte von etwas Spielglück und einem starken Jan Reichert. 

Richtige Schlüsse ziehen

Auch wenn diese Statistik zunächst überwältigend wirkt, sind es oft Kleinigkeiten oder kurze Phasen, die Großes bewirken. Seien es zehn Minuten in Regensburg, 15 Minuten gegen den HSV oder nun zehn Minuten in Düsseldorf. „Es geht immer weiter“, sagt Klose nach dem Remis in Düsseldorf. Nun gilt es, vor allem mit Blick auf die neue Saison, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, was dieser Mannschaft noch fehlt. „Daran wollen wir arbeiten“, gibt sich Klose nicht zufrieden und will „immer mehr“.

Für diese Saison scheint jedoch zunächst nur ein Platz im Tabellenmittelfeld drin zu sein. „Man hat einfach gesehen, dass wir noch nicht so weit sind“, stellt Julian Justvan fest, betont in Bezug auf das 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf aber auch: „70 Minuten können wir positiv sehen. Den Rest eher negativ.“