3:0 gegen Hansa Rostock, 0:3 gegen Hannover 96. Wo liegt die Wahrheit? In der Mitte? Wie gut ist der FC Nürnberg aktuell wirklich? Waren die zuletzt enttäuschenden Ergebnisse unglücklich oder stagniert derzeit die Entwicklung? Die Datenanalyse der Vergleiche zwischen Spieltag 1-13 und 14-19 gibt Aufschluss.
Tatsächlich ist es ja nicht nur die Punkteausbeute, sondern das „Wie“ in den Niederlagen gegen Karlsruhe, Düsseldorf und Hannover, das den Glubberer zum Nachdenken bringt. Auch die Chancenqualität vor beiden Toren änderte sich schlagartig. Gründe hierfür? Folgen im weiteren Text.
Werfen wir zunächst einen Blick auf das Spiel mit Ball. Schnell zeigt sich: der Club hat weniger den Ball als noch in den ersten Monaten der Saison. Die um 2% höhere Passquote gilt es in den richtigen Kontext zu stellen. Hierfür nehmen wir die Metrik „Pässe ins Angriffsdrittel“ dazu. Dass der Club weniger Bälle in den gefährlichen Raum vor dem gegnerischen Tor spielt, lässt folgern, dass der Ballbesitz in tieferen Regionen stattfindet. Nürnberg hat folglich deutlich mehr Probleme, das Spiel nach vorne zu transportieren. Ein weiteres Indiz für den weniger progressiven Spielaufbau ist die Anzahl der Ballverluste im eigenen Drittel. Waren es an den Spieltagen 1-13 „nur“ 22, sind es derzeit 5 mehr pro Spiel. Dass die Fiél-Elf seltener ins letzte Drittel kommt, unterstreicht auch die Anzahl der gespielten Pässe hinter die gegnerische Abwehrkette: sie halbierte sich fast.
Eng mit den Parametern in eigenem Ballbesitz sind natürlich die Offensiv-Werte verknüpft. Vor allem, dass man in den letzten Wochen weniger Angriffe aus dem eigenen Positionsspiel heraus kreieren konnte. Besorgniserregender ist allerdings der Anteil der Schüsse außerhalb des gegnerischen Strafraums. Bereits in der Vorsaison war der Club in dieser Kategorie das schwächste Team aller Zweitligisten. Über weite Strecken der Hinrunde machte man hier einen großen Sprung nach vorne, ehe zuletzt wieder altbekannte Probleme auftauchten. Mehr als jeder zweite Nürnberger Schuss der letzten Wochen wurde aus der Distanz abgegeben. Folglich reduzierte sich auch die Anzahl der eigenen Aktionen in der gegnerischen Box, wodurch sich auch der deutlich geringere Expected Goals Wert erklären lässt.
Aber nicht nur die Offensive, auch die Defensive machte zuletzt Probleme. Die Übergänge zwischen Ballverlusten im Spielaufbau und Chancen für den Gegner sind dabei natürlich fließend. Aber auch ein Blick auf die „nackten“ Zahlen gegen den Ball macht einiges klar: die Fiél-Elf kam zuletzt deutlich weniger in das eigene Pressing, was nicht nur die Anzahl der hohen Balleroberungen zeigt, die von 12 auf 8 sank. Auch der PPDA-Wert (Anzahl gegnerischer Pässe pro eigener Defensivaktion), der die Pressingintensität misst, veränderte sich deutlich. Waren es von Spieltag 1-13 noch unter 11 Pässen, die der Gegner im Aufbau spielen durfte, sind es aktuell etwa 17 Pässe am Stück. Ähnliches gilt für das Verhalten nach Ballverlust, was eine deutlich geringere Intensität im Gegenpressing unterstreicht. Durch den mitunter fehlenden Zugriff und zu große Abstände im Pressing war man auch defensiv anfälliger, was sowohl die Anzahl der Gegentore, die gegnerischen Expected Goals sowie gegnerischen Abschlüsse zeigen.
Ergebnisddelle oder handfeste Krise?
Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: dass man in 5 der vergangenen 7 Partien das Feld als Verlierer verließ, ist kein Zufall. Auch die Leistungen waren nicht so gut wie in den Wochen zuvor. Aktuell findet man nicht mehr so leicht den Weg über die Halbräume in die Offensive. Deswegen passt es durchaus ins Bild, dass 2 der Niederlagen gegen den KSC und Hannover waren – beide Teams agieren mit einer Raute im Mittelfeld und verdichten in der Folge das Zentrum und können zudem schnell Druck auf die Ballseite ausüben, von welcher man sich nicht immer befreien konnte. Ein weiteres wesentliches Problem liegt im eigenen Anlaufverhalten, das derzeit nicht mehr so konsequent abläuft wie es zuvor erfolgreich funktionierte. Am Willen der Spieler kann man es nur bedingt festmachen – zumindest was die gelaufenen Kilometer als auch die Sprints anbelangt, verzeichnete man in den letzten Wochen sogar mehr als von Spieltag 1-13.
Geduld ist wohl das Schlüsselwort. Da Fußball auch viel im Kopf entschieden wird, hat das ein oder andere Ergebnis sicherlich auch Auswirkungen auf die mentale Verfassung der Spieler. Zudem – und man kann es nicht oft genug betonen – steht man tabellarisch nach wie vor absolut im Soll. Freilich wünscht man sich als Fan eine steile Entwicklung nach oben, die Realität sieht aber leider in 99% der Fälle anders aus. Bei einem jungen Trainer und einer jungen Mannschaft gilt es auch solche Phasen zu akzeptieren – auch wenn von diesen natürlich Anpassungen vorgenommen werden müssen, um möglichst bald auf die Erfolgsspur zurückzukehren.
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