Auffällige Schwächen gegen Berlin
Die Niederlage gegen die Hertha an einzelnen Personen festzumachen, ist nicht gerecht und wäre absolut falsch. Dennoch war es auffällig, wie häufig die Gäste über ihre linke Angriffsseite dem 1. FC Nürnberg Probleme bereiteten. Rechtsverteidiger Jens Castrop gewann lediglich 33% seiner Defensivduelle und hatte gegen Scherhant, Maza und Co. häufig das Nachsehen. Demzufolge musste dahinter häufig Robin Knoche weit mit nach außen verteidigen, was nicht zu seinen Stärken gehört. Der deutlich mobilere Finn Jeltsch wäre dementsprechend vermutlich der besser geeignete Nebenmann auf der rechten Innenverteidigerposition gewesen. Miroslav Klose sah jedoch von einer Umstellung während des Spiels ab.
Getauschte Rollen seit Magdeburg
In den ersten Spielen startete Jeltsch noch als rechter Innenverteidiger, während Knoche den linken Part einnahm. Gegen Magdeburg tauschte Klose die Positionen der beiden und begründete dies mit dem Tempo auf der Magdeburger rechten Seite, wofür Jeltsch als Gegenspieler besser geeignet wäre. In den darauffolgenden Partien gegen Ulm und Berlin beließ es das Trainerteam jedoch bei dieser Anordnung. Auf Nachfrage erklärte es Klose diesmal jedoch nicht mit dem Tempo des Gegners: „Das hat ein bisschen mit dem Ballbesitz zutun, weil Robin von dort aus bessere Lösungen hat.“
Wird Jeltsch seiner Stärken beraubt?
Dass sich Knoche als Rechtsfuß auf seiner neuen Position mit Ball wohler fühlt, ist durchaus verständlich. Tatsächlich sind die Passwinkel, sofern man nicht über einen Außenrist wie Mats Hummels verfügt, von dort aus einfacher. Als Rechtsfuß „leidet“ jedoch auch Finn Jeltsch darunter. Tatsächlich belegen dies auch die Zahlen. Während Jeltsch an den ersten 3 Spieltagen noch 9 progressive Läufe, also vertikale Ballführungen, verzeichnete, waren es in den letzten 3 Partien nur noch 5. Obwohl der FCN durch den zurückfallenden Flick zuletzt das Spiel zu dritt aufbaute, was in der Theorie für die beiden Halbverteidiger noch deutlich mehr Platz zum Andribbeln verschafft.
Stellt Klose erneut um?
Die Zahlen sind bei jeweils 3 absolvierten Ligaspielen zwar nur bedingt aussagekräftig, lassen aber dennoch gewisse Rückschlüsse zu. Zum Beispiel, dass sich Jeltsch leichter damit tut, von rechts aus Progression in den Spielaufbau zu bekommen. Da die Stärken des 18-Jährigen gerade hier liegen, wäre es somit durchaus sinnvoll, ihn wieder auf die halbrechte Position zu stellen – vor allem, solange man das Spiel zu dritt aufbaut. Für Knoche hingegen gilt es im Spiel gegen den Ball nach wie vor, die klar erkennbaren Stärken und Schwächen des Kapitäns richtig einzusetzen. Am stärksten ist er, wenn er keine großen Räume verteidigen muss. Mit seinem Stellungsspiel – schließlich fängt er die viertmeisten gegnerischen Pässe der Liga ab – wäre er prädestiniert für das Zentrum einer Dreierkette. Fakt ist aber auch, dass die Konstellation der Innenverteidiger nicht das größte Problem derzeit darstellt. Dreht man an anderen, größeren Stellschrauben, könnte man sicherlich auch mit Jeltsch links und Knoche rechts erfolgreich sein.