Emreli statt Flick
Während bei der Nürnberger Generalprobe gegen den FC Ingolstadt noch Florian Flick von Beginn an auf dem Feld stand, war es beim Rückrundenauftakt gegen den KSC Mahir Emreli. Eine „Bauchentscheidung“, die FCN-Trainer Miroslav Klose unter anderem als Anpassung an den Gegner erklärte. Ansonsten gab es keine Überraschungen in der Startelf, auch bei den Gästen nicht. Neuzugang Mikkel Kaufmann stand von Beginn an neben Ex-Cluberer Fabian Schleusener in der Startelf. Erwähnenswert ist jedoch, dass mit Lukas Schleimer lediglich ein nomineller Offensivspieler bei den Franken auf der Bank Platz nehmen durfte.
Kontrollierter FCN
Von Beginn an verzeichnete der Club klare Feldvorteile und hatte zwischenzeitlich deutlich über 70% Ballbesitz gegen die Badener, die sich auf ein sehr kompaktes und zugleich abwartendes 4-4-2 gegen den Ball fokussierten. Lediglich beim Nürnberger Torabstoß schob der KSC in ein 4-1-3-2 und stellte den Spielaufbau hoch zu, ansonsten fand man keine Pressingauslöser. „Wir waren sehr, sehr passiv“, bestätigte ein unzufriedener Christian Eichner nach der Partie. Bis auf in den ersten Minuten, als beispielsweise Finn Jeltsch die ein oder andere Unsicherheit am Ball offenbarte, dominierte die Klose-Elf das Spiel entsprechend – ohne sich viele klare Abschlüsse zu erspielen.
Halbverteidiger entscheidend
Gegen das 4-4-2 setzte der Club auf einen 3-1-Aufbau. Diesen gestaltete man extrem geduldig bis Jander oder einer der beiden Halbverteidiger andribbeln konnte. Waren Jeltsch oder Karafiat frei, suchten sie den Weg nach vorne – entweder durch das bekannte „Spielen und Gehen“ oder durch das Laufen in den freien Raum. In der Folge verlor der ansonsten gut verteidigende Gast die Struktur, sodass entweder der Steil-Klatschball auf einer der beiden Stürmer oder der Pass in den Halbraum auf Justvan und Co. möglich war.
Einige der gefährlichen Nürnberger Aktionen resultierten daraus – auch das Führungstor durch Tzimas in der 36. Minute. Jeltsch dribbelt an, kommt mit Spielen und Gehen nach vorne und spielt auf Justvan. Durch die engen Abstände gewinnt man den Ball im Gegenpressing sofort zurück, sodass Justvan erneut an den Ball kommt. Dessen Distanzschuss kann Torhüter Weiß nicht festhalten, sodass Tzimas den Abstauber gekonnt zur Führung vollendete. Weiß ließ ohnehin viele Bälle prallen, der FCN setzte aber auch stets mit viel Personal gut nach. „Wir haben viele Sachen gutgemacht, waren nicht greifbar und hatten viele Positionswechsel“, zeigte sich auch Miroslav Klose zufrieden.
Sehr stabil
Die Nürnberger Defensive war in der Hinrunde das Sorgenkind. Am 18. Spieltag verteidigte man aber sehr diszipliniert und gestand Karlsruhe aus dem Spielaufbau heraus so gut wie nichts zu. Gegen den Ball formierte sich der Tabellenelfte in einem 5-2-3. Da die eigenen Schienenspieler Soares und Villadsen mit ihren Gegenspielern Burnic und Wanitzek sehr tief gebunden waren, ließ man den Pass auf den gegnerischen Außenverteidiger zu. In der Folge deckte man aber gut durch, sodass der KSC selten in Richtung Gefahrenbereich kam.
Bei einem dieser wenigen Momente erkannte man jedoch die Qualität des zuvor Zweitplatzierten. Der 17-Jährige Pedrosa darf mit einem freien Fuß flanken, in der Mitte unterliegt Knoche Schleusener im Luftzweikampf deutlich. Da auch Reichert nicht mehr an den Ball kam, glich der KSC somit kurz vor der Pause mit dem ersten Torschuss aus. Es war zugleich das 14. Karlsruher Saisontor nach Hereingabe.
Aktiver FCN
Wer nun dachte, dass der KSC nach der Pause mutiger werden würde, sah sich getäuscht. Stattdessen dominierte der Club vor allem die Phase nach dem Wiederanpfiff. Durch gezielte Überladungen kam man häufig in den Rücken der Karlsruher Außenverteidiger, die Hereingaben fanden jedoch keinen Abnehmer. Durch das sehr engmaschige Netz, das man im Ballbesitz spannte, war man zudem im Gegenpressing sehr gut positioniert, sodass die große Karlsruher Stärke im Umschaltspiel zunächst nicht zu sehen war. Auch, weil sich Jander sehr eng vor der Dreierkette positionierte und sich wenig nach vorne einschaltete.
Wildes Spiel
Dies änderte sich jedoch nach etwa einer Stunde. Der FCN verlor im Spielaufbau etwas die Geduld, wartete nicht mehr, bis der freie Mann gefunden wurde, sondern wollte es „erzwingen“. Dadurch öffnete sich das Spiel ein wenig. Auch die Mannschaft von Christian Eichner kam dadurch häufiger in aussichtsreiche Situationen, schaffte es aber – ähnlich wie der FCN – nicht, diese sauber auszuspielen. Klare Abschlusssituationen waren deshalb kaum zu sehen.
Matchwinner Flick
Durch die Einwechslung von Florian Flick erhoffte sich Miroslav Klose, wieder mehr Balance in das Spiel zu bringen. Tatsächlich fand der Vize-Kapitän sich von Beginn an gut ein, hielt den Raum vor der Abwehr und spielte zudem den ein oder anderen guten Ball. Bei einer gegnerischen Umschaltsituation kam er zwar kurz vor Schluss nicht hinterher, dies ist aber im Nachhinein egal. Denn nach einer Villadsen-Ablage nahm er Maß und erzielte mit einem Traumtor den vielumjubelten 2:1-Siegtreffer.
Reifer FCN
Das Nürnberger Spiel war gegen sehr kompakte Gäste kein Feuerwerk, was klare Chancen anbelangt. Man kontrollierte die Partie aber über fast die gesamte Spielzeit und verhinderte die Karlsruher Stärken im Umschalten und bei Hereingaben weitgehend. Offensive Impulse von der Nürnberger Bank waren erneut Mangelware, aber das ist ein anderes Thema. Alles in allem war es eine reife Leistung, durch welche man sich den Last Minute-Erfolg in den 90 Minuten erarbeitet hatte. Oder, um es mit den Worten des KSC-Trainers Eichner zu sagen: „Ein verdienter Heimsieg.“