Ordentlicher Auftakt gegen den KSC
Es läuft die 20. Spielminute beim Saisonauftakt des 1. FC Nürnberg in Karlsruhe. Linksverteidiger Danilo Soares antizipiert das gegnerische Abspiel auf Dženis Burnić, verteidigt aggressiv nach vorne und bringt seinen Körper zwischen Ball und Gegenspieler. Es folgt die Balleroberung, das direkte Abspiel auf Lukas Schleimer, der den Steckpass zum späteren Torschützen Kanji Okunuki spielt. Eine Szene, die die Qualitäten des Nürnberger Neuzugangs, der vor dem Pausenpfiff mit 80% gewonnenen direkten Duellen der zweikampfstärkste Cluberer war, gut unterstreicht. Obendrein zeigte Soares auch seine Ballsicherheit in den ersten 45 Minuten – lediglich einen Ballverlust, und damit die wenigsten aller 22 Akteure, verzeichnete der Brasilianer. Nach der Pause konnte aber auch der Linksverteidiger nicht mehr an die starken Aktionen anknüpfen. Seine Passquote sank auf 64%, wodurch er nach der Pause neun Ballverluste verzeichnete. Auch seine Zweikampfquote betrug nur noch 50%. Unter dem Strich war er aus Datensicht mit 12 erfolgreichen Defensivaktionen dennoch der stärkste Cluberer im Spiel gegen den Ball.
„Kommunikation ist alles“
Der 1:2-Anschlusstreffer fiel über Soares‘ linke Defensivseite. Die Absprache mit Florian Pick stimmte in diesem Fall überhaupt nicht. Soares verteidigte auf Burnić heraus, dafür lief KSC-Rechtsverteidiger Jung in die Tiefe. Pick verließ diesen, wodurch der Außenverteidiger unbedrängt an den Ball kam und auf den Torschützen Zivzivadze querlegen konnte. Im Trainingslager äußerte sich der FCN-Linksverteidiger über das Zusammenspiel mit seinem Vordermann wie folgt: „Wir beide haben Erfahrung genug. Für uns ist Kommunikation das Wichtigste. Im Fußball funktioniert ohne nichts – wo der Raum offen ist, musst du ihn zumachen. Das ist sehr wichtig!“ In diesem Fall versagte die Kommunikation jedoch. Mit 28.86 km/h (Soares) und 29.85 km/h (Pick) Top-Speed gehörten die beiden Club-Routiniers zudem zu den langsamsten Akteuren auf dem Feld.
Wird Soares ideal eingesetzt?
Im Nürnberger System mit den an der Außenlinie hochschiebenden Flügelverteidigern kommt Soares‘ Tempodefizit bei Ballverlust deutlich zu tragen. Beim Auftaktspiel verzeichneten Soares und Jannik Hofmann, sein Pendant auf der rechten Seite, beide 54 Ballaktionen, obwohl Hofmann in der 74. Minute ausgewechselt wurde. Vor allem, um das sehr frühe gegnerische Anlaufen zu umspielen, täte Soares‘ Ballsicherheit öfter gut – vermutlich auch im Zentrum. Nicht zufällig war der Brasilianer in der Bochumer Aufstiegssaison 2020/2021 der VfL-Akteur mit den zweitmeisten gespielten Pässen und ligaweit der Außenverteidiger mit den meisten Pässen. Auch ein Blick auf die durchschnittliche Passlänge der beiden FCN-Außenverteidiger zeigt deren unterschiedliche Spielweise. Hofmanns Abspiele waren im Schnitt mit 22.5 Metern deutlich länger als die 18.8 von Soares.
Soares geht voran
Bereits im Mai meldete der 1. FC Nürnberg Vollzug mit der Verpflichtung von Danilo Soares. Zu einer Zeit, in der noch nicht zwingend abzusehen war, dass sich die Rolle der Außenverteidiger sehr stark von der Vorsaison unterscheiden wird. Für den 32-jährigen Vorzeigeprofi selbst spielt es aber keine große Rolle, in welchen Räumen er eingesetzt wird. „Ich mache alles, was der Trainer sagt“, gibt er sich bescheiden. Fakt ist auch: Egal, wie man ihn in Zukunft einsetzen wird – für die 2. Bundesliga verfügt er nach wie vor über starke Fähigkeiten. Dennoch könnte man sich die Frage stellen, ob eine etwas inversere Rolle nicht einen noch größeren Mehrwert für das Nürnberger Spiel hätte. Soares wird auch weiterhin versuchen, voranzugehen: „Ich versuche, meine Erfahrung aus Bochum und Ingolstadt einzubringen. Wir haben zudem viele junge Spieler. Ich glaube, das ist eine gute Mischung.“
