SpVgg Bayreuth nach Expected Goals ganz vorne
Die SpVgg Bayreuth ist die beste Mannschaft der Regionalliga Bayern – zumindest, wenn man die Tabelle anhand der Qualität und Quantität der erspielten und zugelassenen Chancen (Expected Goals) heranzieht. Denn nach den sogenannten Expected Points hat bislang kein Team so viele Punkte gesammelt wie die Oberfranken. Doch auch die tatsächliche Tabelle liest sich nach 18 Spieltagen nicht schlecht für die Bayreuther (36), die bei einem Spiel mehr einen Punkt hinter Spitzenreiter 1. FC Schweinfurt (37) auf Rang zwei liegen.
Bayreuther Serie endete in Buchbach
Dass die SpVgg am kommenden Spieltag als Tabellenführer die U23 des 1. FC Nürnberg empfangen darf, verhinderte jüngst die deutliche 4:1-Niederlage in Buchbach. Zwar war Trainer Lukas Kling alles andere als einverstanden mit der Leistung seiner Mannschaft, gestand jedoch gleichzeitig ein, dass jede Serie einmal endet. Schließlich blieb Bayreuth zuvor elf Spiele ungeschlagen, von denen sie starke acht gewannen.
Kling kurz vor Entlassung?
Bevor Kling und sein Team überhaupt diesen Lauf starten konnten, drohte man in Bayreuth nach drei Niederlagen in Serie plus dem Ausscheiden im Landespokal bereits die Nerven zu verlieren. „Sollten wir wieder nicht punkten, wird es sicher nicht einfacher – und die Argumente werden dann halt auch weniger“, hieß es damals via kurier.de unmittelbar vor Beginn der Serie von Geschäftsführerin Nicole Kalemba.
Trotz Niederlagen guter Fußball
Gleichzeitig stellte sie jedoch fest: „Wir spielen guten Fußball, wir haben einen Plan und gute Ansätze“, und sah die Probleme vor allem in der Chancenverwertung. Ein Blick auf die Daten bestätigte die damalige Einschätzung der 35-Jährigen. Bei allen drei Niederlagen war Bayreuth den Gegnern – unter anderem den Spitzenteams aus Schweinfurt und München – in puncto Chancen überlegen.
Stabile Oldschdod-Defensive
Ohnehin spielt die SpVgg Bayreuth aus datengestützter Sicht – wie eingangs erwähnt – eine starke Saison. Grundlage hierfür ist eine äußerst stabile Defensive, die unter anderem aus den Ex-Cluberern Dennis Lippert und Tobias Weber sowie im zentralen Mittelfeld davor aus Marco Zietsch, dem Bruder von Nico, besteht. In 18 Spielen konnte Torhüter Lucas Zahaczewski zehnmal die Null halten. Nur Illertissen und Würzburg lassen ligaweit weniger gegnerische Abschlüsse pro 90 Minuten zu.
Unterschiedsspieler Eroll Zejnullahu
Maßgeblich dafür, dass aus einer stabilen Defensive heraus Torgefahr entwickelt werden kann, ist Eroll Zejnullahu. Der ehemalige Zweitliga-Profi ist der Unterschiedsspieler im Mittelfeldzentrum der „Oldschdod“. Auch der 30-Jährige ist sich nicht zu schade, gegen den Ball mitzuarbeiten. Die großen Stärken des kreativen Spielmachers liegen jedoch eindeutig im Spiel mit dem Ball. Immer wieder weiß er mit seinen präzisen Pässen in die Tiefe die schnellen Flügelstürmer der SpVgg einzusetzen. Folglich gibt es ligaweit nur zwei Spieler, die mehr Großchancen aus dem Spiel heraus kreiert haben. Mit seinem gefährlichen rechten Fuß steht er inzwischen schon bei zwei Toren und acht Vorlagen.
Dynamische Bayreuther Flügelzange
Oftmals Empfänger der präzisen Pässe von Zejnullahu sind Felix Heim und Jannik Graf, die die Flügelzange der Bayreuther bilden. Gemeinsam bestreitet das dynamische Duo fast zehn Dribblings pro 90 Minuten, von denen sie jeweils mehr als die Hälfte gewinnen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in puncto Effizienz stehen beide bei jeweils vier Toren und drei Vorlagen und stellen Partie für Partie eine Gefahr für die gegnerischen Abwehrspieler dar.
Umtriebige Sturmspitze
Ein Grund dafür, dass Bayreuth bei „nur“ 28 Toren steht (zum Vergleich: Schweinfurt mit 39 und Bayern II mit 40), sind die bereits erwähnten Schwächen in der Chancenverwertung. Zwar steht Sturmspitze Christoph Fenninger bei nur fünf Saisontoren, doch als Zielspieler ist er ein wichtiger Fixpunkt im Spiel. Mit seinen vielen Zweikämpfen am Boden und in der Luft setzt er sich regelmäßig für seine Mannschaft ein, was sich jedoch etwas auf seine Torgefahr auswirkt. Ähnliches gilt bspw. für den umtriebigen Patrick Scheder, der immer wieder mit gut getimten Tiefenläufen auffällt, aber noch zu oft in der Anschlussaktion scheitert.
Kling-Fußball: schnell und direkt
Ohnehin ist das Bayreuther 4-4-2 auf ein risikobehaftetes, schnelles und direktes Spiel ausgelegt. Dies wird schon allein durch die Passquote von nur 78 % und die Tatsachen belegt, dass die Mannschaft die meisten langen Pässe der Liga spielt und über nur rund 50 % Ballbesitz verfügt. Das große Faustpfand dabei: sollte der erste Pass in die Tiefe nicht ankommen, zeigte sich das Team in der Vergangenheit sehr stark in der Balleroberung, wodurch man die Gegner in der Folge immer wieder überrumpeln konnte.
Bayreuth nur schwer zu schlagen
Dass Bayreuth in lediglich zwei von 18 Ligaspielen seinem Gegner nach Expected Goals unterlegen war, bestätigt den positiven Weg unter Mintál-Nachfolger Kling und verdeutlicht gleichzeitig die Schwere der Aufgabe für die U23 des FCN – zumal die „Oldschdod“ im heimischen Hans-Walter-Wild-Stadion acht von neun Spielen gewann und nur drei Gegentore kassierte.
FCN-U23 als klarer Außenseiter
Demzufolge fährt die Mannschaft von Trainer Andy Wolf als klarer Außenseiter zu einem Gegner, der bis zum Schluss um die Meisterschaft und die damit verbundene Rückkehr in den Profifußball kämpfen möchte. Da der kleine Club trotz zuletzt zehn Punkten aus fünf Spielen immer wieder Probleme bei der Chancenerarbeitung im letzten Drittel offenbarte, könnte das schnelle Bayreuther Spiel in die Spitze eine große Herausforderung darstellen.
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