Souverän qualifiziert
Seit dieser Spielzeit werden die U17- und U19-Juniorenmeisterschaften in einem neuen Modus ausgespielt. Die Gruppenphase umfasst acht Gruppen mit je acht Teams, wovon sich die ersten drei für die A-Liga qualifizieren, in welcher später um die Deutsche Meisterschaft gespielt wird. Dies gelang der U17 des 1. FC Nürnberg. Mit 30 Punkten landete man souverän auf dem zweiten Tabellenplatz und musste nur dem KSC (33 Punkte) den Vortritt lassen. Ein Garant für den Erfolg war die starke Offensivausbeute mit 47 Toren in 14 Ligaspielen, wodurch es auch verkraftbar war, dass man „nur“ zweimal ohne Gegentor blieb.
„Jetzt-erst-Recht-Mentalität“
U17-Trainer Vincent Novak spricht via fcn.de davon, dass es zu Beginn nicht einfach war, sowohl sich als auch die mitunter eher unbekannten Gegner einzuschätzen. Auch wenn man zu Saisonbeginn „nur“ fünf Punkte aus vier Partien einsammeln konnte, war der Coach jedoch bereits mit den Leistungen seiner Mannschaft zufrieden. Eine wichtige Charakteristik der Truppe ist, dass sie niemals aufgibt, wie auch Novak erklärt: „Die Jungs haben eine Jetzt-erst-Recht-Mentalität. Man darf sie niemals abschreiben.“ Auch deshalb konnte man starke zehn Punkte nach Rückstand sammeln und gewann noch drei der sechs Partien, in denen der Gegner zwischenzeitlich in Führung lag.
Sehr aktiver Spielstil
Die Nürnberger U17 verfolgt, wie das gesamte NLZ, einen sehr aktiven Spielstil. Lediglich beim 1:0-Derbysieg gegen Fürth und in beiden Spielen gegen Eintracht Frankfurt verzeichnete man weniger Spielanteile als der Gegner. Nur vier der 64 Mannschaften gestatteten ihren Gegnern weniger Pässe im Spielaufbau als die Novak-Elf. Während der Cluberer PPDA (passes per defensive action)-Wert bei 5,7 lag, beträgt der Ligaschnitt 8,9. Die allgemein sehr hohe Intensität im Spiel führt auch dazu, dass die FCN-Gegner im Schnitt 17% lange Bälle spielten, während man selbst nur bei 11% der gespielten Pässe zu diesem Stilmittel griff.
Flanken und Standards
Ruhende Bälle und Hereingaben spielen beim Club-Nachwuchs eine wichtige Rolle. Nicht zufällig konnte man mit zehn Treffern nach Eckball die meisten aller 64 Teams erzielen – auch, da man mit Noah Keller über einen guten Standardschützen verfügt. Der 16-Jährige ist zudem aktuell mit dem DFB-Nachwuchs in der Länderspielpause aktiv. Mit über 20 Flanken pro Spiel gehört man zu den Teams mit den meisten Flanken, während man gleichzeitig nur halb so viele zulässt. Dennoch ist man keinesfalls ausschließlich auf das Flügelspiel fokussiert, sondern variiert zwischen Zentrum und Außenbahn – vorzugsweise der rechten. Dementsprechend ist man auch bezüglich der Formation flexibel und agierte häufig im 4-3-3, aber auch schon beispielsweise mit einer Dreierkette.
Variabler Spielaufbau
Der Spielaufbau erfolgt bei den Nürnberger Talenten relativ variabel. Vor Torwart Noah Heid nehmen die Innenverteidiger eine wichtige Rolle ein. Während Kapitän Fabian Lagano halbrechts gesetzt ist, wechseln sich daneben Alexander Bayer, Tim Neuhaus (häufig auch Linksverteidiger) sowie Justus Nickisch ab und erledigen ihre Aufgaben sehr zuverlässig. Im Verbund findet man einen guten Mix aus einem flachen und geduldigen Spielvortrag sowie situativ langen und vertikalen Bällen in Richtung Angriff. Vor allem Lugano gilt als sehr progressiver Innenverteidiger, der obendrein mit seiner Kopfballstärke auch schon viermal treffen konnte. Interessant ist auch die Rolle der Außenverteidiger, die je nach Gegner variiert. Sie agierten bereits eingerückt, sodass eine 2-3-Staffelung im Spielaufbau entstand. Manchmal nehmen sie aber auch die Rolle des Breitengebers ein, um von dort aus Einfluss auf das Offensivspiel zu nehmen. Vor allem Rechtsverteidiger Adrian Atanasovski schaltet sich als Flankengeber häufig mit nach vorne ein und konnte dadurch 3 Tore vorbereiten.
Dominantes Mittelfeld
Die Sechserposition ist beim FCN-Nachwuchs eine sehr wichtige. Auf dieser ist Tim Berger beheimatet und drückt dem Spiel regelmäßig seinen Stempel auf. Im Spielaufbau holt er sich häufig die Bälle von den Innenverteidigern ab und forciert mit seiner Ballsicherheit und Ruhe immer die spielerische Lösung. Auch gegen den Ball ist er mit vielen direkten Duellen und einem klugen Stellungsspiel ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Ähnliches gilt für Noah Keller, der im Mittelfeld sehr umtriebig agiert und ein gutes Auge für den Pass hinter die gegnerische Abwehrkette mitbringt. Der Mittelfeldallrounder steuerte sechs direkte Torvorlagen bei und war darüber hinaus ganze achtmal mit dem vor- oder vorvorletzten Pass an der Entstehung beteiligt. Abgerundet wird das Mittelfeld beispielsweise vom flexiblen Ole Bergmann, der in beide Spielfeldrichtungen eine hohe Intensität mitbringt und von Abräumer Tan Düzgün.
Treffsichere Offensive
Auch wenn die starke Torausbeute berechtigterweise viel mit Tino Kusanovic in Verbindung gebracht wird, ist es die Vielfalt an Spielerprofilen in der Offensive, die den Unterschied macht. So verfügt die Novak-Elf mit Janes Weißkopf und Antony Sardarian über Spieler, die (auch von der Bank) im 1-gegen-1 die entscheidende Lücke reißen können. Denn es ist kein Zufall, dass der FCN-Nachwuchs mit einer durchschnittlichen Torwahrscheinlichkeit von 16% pro Abschluss sich mit die qualitativ hochwertigsten Abschlüsse erspielt. Diese zu verwerten, ist vor allem die Aufgabe von Kusanovic, der einen extremen Torriecher mit der nötigen Kaltschnäuzigkeit vereint. 17 Treffer in elf Einsätzen sprechen für sich – der 16-Jährige lauert gerne nahe an der gegnerischen Abwehr und attackiert von dort aus die Tiefe. Zehnmal war er mit rechts erfolgreich, viermal mit links und dreimal per Kopf.
Trainingslager in Namibia und A-Liga
Nach der erfolgreichen Qualifikation für die A-Liga steht nun die wohlverdiente Winterpause auf dem Programm. In dieser wartet auf die Nürnberger Nachwuchskicker ein weiteres Highlight. Es geht ins Trainingslager nach Windhoek in Namibia, um dort bei einem internationalen Jugendturnier teilzunehmen. Für Trainer Vincent Novak ein „absolutes Privileg“ und „besonderes Highlight“. 1.700 Höhenmeter, 40 Grad Temperatur und keine Luftfeuchtigkeit dienen zudem als ideale Vorbereitung für die Rückrunde: „Aus Trainersicht ist das perfekt.“ In der A-Liga spielt der Club dann um nicht weniger als die deutsche Meisterschaft. Favoriten werden sicherlich andere Teams sein – doch in der „Vorrunde“ bewies man, dass man auch für höhere Aufgaben gewappnet ist. Anhand der „Expected Points“, also der erwartbaren Punkte anhand der Chancenqualität, wäre für den FCN sogar der erste Platz verdient gewesen. Mit ähnlichen Leistungen wird man den ein oder anderen Favoriten sicherlich erneut ärgern können.
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