Fokus auf die Mitte
In der Vorbereitung arbeitete man beim 1. FC Nürnberg an einem System, das man an den ersten Spieltagen auch konsequent durchzog. Auffällig war hierbei der extrem hohe Zentrumsfokus, was Miroslav Klose unter anderem durch die engeren Abstände für das Gegenpressing und für zweite Bälle argumentierte. So rückten die Flügelspieler konsequent in die Mitte Richtung des Stürmers. Der Spielaufbau erfolge stets über eine sehr flache Viererkette, wovor Florian Flick als Verbindungsspieler agieren sollte. Auch die beiden Achter positionierten sich sehr zentral. So erfolgten beispielsweise gegen Darmstadt 57% der Cluberer Angriffe durch die Spielfeldmitte und man war das Team mit dem prozentual höchsten Zentrumsfokus der Liga.
Doppelt besetzte Flügel
Den Erfolg aus den Vorbereitungsspielen konnte man jedoch nicht mit in die Pflichtspiele transportieren. Die Probleme waren relativ offensichtlich. Florian Flick konnte in der zweiten Aufbaulinie seine Qualität nicht wirklich einbringen. Zudem fehlte es an Breite und Tiefe in der Offensive. Dies erkannte offensichtlich auch das Nürnberger Trainerteam und stellte vor dem Spiel in Ulm dementsprechend um. Seitdem baut der Club sein Spiel mehr oder weniger aus einem 5-1 auf und die Flügelspieler besetzen auch konsequent die Außenbahn. War man zuvor komplett auf das Zentrum ausgelegt, spielte man gegen die Hertha nun 24 von 26 Positionsangriffen über die eigenen Flügel. Ein Switch, wie er extremer nicht sein könnte. Vernachlässigte man zuvor die Breite in der Offensive nahezu komplett, ist nun die Spielfeldmitte vor dem 5er-Aufbau komplett unterbesetzt.
Gründe für die Umstellung
„Wir haben unsere Struktur ein bisschen angepasst, ein bisschen auseinandergerissen“, erklärt auch Klose auf Nachfrage. Dies lag vor allem daran, dass man in den ersten Partien von sämtlichen Gegner über das ganze Feld 1-gegen-1 gepresst wurde: „Da waren die Distanzen und die Passabstände unserer Spieler zu kurz. Jetzt fühlen wir uns als Mannschaft wohler.“ Damit verbunden sieht Klose auch Fortschritte und beruft sich auf die Daten und liegt damit richtig: „Wir haben in den letzten beiden Spielen über 100 Pässe mehr gespielt als zuvor.“ Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass trotzdem sowohl Ulm als auch die Hertha mehr Pässe in das Angriffsdrittel spielten als die Club-Elf. Zwar macht man es dem Gegner durch die vielen für den Spielaufbau abgestellten Akteure deutlich schwieriger, Mann-gegen-Mann zu spielen, beraubt sich aber zugleich dem nötigen Offensivpersonal, um Progression im Spiel herzustellen.
Andere Probleme
Dass offensiv noch vieles im Argen liegt, ist natürlich auch Klose aufgefallen: „Jetzt ist der nächste Schritt, die Box zu besetzen und zielstrebiger nach vorne zu spielen.“ Ob man gegen einen geordnet verteidigenden Gegnern mit den bisherigen Positionierungen öfter in die gewünschten Räume kommt, wird sich zeigen. Nachdem zu Saisonbeginn Breite und Tiefe fehlte, waren zuletzt die Halbräume und das Zentrum relativ verwaist. Klar ist aber auch, dass eine gute strukturelle Anordnung alleine noch lange kein Spiel gewinnt oder für nachhaltige Besserung im Spiel mit Ball sorgt. Hierfür bedarf es klarer Prinzipien, Abläufe und Automatismen. Nachdem man diese bislang nicht wirklich erkennen konnte, wäre das schwere Auswärtsspiel gegen Hannover ein guter Zeitpunkt, um damit anzufangen.