Nürnbergs defensives Zweikampfverhalten
Mit durchschnittlich 43 % Ballbesitz verzeichnet kein Team der 2. Bundesliga weniger Spielanteile als der 1. FC Nürnberg. Neben den Problemen im Spiel mit dem Ball ist auch der fehlende Zugriff gegen den Ball ein entscheidender Faktor. Nur selten gelingt es, den gegnerischen Ballbesitz effektiv zu stören. Zwar führt der Club ligaweit bislang die meisten Defensiv-Zweikämpfe, jedoch finden 54 % davon im eigenen Drittel statt. Dies steht im Widerspruch zu einem aktiven Verteidigungsstil, der auf hohe Balleroberungen abzielt.
Schleimer & Pick ligaweit Schlusslicht
Das fehlende Pressing in höheren Zonen zeigt sich deutlich bei den beiden offensivsten Nürnbergern bei gegnerischem Ballbesitz: Florian Pick und Lukas Schleimer. Unter den 42 Offensivspielern der 2. Bundesliga, die mindestens 245 Einsatzminuten absolviert haben, ist dieses Duo dasjenige mit den wenigsten geführten Defensiv-Duellen. Während Pick auf nur 1,3 Duelle pro 90 Minuten kommt, liegt Schleimer sogar noch darunter – mit weniger als einem Defensiv-Duell. Der Ligadurchschnitt unter Offensivspielern beträgt derzeit 3,7.
Einen Schritt zu spät
Doch es fehlt nicht an Einsatz: Schleimers Fleiß zeigt sich in seinen Pressing-Aktionen. Hier liegt der Stürmer des FCN unter den Top 8 der Liga. Dies deutet darauf hin, dass die Mannschaft von Trainer Klose oft nur dem Ball hinterherläuft, ohne tatsächlich in direkte Duelle zu kommen. Infolgedessen erobert der Club weniger als 6 Bälle pro 90 Minuten im Angriffsdrittel – Tiefstwert der Liga.
Pressinglücken gegen Magdeburg
Um dieses ständige „Zu-spät-Kommen“ zu beheben, bedarf es einer verbesserten Kompaktheit im Pressing. Die Szene gegen Magdeburg zeigt deutlich, wie es dem Gegner zu leicht gemacht wird, den Ball laufen zu lassen und die erste Pressinglinie zu überwinden. Da Pick in einer nominellen Gleichzahl-Situation im leeren Raum steht, kann der FCM trotzdem auflösen und das Spiel verlagern. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, die die Pressingprobleme des Clubs verdeutlichen.
Intensität als Schlüsselwort
Neben taktischen Aspekten bleibt für Miroslav Klose diesbezüglich weiterhin „Intensität“ das Schlüsselwort. Um maximalen Widerstand gegen laufstarke Ulmer am kommenden Spieltag leisten zu können, möchte Klose seine Startformation dementsprechend aufstellen: „Wir müssen die Spieler auswählen, die Paroli bieten können, was Zweikämpfe und Laufleistung angeht.“
Forkel für Pick?
Florian Pick dürfte nach seinen unglücklichen Auftritten vor der Länderspielpause und verpassten Trainingseinheiten wohl nicht zur Startelf gehören. Andere Spieler, die zuletzt Fitnessvorteile erlangt haben dürften, könnten den Vorzug erhalten. Dazu zählen Dustin Forkel, der nach der Kritik seines Trainers in der U23 stark aufspielte, sowie Kanji Okunuki, der mit einem Doppelpack gegen Aue in Erscheinung trat, und der wiedergenesene Benjamin Goller, der nach einer Schulterverletzung zurückgekehrt ist. Diese drei Spieler sind potenzielle Kandidaten, um Schleimer im Pressing zu unterstützen.
Richtungsweisendes Spiel in Ulm
Unabhängig vom Personal wird vom 1. FC Nürnberg eine Reaktion in Ulm erwartet – das weiß auch Klose. Zwar sind für den Trainer Physis und Mentalität entscheidende Faktoren, doch darüber hinaus wird es essenziell sein, ein koordiniertes Pressing und ein variables Ballbesitzspiel zu zeigen. Andernfalls könnte es auch gegen den Aufsteiger schwierig werden, in diesem aus Kloses Sicht richtungsweisenden Spiel zu überzeugen: „Nach dem Spiel wissen wir, wo wir hinschauen werden.“