Früher Rückschlag in neuer Struktur
Schon in den ersten Sekunden erkannte man die im Vergleich zur Vorsaison veränderte Struktur, für die sich Miroslav Klose entschied. Man baute das Spiel über die beiden Innenverteidiger Jeltsch und Karafiat auf, Florian Flick hielt deutlich konsequenter den Raum davor und ließ sich nur selten zurückfallen. Die beiden Außenverteidiger Castrop und Soares schoben relativ hoch, blieben aber dabei nahe an der Außenlinie. 1860 München stellte die Cluberer Abstöße hoch zu, verteidigte aber ansonsten sehr tief im 4-4-2. Apropos Abstöße – auch hier veränderte man seine Struktur. Unter Fiél positionierte man sich immer im 4-2, diesmal war es ein 4-1-2 mit Jander und Sevcik vor Flick. Gleich die erste Chance im Spiel gehörte dem FCN, der Distanzschuss von Castrop und auch der Abpraller blieben aber ohne Erfolg. Besser machten es die Löwen mit einem ihrer wenigen Angriffe. Wenig verwunderlich über die rechte Offensivseite, auf welche der Club in der Anfangsphase nicht immer Zugriff bekam. Karafiat konnte Schröters Flanke nicht verhindern, 1860-Neuzugang Hobsch vollendete in der Mitte zum frühen 0:1 nach 7 Minuten.
Viele Freiheiten in der Offensive
Interessant war die Aufteilung der Nürnberger Offensivspieler. Im eigenen Ballbesitz besetzten Sevcik rechts und Jander links konsequent die Halbräume. Florian Pick agierte allerdings nicht als klassischer linker Flügelspieler, sondern war mit vielen Freiheiten ausgestattet, besetzte häufig die Zehnerposition und tauchte situativ sogar rechts auf. Tzimas ließ sich häufig halblinks fallen und nahm viel am Spiel teil. Goller positionierte sich halbrechts, nahe der letzten Münchner Linie. Er sollte mit seinem Tempo für Tiefe im Spiel sorgen, was jedoch selten gelang. Zwar fand man häufig die zentralen Mittelfeldspieler, bekam diese aber selten in eine spieloffene Stellung, weshalb für Jander und Sevcik häufig „nur“ der sichere und einfache Klatschpass nach hinten auf Karafiat und Jentsch blieb. Schaffte man es aber, sich aus diesen Räumen zu lösen, wurde es sehr häufig gefährlich. So auch bei der Entstehung des Elfmeters, als Jander den Ball auf Flick prallen ließ, Tzimas nach halblinks zog, den Ball auf den spielstarken Soares durchsteckte, der im Strafraum mit einem Foul zu Fall gebracht wurde.
Chancenwucher und Halbzeitrückstand
Auch wenn – verständlicherweise – im Spiel bis zum Strafraum nicht alles klappte, kam man mehrfach zu erstklassigen Gelegenheiten. Nicht nur beim Elfmeter, den Tzimas halblinks neben das Tor setzte. Auch wenige Minuten vorher, als nach einem Ballgewinn Jander – der dies im Temposituationen häufig tat – Tzimas hinterlief, daraufhin aber an Torwart Hiller scheiterte. Auch Pick und Castrop machten es im Nachschuss nicht besser. Beispielhaft für die mangelnde Chancenverwertung war auch die 38. Minute, in welcher Neuzugang Sevcik den Ball hinter der Münchner Abwehr erhielt, am gegnerischen Torhüter vorbeiging, aber vor dem Abschluss noch von einem Abwehrspieler gestoppt werden konnte. Weitere aussichtsreiche Situationen machte man sich durch eine schwache Entscheidungsfindung oder durch – von unter anderem Goller und Tzimas – unpräzise letzte Abspiele zunichte. Die Chancen für eine deutliche Halbzeitführung wären da gewesen.
Hohe Intensität im Spiel gegen den Ball
Kloses FCN setzte im Anlaufverhalten auf ein 4-2-3-1 gegen die Löwen, die ihr Spiel durch den aus dem Mittelfeld abkippenden Jacobsen zu dritt aufbauten. Auch wenn man sich gegen Ende der 1. Halbzeit mal tiefer fallen ließ und „erst“ auf Höhe des Mittelkreises anlief, sah man über ganz weite Phasen ein sehr hohes Pressing, in welchem sogar die eigenen Außenverteidiger bis weit in die gegnerische Hälfte nach vorne verteidigten. Sevcik verteidigte Mann-gegen-Mann auf Frey, auch Jander verteidigte im Laufe des Spiels relativ mannorientiert im Zentrum. Zwar kam man zu wenigen hohen Balleroberungen, hatte aber nahezu immer Zugriff und ließ die Münchner quasi nie in den Spielfluss kommen und hatte auch nach Ballverlust guten Zugriff im Gegenpressing. Man darf gespannt sein, wie das Anlaufen gegen spielstärkere Teams funktionieren wird.
Schleimer-Ausgleich, wenig Spielfluss und spannende Details
Im 2. Durchgang, in welchem man vermehrt im 4-1-2-2-1 auftrat, nahm der Spielfluss sukzessive ab und das Spiel wurde deutlich wilder. Kurz nach der Pause kam der 1. FC Nürnberg aber zum hochverdienten Ausgleich, als Schleimer seinen Instinkt bewies und nach Balleroberung mit einem schönen Heber zum 1:1 traf. Die restlichen Chancen, unter anderem durch Forkel nach schöner Steil-Klatsch-Aktion, konnte man aber nicht verwerten. Etwas überraschend agierten nach der Pause sowohl Duman als auch Joachims auf der 6er-Position. Beide erledigten ihre Aufgabe gut, wenngleich sie nur selten unter Druck gesetzt wurden. Duman zeigte sich sehr ballsicher, sogar mit dem Rücken zum gegnerischen Tor. Joachims fand häufig die vertikale, flache Lösung in die nächste Spielfeldebene. Okunuki kam erneut auf der 8 zum Einsatz, während Kania gar nicht im Kader stand, was als klares Indiz zu verstehen ist. Sich beweisen durfte hingegen Nick Seidel, der sehr routiniert agierte und mit gutem Spielaufbau als linker Innenverteidiger Eigenwerbung für sich betrieb.
Ordentliche Ansätze
Das Ergebnis sollte man auf keinen Fall überbewerten, die Leistung war in einigen Teilen des Spiels schon sehr ordentlich und hätte einen Sieg verdient gehabt. Erkennbar ist, dass die Außenverteidiger eine wichtige Rolle spielen, um die von Klose gewünschte „Dynamik“ zu entwickeln. Den Spielaufbau in der ersten Linie gilt es noch zu verbessern, ebenso wie die Entscheidungsfindung und vor allem den Abschluss im letzten Drittel. Gegen den Ball und auch im Umschaltspiel erkannte man viele Elemente, die für Klose wichtig sind. Im anstehenden Trainingslager gilt es nun, weiter an den Inhalten zu arbeiten. Interessant wird auch die Zukunft der beiden Leihspieler Karafiat und Kitsos. Karafiat hatte zwar Aktien am Gegentreffer, präsentierte sich ansonsten aber solide und fand gegen die seltenen höheren Anlaufaktionen der Löwen gute Lösungen. Kitsos verlor zwar den Vergleich gegen Soares auf der linken Seite, was aber vor allem an der extremen Spielstärke des Neuzugangs aus Bochums lag. Florian Pick unterstrich erneut, dass er vorangehen möchte, wenngleich nicht alles klappte. Unverändert zur Vorsaison war hingegen die Entscheidungsfindung Gollers, die gegen Ansbach noch besser war. Und auch Jens Castrop holte sich wie gewohnt den gelben Karton ab. Unter dem Strich ein durchaus ordentlicher Test – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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