„Endlich“ weg: Johannes Geis wechselt zur SpVgg Unterhaching

Johannes Geis bleibt dem deutschen Profi-Fußball erhalten und wechselt in die 3. Liga. Dabei könnten die Stärken des 31-Jährigen gut zu seinem neuen Verein passen. Gleichzeitig sind Zweifel nachvollziehbar.

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Foto: fcn.de

Geis nach Unterhaching

Johannes Geis hat „endlich“ einen neuen Verein gefunden – und nicht etwa, weil man ihn beim 1. FC Nürnberg unbedingt loshaben wollte. Immerhin durfte er nach seiner Vertragsauflösung weiterhin bei der U23 des Clubs trainieren, um sich fit zu halten. Vielmehr ist es dem 31-Jährigen zu gönnen, dass er bei der SpVgg Unterhaching in der 3. Liga dem deutschen Profi-Fußball erhalten bleibt. Zwar steht noch die offizielle Bestätigung des Vereins aus, jedoch wurde er schon als Neuzugang beim DFB gelistet.

Passendes Umfeld für Geis

Als Geis‘ Vertrag mit dem FCN im Juli aufgelöst wurde, kündigte er an, „noch einmal voll angreifen“ zu wollen. Seine Vereinswahl fiel offensichtlich sehr überlegt aus. Fast drei Monate ließ er sich Zeit, bis er sich nun dem Drittligisten anschloss. Nicht allein die bayerische Herkunft dürfte dabei entscheidend gewesen sein, sondern vielmehr das „passende Umfeld“, das Geis schon im Juli als wichtig bezeichnet hatte. Vor allem ging es dem gebürtigen Schweinfurter darum, einen Verein zu finden, bei dem er seine Stärken voll einbringen kann.

„Mein Ziel ist es, im passenden Umfeld noch einmal voll anzugreifen. Ich war zum Glück nie ernsthaft verletzt und bin fit wie nie zuvor. Deshalb möchte ich in Ruhe nach einem neuen Verein suchen, bei dem ich all meine Erfahrung und meine Stärken einbringen kann.“

Johannes Geis
zu seiner Vertragsauflösung im Juli via fcn.de

Geis passend für Haching-Fußball?

Dass „Geisis“ Stärken gut zu zum Regionalliga-Meister und Aufsteiger von 2023, passen, liegt nahe. Die Spielweise der Hachinger basiert auf schnellem, direktem Spiel nach vorne und aggressivem Gegenpressing. Für letzteres wäre Geis wohl weniger prädestiniert. Doch als defensiver Mittelfeldspieler könnte er der perfekte Initiator für diesen Stil sein.

Geis‘ vielen langen Pässe

Die SpVgg Unterhaching setzt auch in dieser Saison auf viele lange Bälle – eine Spezialität des Neuzugangs. Von 2021 bis 2023 spielte Geis durchschnittlich mehr als 11 lange Pässe pro 90 Minuten und war damit der aktivste Feldspieler der 2. Bundesliga in dieser Disziplin. Zwar kam nur etwa die Hälfte dieser Bälle an, doch für Haching, das auf zweite Bälle setzt, dürfte dieser Wert gut ins Konzept passen.

Mehr Raumgewinn mit Geis?

Geis beherrscht aber nicht nur das lange Passspiel. Auch in puncto raumgewinnende Pässe war er viele Jahre stark, was Haching weiterhelfen könnte. Der Aufsteiger gehört in dieser Disziplin nämlich zu den schwächeren Teams der 3. Liga. Geis hingegen war in der 2. Bundesliga lange einer der besten, mit einer Präzision von über 70 %, teilweise sogar 80 %.

Vollath-Ersatz gefunden

Besonders wertvoll könnte der Ex-Nürnberger auch bei Pässen hinter die gegnerische Abwehr sein. Hier spielte Geis 2019/2020 die meisten in der gesamten Liga und lag auch in der vergangenen Saison noch unter den Top 25 (pro 90 Minuten). Haching sucht in diesem Bereich dringend Verstärkung, da Torhüter Rene Vollath, der viele solcher Bälle spielte, im Sommer zum Ligakonkurrenten 1860 München wechselte.

Große Gefahr bei Standards

Doch Geis‘ Stärke beschränkt sich nicht nur auf das laufende Spiel. Auch bei ruhenden Bällen kann er eine große Waffe sein. Seit seinem Wechsel nach Nürnberg 2019 gelangen ihm 26 Torvorlagen, fast die Hälfte davon nach Freistößen oder Eckbällen. Vier Jahre lang gehörte er zu den besten 10 % der Liga, was das Kreieren von Torchancen nach ruhenden Bällen angeht. Die kopfballstarke Hachinger Mannschaft dürfte von dieser Fähigkeit profitieren.

Geis fit für intensiven Unterberger-Fußball?

Bei aller Qualität am Ball wird aber entscheidend sein, wie sich Geis in die intensive Spielweise von Trainer Marc Unterberger einfügt. Als potenzieller Sechser wird er viele Zweikämpfe bestreiten müssen. Seine Selbstbeschreibung als „fit wie nie zuvor“ wird sich dabei bewähren müssen. Schließlich braucht es Fitness, um dem Aufsteiger im Abstiegskampf tatsächlich weiterhelfen zu können.

Geis zuletzt mit wenig Spielzeit und Dynamik

Angesichts seiner geringen Spielzeit in der letzten Saison – knapp 400 Minuten – sind Zweifel berechtigt. Vor allem wirkte es bei seinen letzten Einsätzen im FCN-Trikot, als habe ihm etwas an Dynamik gefehlt. Rein von seinen fußballerischen Fähigkeiten her hätte er theoretisch gut ins Team gepasst, doch diese Option war nach der vergangenen Saison nicht mehr realistisch.

Geis & Haching – könnte passen!

Mit seinen 31 Jahren hat Johannes Geis jedoch noch genug Potenzial, um in Unterhaching wieder zu seinem fußballerischen Glück zu finden. Insbesondere die spielerische Ausrichtung der Hachinger dürfte ihm dabei helfen. Ob und wie „Geisi“ sich letztendlich durchsetzt, wird spannend zu beobachten sein – zu wünschen wäre es ihm allemal.