Nürnbergs Spiel zwischen den Linien
Der 1. FC Nürnberg war von Anfang an das aktivere Team und kam schon früh in der Partie zu aussichtsreichen Balleroberungen und Aktionen. Vor allem, da man – gegen nicht gut verteidigende Gäste – häufig die Räume vor und hinter deren Abwehrkette bespielte. „Wir haben immer wieder unsere Achter gefunden, die wir finden wollten.“ – erklärte auch FCN-Trainer Fiél nach der Partie. Und dennoch versandeten viele im Ansatz gefährliche Situationen in eben jenen Ansätzen. Mal war das Abspiel im letzten Drittel zu schlampig, mal wurde die falsche Entscheidung getroffen und mal war die Ballkontrolle zu unsauber. Auffällig war, dass der Club auf eine etwas andere Struktur als zuletzt im Ballbesitz setzte. In den letzten Wochen baute man regelmäßig mit 3 Spielern in der hintersten Linie auf, indem sich Flick oder einer der Außenverteidiger neben die Innenverteidiger fallen ließ. Diesmal nicht – sowohl Flick als auch Brown und Gyamerah besetzten den Raum davor. Auf CLUBFOKUS-Nachfrage erklärte Fiél, dass dies mit der Restverteidigung zutun hatte. Damit meint er wohl, dass man mit den 3 Spielern vor der Abwehr früher Zugriff im Gegenpressing nach Ballverlust haben wollte.
Der Faktor Felix Lohkemper
Etwas überraschend stand Felix Lohkemper zum ersten Mal seit dem 15. Spieltag in der Nürnberger Startelf. Cristian Fiél wünschte sich vom 29-Jährigen mehr Tiefgang und Läufe hinter die gegnerische Abwehr. Diese bekam er auch. Sobald der FCN auf die Elversberger Abwehr zulaufen konnte, startete Lohkemper in die Tiefe. Vor allem halblinks fand der Stürmer immer wieder gut die Schnittstelle und den Rücken hinter der Kette. Der Club suchte entweder ihn oder Goller, der vor allem zu Beginn des Spiels mit dem ein oder anderen Chipball auf die Reise geschickt wurde. Das 1:0 erzielte aber am Ende Lohkemper nach einem schön vorgetragenen Angriff. Brown lockte Feil aus seiner Position heraus, Sahin war zu spät an Uzun dran – Horn spielt auf Uzun, der lässt sofort auf Flick klatschen, Uzun läuft wieder in die nächste Ebene, bekommt den Ball erneut von Flick und hat danach viel Freiraum vor sich. Diesen nutzt er für einen starken Pass auf den in die Tiefe startenden Felix Lohkemper. Ein Tor, das in der Spielvorbereitung wohl genauso aufgezeigt wurde. Elversberg aus der Ordnung ziehen, schnell vertikal den Raum dahinter bespielen und von der Achterposition aus den Ball in die Tiefe spielen.
Intensität als wichtiger Faktor
Mit 103 Ballverlusten hatte Nürnberg sogar so viele Ballverluste wie seit Ende März nicht mehr. Das Entscheidende ist aber immer, wie man auf diese reagiert. Und genau dieses Verhalten war beim Club deutlich besser als in den letzten Wochen. Gerade gegen die SVE ein sehr wichtiger Faktor, die schließlich das sprintstärkste Team der Liga sind, während der Club in dieser Kategorie zu den Schwächeren gehört. Nicht so an diesem Samstag, denn am Ende absolvierte die Fiél-Elf deutlich mehr Sprints (232:208) als die Gäste. Dass Themen wie Intensität und Aktivität nach Ballverlust überhaupt so hervorgehoben werden müssen, zeigt allerdings auch, dass diese nicht immer wie gewünscht beim Club vorhanden war. „Eine Sache, die sich bei uns durch die komplette Saison gezogen hat. Weil wir, was das betrifft, nicht fleißig genug waren.“ – attestierte auch der Club-Trainer ein sehr kritisches Urteil gegenüber seiner Mannschaft.
Nicht alles Gold, was glänzt
Zur Wahrheit gehört auch, dass die Gäste nicht ihren besten Tag erwischten. Zwar versuchten sie es auch nach der Pause mit einigen Umstellungen (unter anderem auf Raute) und viel Offensivpersonal, konnten aber ihrer ansonsten starken Saison zu keiner Phase im Spiel so wirklich gerecht werden. Und dennoch sah man einige der Faktoren, warum der FCN sich zuletzt schwertat, Punkte zu holen. Vor allem in der Mitte der 1. Halbzeit stimmten die Abläufe im Pressing nicht immer. So kam man nicht selten einen Schritt zu spät im nach vorne verteidigen, wenngleich aus diesen Situationen am Ende kaum Torgefahr entstand. Ähnliches gilt für Defensivstandards, als mal wieder jede zweite Ball beim Gegner landete. Unter anderem, da der Rückraum wie so oft von keinem Cluberer besetzt war. Und auch einige zu einfache und unnötige Abspielfehler waren mit von der Partie – beispielsweise kam alleine Schleimer auf 18 Ballverluste. Dennoch war es zweifelsfrei eine über 90 Minuten stark verbesserte Leistung, in der man seit Ewigkeiten auch mal wieder über weite Strecken eine gute Balance im Spiel vorzeigen konnte. Dass die Tore dabei zum richtigen Zeitpunkt fielen, half natürlich auch extrem. Einziger Wermutstropfen: Can Uzun, der in dieser Partie mal wieder seine große Qualitäten im Spiel zeigte, sah seine 5. gelbe Karte und machte damit sein vorerst letztes Spiel für den 1. FC Nürnberg. Auf seinen „Last Dance“ im Achteck wird der CLUBFOKUS in der neuen Wochen nochmals einen genauen Blick werfen. Ebenso wird über Cristian Fiéls viel diskutierte Aussagen nach Abpfiff noch zu sprechen sein.