Zwischen Licht und Schatten: FCN mit Arbeitssieg

Beim wichtigen Heimerfolg gegen Braunschweig zeigt der FCN, was ihn stark macht, was besser war als in den Vorwochen, aber auch viel Luft nach oben.

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Foto: DO IT NOW Media

Nürnberger Risikominimierung

Der FCN setzte im letzten Spiel des Jahres 2024 erwartungsgemäß auf die Formation aus der zweiten Halbzeit gegen Köln. Florian Flick startete somit erstmals seit drei Monaten und ersetzte Mahir Emreli. Zudem rückte Tim Janisch für den angeschlagenen Oliver Villadsen in die Partie. Alleine dadurch konnte man erahnen, dass nach den vielen Gegentoren der letzten Wochen das „zu-Null“ eine wichtige Komponente der Spielvorbereitung war. Ebenfalls rückte Finn Jeltsch nur selten mit Ball nach vorne. Flick hielt zudem über weite Phasen seine Position, sodass die Klose-Elf häufig eine 3-1-Konterabsicherung hatte. Dadurch konnte man die größte Stärke der Gäste – das offensive Umschaltspiel – nahezu komplett verhindern. Auch Rayan Phillippe, der in der Saison die meisten Schüsse aller Zweitligsten abgab, hatte man gut im Griff.

Vielversprechender Angriff

Die ersten Nürnberger Minuten wirkten vielversprechend. Nach nicht einmal drei Minuten zeigte man, wie es hätte gehen können. Yilmaz erhält auf der linken Seite den Ball, spielt den Ball an der Grundlinie entlang in den freien Raum. Diesen beläuft Castrop und leitet den Ball weiter auf den in die Tiefe startenden Yilmaz. Nach einem weiteren Doppelpass mit Jander ist die Freiburger Leihgabe durch. In der Mitte stand Tzimas, der jedoch von zwei Braunschweigern gedeckt war, während Justvan im Rückraum völlig blank lauerte. Yilmaz versuchte aber, den Ball auf die Nürnberger Nummer „9“ zu spielen, scheiterte jedoch am Gästekeeper. Und dennoch war es eine Situation, die die Nürnberger Stärken gut zeigte. Flügel überladen, Spielen und Gehen, auf der Außenbahn durchkombinieren, um dann den Ball in die Mitte oder auf die andere zu Seite spielen.

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Der Club zeigte in dieser Situation, was ihn stark macht. Das lies man danach gegen das 5-2-3 der Gäste aber erst einmal vermissen.

Viel Leerlauf

In der Folge stockte der Nürnberger Motor jedoch, sodass zunächst wenig Torraumszenen im Max-Morlock-Stadion bestaunt werden durften. Die Verbindung zwischen Defensive und Offensive war nicht immer ideal. Der FCN schaffte es auch nicht mehr, sich an den Flügeln durch zu kombinieren, verlor ein wenig die Geduld und spielte stattdessen unnötige lange Bälle. So dauerte es tatsächlich bis zur 29. Minute, ehe Justvans Freistoß der erste Nürnberger Abschluss der Partie war. Deutlich druckvoller war jedoch die Nürnberger Schlussphase des ersten Durchgangs. Immer wieder kam man über die Flügel in die Halbräume und dadurch auch in die gegnerische Box. Zweimal Tzimas und Justvan vergaben jedoch aus aussichtsreichen Situationen.

FCN-Umstellung

Eine Umstellung nahm der FCN während der ersten Halbzeit auch vor. Diese fand im Spiel gegen den Ball statt, wo man sich allgemein verbessert zeigte, wenngleich der Gegner es einem auch deutlich einfacher machte als Köln und Co. aus den Vorwochen. Die eigenen Schienenspieler Yilmaz und Janisch pressten in der ersten Halbzeit sehr hoch. Zu Beginn des Spiels agierte lediglich Flick als Sechser vor der Abwehr, davor positionierten sich Castrop, Jander und Justvan auf einer Höhe hinter der Sturmspitze Tzimas, sodass sich ein 3-3-3-1 ergab. Gegen die Gäste, die ihr Spiel häufig aus dem 4-1-2-3 heraus aufbauten, stellte man im Laufe des ersten Durchgangs um und rückte Jander um eine Position nach hinten, der in der Folge neben Flick verteidigte.

Verdiente Führung

Der Club spielte unter dem Strich keine berauschende erste Halbzeit, sondern hatte eine lange Leerlauf-Phase. Den Schwung der Schlussphase von Halbzeit eins konnte man aber auch nach der Pause zunächst aufrechterhalten. Einen schnell ausgeführten Freistoß von Justvan verwertete Tzimas eiskalt in der 49. Minute. Gegen angeschlagene Gäste schien man nun, in Richtung Entscheidung drängen zu können. Vor allem, da sich Braunschweig mit einer sehr uncleveren gelb-roten Karte von Conteh (59.) selbst dezimierte.

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Nach der gelb-roten Karte machte der Club viel zu wenig aus seiner Überzahl. Viel zu passiv gegen den Ball und zu fahrig mit. (Foto: DO IT NOW Media)

Passiver FCN

Wer nun dachte, der Club würde das Spiel nach Belieben kontrollieren, sah sich jedoch getäuscht. Genau das Gegenteil war der Fall. Man zog sich zu weit zurück, was ganz und gar nicht nach dem Geschmack von Miroslav Klose war: „Wir waren zu weit aufgefächert und sind nicht aus der Mitte angelaufen. Unsere Innenverteidiger und unser Sechser haben ohne Mann gespielt.“ Anstatt den Gegner schon in der ersten Linie zu attackieren, ließ man den in Unterzahl agierenden Tabellenvorletzten, der nun auf eine Viererkette umstellte, relativ unbedrängt im Aufbau schalten und fiel tief zurück. Auch wenn Braunschweig bis zum Schluss keine wirklich Chance kreieren konnte, blieb es dementsprechend eng. Und wenn, wie auch immer, ein Freistoß oder langer Ball noch durchgerutscht wäre, wäre die Stimmung nach Abpfiff wohl deutlich anders gewesen.

Wichtiger Heimerfolg

Auf der anderen Seite hätte man das Spiel aber dennoch schon früher entscheiden müssen. Die beste Chance vergab der eingewechselte Pick, der auch darüber hinaus alles, aber keinen glücklichen Eindruck hinterließ. Dadurch blieb es bis zum Schluss offen und man musste aus FCN-Sicht unnötig zittern. Über das Verhalten in Überzahl wird man nochmal sprechen müssen. Die Analyse dürfte aufgrund der bevorstehenden Winterpause jedoch etwas kürzer als gewohnt ausfallen. Im Endeffekt ist es ein glanzloser, aber dennoch sehr verdienter Arbeitssieg, der zweifelsfrei sowohl tabellarisch als auch für die Stimmungslage der Kategorie „extrem wichtig“ zuzuschreiben ist. Gleichzeitig dient der aktuelle Nürnberger Leistungsstand als eine gute Basis, um in der Wintervorbereitung die nächsten Schritte anzugehen.

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