Fußballer durch und durch
Fiél, der in der Jugend für den VfB Stuttgart spielte, war sich schon früh bewusst, welchen Weg er beruflich einschlagen möchte: den des Profiußballers. Er war bereit, hierfür „alles dafür zu investieren“, wie er selbst sagt. Dieser Ehrgeiz verschwand auch im Laufe der Karriere nie, wie seine ehemaligen Kollegen Sebastian Schuppan und Alexander Klitzpera im Gespräch mit dem CLUBFOKUS bestätigen. „Voller Leidenschaft, sehr ehrgeizig und eine sehr gute Mentalität“ beschreibt Klitzpera, Ex-Mitspieler aus Aachen, den heutigen FCN-Trainer – „und einfach ein guter Typ“ schiebt der heutige Toptalente-Scout und Leihspielbetreuer vom VfL Wolfsburg hinterher. Ähnliche Worte findet Sebastian Schuppan, der mit Fiél in Dresden zusammen den Aufstieg, den Abstieg und 2 Relegationen erlebte. „Er hatte einen super hohen Anspruch an sich selbst und auch an die Mannschaft“ erklärt der aktuelle Referent Sport in den Themen Kaderplanung, Scouting und Akademie von RB Leipzig.
Spielstark, spielintelligent und fordernd
Fragt man die beiden Ex-Mitspieler nach seinen Stärken, bekommt man sehr ähnliche Antworten. Schuppan attestiert ihm eine sehr hohe Spielintelligenz, durch welche er das Spiel lenken sowie Rhythmus und Tempo bestimmen konnte. „Er hatte ein gutes Gefühl für das Spiel, war immer bestrebt, spielerische Lösungen zu finden. Deswegen konntest du ihn auch in jeglicher Situation anspielen.“ – so Schuppan, der mit Fiél 72-mal gemeinsam im Dynamo-Trikot auf dem Platz stand. „Damals lief der Spielaufbau noch häufig über beide Innenverteidiger“, erklärt Klitzpera, der von 2012-2015 als Scout für den 1. FC Nürnberg tätig war. Laut ihm forderte Fiél immer den Ball hinter der 1. Pressinglinie des Gegners, was Klitzpera als Innenverteidiger stets ein gutes Gefühl gab: „es war ihm total egal, selbst wenn da 4 Spieler standen, wollte er noch den Ball haben.“ „Er war fast schon persönlich beleidigt, wenn er ihn nicht bekam“, fügt der frühere Abwehrspieler spaßeshalber hinzu.
Kick it like Toni Kroos
Sebastian Schuppan beschreibt Fiéls linken Fuß als dessen große Stärke. „Sehr, sehr gut. Durch Pässe und Standards konnte er immer wieder Einfluss auf das Spiel nehmen. Schlagtechnik top, Grundtechnik auch richtig gut.“ Als modernen 6er, der gerne entgegenkommt definiert ihn Alexander Klitzpera, der mit 112 Partien sooft an Fiéls Seite kickte wie kein anderer. „Wir waren ein gutes Duo. Ich hinten der Abräumer und Organisator der Defensive, er der filigrane Techniker – immer ballsicher und spielstark. Typisch spanisch und kein Abräumer wie viele andere 6er zur damaligen Zeit. Ein richtiger Straßenfußballer. Aber er hat trotzdem im Verbund defensiv richtig gut mitgearbeitet.“ Auch bei Fiéls Schwächen sind sich beide einig und nennen Dynamik, Tempo sowie Sprungkraft. Sucht man nach einem vergleichbaren Spielertyp, könnte man ihn durchaus mit Toni Kroos vergleichen. Im modernen Fußball wäre wahrscheinlich Fiél derjenige, der aus dem Mittelfeldzentrum heraus nach halblinks in den 3er-Aufbau abkippen würde. Beide sind und waren nicht für viele Tore und Scorerpunkte bekannt, aber für das Einleiten und Initiieren aus der Tiefe heraus.
Trainerkarriere keine Überraschung
Für Klitzpera ist Fiéls Laufbahn als Trainer keine Überraschung, da er schon als Spieler sich sehr klug auf dem Feld positionierte. Schuppan holt dabei sogar noch weiter aus und attestiert ihm eine super Meinung von Taktik und dass er bereits als Spieler Pep Guardiolas Teams sehr, sehr ausführlich studierte. „Er hatte immer Vorstellungen, dass wir mehr Fußball spielen müssen. Aber leider hat unsere Qualität nicht ausgereicht für diese Art von Fußball.“ Im gleichen Atemzuge bescheinigt er ihm super Grundvoraussetzungen für einen Trainer, auch weil Fiél bereits als Spieler und „starker Kapitän“ einen großen Einfluss in der Kabine hatte und als Meinungsführer galt. „Wenn er weiter so Steps macht, hat er eine gute Zukunft. Dann wird die 2. Liga nicht die letzte Station auf der Leiter gewesen sein“, fügt Schuppan an.
Dragoslav Stepanovic, Union Berlin und Bundesliga
Cristian Fiél startete seine Profikarriere im Alter von 20 Jahren unter Trainerlegende Dragoslav Stepanovic bei den Stuttgarter Kickers in der 2 Liga. Nach einem Abstieg wechselte er zu Union Berlin, wo er sowohl sportlichen Erfolg als auch persönliches Glück fand. Fiél debütierte im UEFA-Cup und erzielte in der 2. Liga sieben Treffer in einer Spielzeit. In Berlin lernte er auch seine spätere Frau Diana kennen. Ein kurzes, aber nicht zufriedenstellendes Gastspiel beim VfL Bochum unter Peter Neururer in der Bundesliga folgte, bevor er im Winter 2003/2004 nach Aachen wechselte, was seine weitere Laufbahn entscheidend prägte.
Bayern-Schreck, Dieter Hecking und Sergio Ramos
Bei Alemannia Aachen erlebte Fiél eine sehr intensive Zeit. Pokalfinale gegen Bremen, UEFA-Cup, Aufstieg in die Bundesliga, das Amt als Kapitän und vieles mehr. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen machte sich Fiél einen Namen als Bayern-Schreck. Denn die Alemannia konnte die Bayern 2x hintereinander im Pokal ausschalten und auch in der Bundesliga gewann man das Heimspiel mit 1:0. Somit ging Fiél in 3 seiner 4 Partien gegen den FCB als Sieger vom Platz. Klitzpera mutmaßt, dass das größte Highlight für den Spanier aber das Spiel in Sevilla war. Auch wenn Aachen das Spiel mit 2:0 verlor, erinnert er sich heute noch an das Spiel. „Wir wurden danach gefeiert und mit Standing Ovations von den Heimfans verabschiedet“, erklärt Klitzpera. Gegenspieler waren damals unter anderem Sergio Ramos, Dani Alves und Júlio Baptista. Den Nürnberger Sportvorstand Dieter Hecking sowie seinen jetzigen Co-Trainer Jérôme Polenz lernte Fiél ebenfalls in Aachen kennen. Neben dem großen Teamspirit war Heckings Aachen auch taktisch vielen anderen Zweitligsten voraus. Als eines von wenigen Teams beherrschte man mit dem 4-2-3-1 und dem 4-Raute-2 gleich 2 Systeme, wodurch man im Spiel auf jeden Gegner reagieren konnte. Unter anderem deshalb gelang Fiél und Hecking 2006 der Aufstieg in die Bundesliga.
Dynamo-Legende Cristian Fiél
Nachdem das Kapitel Aachen 2010 zu Ende ging, schloss sich Fiél seinen Aussagen zufolge aus Mangel an Alternativen dem damaligen Drittligisten Dynamo Dresden an. Doch aus der geplanten Übergangsstation wurde deutlich mehr. Bereits in der 1. Saison stieg man in die 2. Bundesliga auf – auch weil Fiél im Rückspiel in Osnabrück mit einem Tor und einer Vorlage entscheidend dazu beitrug. „In großen Spielen hatte er viele starke Aktionen“, verrät Schuppan über Fiél. Gemeinsam feierten beide den zweimaligen Klassenerhalt, im 2. Jahr war es wieder die Relegation. Und erneut war Fiél mit einem Treffer entscheidend beteiligt – diesmal der Marke Traumtor. „Das war alles. Einfach ein Geschenk vom lieben Gott. Die Mannschaft so zu sehen, die Leute so zu sehen. […] Das war der i-Punkt auf 5 Jahren Dresden.“, denkt Fiél im Nachhinein zurück. Am 23.05.2015 beendete der jetzige Club-Trainer seine aktive Laufbahn.
Mehr Höhen als Tiefen
Cristian Fiél erlebte als Aktiver auch Tiefen, aber die Höhen überwiegen definitiv. Der Trainer des 1. FC Nürnberg spielte unter anderem 36-mal in der Bundesliga, 288-mal in der 2. Bundesliga und 10-mal im UEFA-Cup. Mit den Stuttgarter Kickers, Union Berlin, dem VfL Bochum, Alemannia Aachen und Dynamo Dresden lernte er 5 Traditionsvereine kennen. Einen solchen trainiert er auch aktuell, was seine seine Ex-Kollegen natürlich verfolgen. Schuppan kann sich gut vorstellen, dass er auch als Trainer einen sehr hohen Anspruch an seine Mannschaft hat, denn den hatte er bereits als Spieler an sich selbst. Klitzpera drückt Fiél und dem FCN auch weiterhin die Daumen, sodass die gesteckten Ziele erreicht werden – ein schönes Schlusswort.