Offensives Multi-Talent & Achsenspieler? Mahir Emreli in der Analyse

Mit Mahir Emreli steht die Verpflichtung eines flexiblen Stürmers im Raum. Wäre der 27-jährige Aserbaidschaner mit seiner internationalen Erfahrung der gesuchte Achsenspieler, der den Unterschied für den 1. FC Nürnberg machen könnte?

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Foto: Dinamo Zagreb

Wie Pick: Mahir Emreli selten Stammkraft

Ähnlich wie Florian Pick wäre auch Mahir Emreli ein Neuzugang des 1. FC Nürnbergs, der in den letzten Jahren selten als Stammspieler in seinen Mannschaften aktiv war. Der 27-jährige Aserbaidschaner kam seit seinem Wechsel im Sommer 2021 aus Qarabag in 59 Ligaspielen zum Einsatz. In über der Hälfte (34) dieser Spiele kam der Offensivmann bei seinen Stationen in Warschau, Konyaspor und Zagreb von der Bank. Dass er in dieser verhältnismäßig geringen Einsatzzeit trotzdem 13 Tore und 3 Vorlagen lieferte, beweist jedoch, dass Emreli seine in Aserbaidschan bewiesenen Qualitäten nicht verlor. Schließlich erzielte der Stürmer von 2016 bis 2021 in 187 Spielen für Qarabag 68 Tore und bereitete weitere 24 Vorlagen vor. Nachdem Emreli einst als eines der interessantesten Talente Osteuropas galt, gelang ihm allerdings in Polen, der Türkei und Kroatien nie so wirklich der Durchbruch. Statt mit einer kolportierten Rückkehr nach Qarabag befasst sich der 48-fache Nationalspieler Aserbaidschans (6 Tore & 3 Vorlagen) nun mit dem Schritt ins für ihn noch unbekannte Deutschland bzw. Nürnberg. Allerdings steht der von aserbaidschanischen Medien als perfekt gemeldete Transfer laut Informationen der BILD noch auf der Kippe.

Emreli flexibel einsetzbar

Auch in der abgelaufenen Saison kam der Linksfuß bei Dinamo Zagreb überwiegend von der Bank. Und auch hier war seine Quote in der Liga wieder bemerkenswert: nur knapp 700 Einsatzminuten aufgeteilt auf 14 Spiele brauchte Emreli, um 7 Scorerpunkte zu erzielen. Mit den nationalen und internationalen Pokalwettbewerben konnte Emreli immerhin über 1.100 Einsatzminuten sammeln und die komplette Bandbreite seiner Positionsflexibilität zeigen. Zwar ist die Sturmzentrale wohl seine Heimat. Jedoch kam er in einigen Partien auch als Flügelstürmer oder Zehner zum Einsatz. Die Gründe für die Flexibilität liegen in den Qualitäten von Emreli. Denn als Spielertyp ist er weder eindeutig als Zielspieler, Konterstürmer oder als klassischer Torjäger einzuordnen. Vielmehr ist Emreli ein mobiler Offensivmann, der eine Vielzahl von verschiedenen Fähigkeiten vereint.

In seiner Zeit bei Dinamo Zagbreb kam der mobile Stürmer in der Liga 1. NHL häufig über den rechten Flügel. In Nürnberg dürfte Emreli als zentraler Stürmer eingeplant sein.

Technisch stark, dynamisch und präzise

Als Emrelis größte Stärken dürften seine Technik und Ballbehandlung gelten. Der technisch versierte Stürmer weiß sich durch sein guten First Touch und enge Ballführung auch in engen Räume zu behaupten und Drucksituationen aufzulösen. Dies belegt auch die Statistik. Sowohl was geführte (3.2 pro 90 Minuten) und gewonnene Dribblings (57%) als auch seine Passpräzision (87%) angeht, liegt der Linksfuß im Vergleich mit anderen Offensivspielern aus Kroatiens erster Liga über dem Durchschnitt. Hier hilft ihm seine Körpergröße von 1.87-m, mit der er den Ball abschirmen kann. Zudem verfügt Emreli dennoch über ein gutes Tempo und Dynamik für 1-gegen-1-Situationen. Sein präzises Passspiel macht ihn zudem zu einem Spieler, der in sämtlichen Räumen und Phasen des Spiels seiner Mannschaft einen Mehrwert liefern kann. Dies äußert sich auch darin, dass Emreli häufig ins Spiel seiner Mannschaft eingebunden ist – auch wenn der letzte Pass grundsätzlich nicht zu seiner Paradisziplinen zählt. Nichtsdestotrotz weiß der gelernte Flügelstürmer mit seinen Mitspielern zu kombinieren und sie einzusetzen.

Emreli: auch vor dem Tor flexibel

Wie bereits eingangs durch seine Torquote angedeutet, ist Emreli abschlussstark. Die Benchmark bleibt seine letzte Saison in Aserbaidschan 2020/2021, als er in 22 Ligaspielen 18-mal traf. Neben 12 Treffern mit dem linken Fuß, netzte Emreli auch 3-mal mit rechts und 3-mal per Kopf. Diese Kopfballstärke blieb auch bis heute bestehen. Denn im vergangenen Jahr gewann Emreli nicht nur 50% seiner Luftduelle – ein für einen Offensivspieler fast unerreichter Wert – sondern traf auch 3-mal per Kopf. Auffällig bei Emrelis Abschluss ist, dass er den platzierten, überlegten Abschluss forciert. In jener Saison 2020/2021 kamen fast 50% seiner Schüsse aufs Tor. Die daraus resultierend konsequente Chancenverwertung konnte Emreli auch nach seinem Wechsel aus Qarabag konservieren. In den darauffolgenden drei Jahren erzielte er in allen erfassten Spielen 28 Tore – ein Wert, der leicht über zu erwartenden Torausbeute laut Qualität und Quantität seiner Chancen (rund 27 xG) liegt. Neben seiner Fähigkeiten am Ball weiß Emreli sich auch ohne Ball gut zu bewegen. Sowohl was das Belaufen der Tiefe als auch das Positionieren zwischen den gegnerischen Verteidigern angeht, verfügt Emreli über ein gutes Gespür, das ihn in gute Abschlusssituationen bringen kann.

Emreli: fit für Kloses zweite Spitze?

Ein vielseitiger Stürmer seiner Art dürfte in vielen Mannschaften gefragt sein. Emreli vereint Technik und Tempo, ist mit seiner Körpergröße dennoch resilient und kopfballstark. Sogar gegen den Ball liefert er leicht überdurchschnittliche Werte, was das Abfangen von gegnerischen Pässen angeht. Insbesondere in Miroslav Kloses zuletzt praktizierter Struktur mit zwei Stürmern könnte Emreli als mobiler, umtriebiger zweiter Stürmer gut funktionieren. Die Freiheiten, nicht nur das Sturmzentrum besetzen zu müssen, und seine Technik in den Halb- und Zwischenräumen einbringen zu können, könnten seinem und somit dem Spiel des 1. FC Nürnbergs guttun. Doch auch die alleinige Sturmspitze wie in seiner 18-Tore-Saison bei Qarabag ist dem flexiblen Emreli ohne Weiteres zuzutrauen.

Zwischen Zweifel und Hoffnung: Achsenspieler Emreli?

Zu bedenken geben dürfte, dass Emrelis letzte konstant starke Saison bereits 3 Jahre zurückliegt und auf der qualitativ mäßig einzuschätzenden aserbaidschanischen Liga basiert. Zu bedenken geben dürfte außerdem, dass Emreli seit seinem Wechsel selten über die Rolle des Jokers hinauskam. Hoffnung macht hingegen, dass er trotz geringer Einsatzminuten gute Scorerquoten aufwies. Ebenso verfügt Emreli über ein Stürmerprofil, das dem 1. FC Nürnberg gut zu Gesicht stehen und ihn flexibel machen würde. Außerdem kann Emreli auf 46 Länderspiele und 78 (!) Europapokalspiele (44 davon Quali-Spiele) von Conference League bis Champions League zurückblicken, weshalb er durchaus als einer der vielzitierten „Achsenspieler“ gesehen werden kann. Letztendlich läge es am ehemaligen Talent, sein offensichtlich vorhandenes Potenzial im besten Fußballeralter von 27 Jahren in Nürnberg auszuschöpfen. Sollte eine schnelle Integration gelingen, so besteht durchaus die Möglichkeit, dass Emreli zu einem Führungsspieler, vielleicht sogar Unterschiedsspieler für den FCN in der 2. Bundesliga reifen könnte. Dass der 1. FC Nürnberg in seiner Lage wohl niemals die Garantie bei einem Neuzugang dafür haben wird, dürfte selbstredend sein. Bei Mahir Emreli stünden im Falle eines Transfers die Chancen jedoch nicht schlecht, dass man von einem Fit sprechen könnte.


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