System gefunden: Darum macht der FCN endlich Spaß!

Lange musste man warten, bis der 1. FC Nürnberg in dieser Saison eine voll und ganz überzeugende Partie abliefert. Im Derby war es soweit – und wie! Zufall oder eine nachhaltige Hoffnung auf Besserung?

1. FC Nürnberg Analyse Miroslav Klose FCN System CLUBFOKUS
Foto: FCN

Perfekter Matchplan

Neben der richtigen Personalwahl und Formation spielt die Gegnervorbereitung in jeder Partie eine entscheidende Rolle. Beim historischen Derbysieg war sie zweifellos ein Schlüsselfaktor. Sowohl die Spieler als auch Miroslav Klose lobten nach dem Spiel explizit den Matchplan und den Staff für deren akribische Vorbereitung. Gegen den Ball rückte man im richtigen Moment aus der Abwehrkette heraus, um Hrgota und Co. im Zwischenraum nicht aufdrehen zu lassen. Gegnerische Tiefenläufe wurden frühzeitig antizipiert. Mit Ball traf ebenfalls kluge Anpassungen, wie Finn Jeltschs Vorstoß auf die Sechser-Position beim eigenen Abstoß. Im Offensivspiel lockte man gezielt Fürths Achter aus der Ordnung und nutzte die dadurch entstandenen Räume mit Gegenbewegungen.

Wichtiger Systemwechsel

Nachdem der 1. FC Nürnberg zu Saisonbeginn nicht in Schwung kam und in den ersten Partien keinerlei Lösungen gegen das sehr mannorientierte Verteidigen der Gegner fand, präsentierte man sich im Derby als das klar überlegene Team – in jeglicher Hinsicht. Die Umstellung auf eine Dreierkette greift immer besser. Gegen Hannover stand man defensiv sehr stabil, was in den ersten Wochen nicht wirklich der Fall war. Auch gegen Münster ließ man aus dem Spiel heraus wenig zu und sammelte viele zweite Bälle ein. Spielerisch blieb dennoch einiges Stückwerk. Die Länderspielpause hat man nun offensichtlich gut genutzt, um Abläufe und Automatismen in das neue System zu implementieren. Ein neues System, das auch dem Kader deutlich mehr entgegenkommt.

Hoher Zentrumsfokus

Auffällig ist der hohe Zentrumsfokus im Nürnberger Spiel nach vorne, was auch dem Kader entspricht. Denn eine große Auswahl an guten und geeigneten Flügelspielern gibt es nicht wirklich. Stattdessen liegen die Stärken in der Spielfeldmitte, wo sich Jander, Justvan und Co. am wohlsten fühlen. Dementsprechend ist man bereits in der Defensivarbeit darauf bedacht, vorrangig das Zentrum zu schließen. Im Spiel nach vorne wird die Breite lediglich von den beiden Schienenspielern besetzt.

Spielerprofile werden richtig eingesetzt

In der Dreierkette können die Spieler ihre Stärken auch offensichtlich besser einbringen. Das auffälligste Beispiel ist Robin Knoche, der von der Umstellung merklich profitiert und seitdem beweist, dass er in der 2. Bundesliga ein Unterschiedsspieler sein kann. Neben ihm sollte Finn Jeltsch sein progressives Spiel noch mehr einbringen können als in einer Viererkette. Nicht zuletzt kann Oliver Villadsen seinen Offensivdrang in der neuen Anordnung besser ausleben und wird defensiv obendrein besser abgesichert. Auch wenn Danilo Soares im Derby überzeugen konnte, bleiben auf der linken Seite zumindest Zweifel, ob die Ideallösung bereits gefunden ist.

Kein Sechser-Problem mehr

Einen Sechser zu finden, der für den 1. FC Nürnberg bezahlbar ist und der auch unter Gegnerdruck sowie mit dem Rücken zum Tor gute Lösungen findet? Eine sehr schwierige Aufgabe, die der Club im Sommer nicht lösen konnte. Denn Florian Flick, dem diese Rolle zugedacht war, konnte bis dato nicht überzeugen. Dieses „Problem“ hat sich durch die Umstellung aber von selbst erledigt. Denn vor einer Dreierkette sind andere Qualitäten gefragt, wodurch Caspar Jander seine Qualitäten als Sechser fast genauso gut einbringen kann wie auf seiner eigentlichen Position auf der Acht im Mittelfeldzentrum. Zusammen mit Jens Castrop als Nebenmann kombiniert man somit eine gute Mischung aus Spielwitz, Spielverständnis, Laufstärke und Aggressivität.

Offensive harmoniert

Zu Saisonbeginn präsentierte sich die Nürnberger Offensive sehr harmlos. Wenig Bewegung, wenig Überraschendes und wenig Probleme für den Gegner waren die Folge. Die Doppelspitze, die Miroslav Klose vor dem Spiel gegen Münster installierte, hilft jedoch dagegen. Emreli und Tzimas sind sehr umtriebig und reißen viele Lücken in der gegnerischen Defensive, wodurch auch Justvan profitiert, der deutlich öfter im Zentrum und Halbraum an den Ball kommt. Dass 7 der 15 Saisontore in den beiden Partien mit der Doppelspitze erzielt wurden, ist somit kein Zufall. Aber auch darüber hinaus konnte man im Derby einstudierte Abläufe und Umschaltaktionen erkennen, die Lust auf mehr machen.

Schritt in die richtige Richtung

Eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer. Ein überzeugender 4:0-Derbysieg macht aber trotzdem was – zumindest Hoffnung für einen Wendepunkt in der Saison. Zwar ist es aktuell nicht zwingend der dominante Ballbesitzfußball, der Miroslav Klose ursprünglich vorschwebte, aber das muss es auch nicht sein, um erfolgreich Fußball zu spielen. Hierfür sind Qualität, einstudierte Abläufe und ein guter Matchplan sowie die nötige Energie der Mannschaft entscheidend. Gegen Fürth war all dies vorhanden. Präsentiert man sich in den nächsten Wochen ähnlich, könnte die Nürnberger Saison trotz des schwachen Saisonstarts doch noch für viel Freude sorgen.

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