FCN: Beispiel für gutes Coaching – Wie Klose Janisch „auf die richtige Straße gezogen“ hat

Der Trainer des 1. FC Nürnberg traf offenbar die richtigen Maßnahmen.

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Foto: DO IT NOW Media

Stammspieler Janisch

Mit der Erfahrung von gerade einmal 17 Profi-Spielen sollte Tim Janisch als Stammspieler in die neue Saison beim 1. FC Nürnberg gehen. Doch nachdem man dem Eigengewächs zunächst das Vertrauen schenken wollte, musste man dieses Vorhaben schon wenige Wochen nach Saisonstart revidieren. Mit dem derzeit verletzten Henri Koudoussou wurde ein weiterer Rechtsverteidiger verpflichtet – obwohl Sportvorstand Joti Chatzialexiou die Position ursprünglich als ausreichend besetzt erachtet hatte.

Unglücklicher Saisonstart

Janisch konnte den Erwartungen an den ersten vier Spieltagen kaum gerecht werden. Bei den beiden 0:1-Last-Minute-Niederlagen gegen Elversberg und Darmstadt war der 20-Jährige jeweils an der Entstehung des Gegentreffers beteiligt. Gegen den SC Paderborn wurde er nach einer vom VAR zurückgenommenen roten Karte bereits zur Halbzeit ausgewechselt. In den darauffolgenden sieben Spielen musste der dreifache U20-Nationalspieler mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen.

Kloses Vorahnung

Dass Janisch zu Saisonbeginn Schwierigkeiten haben könnte, dürfte Miroslav Klose kaum überrascht haben – zumindest lassen seine Aussagen aus dem Juli kurz vor dem Auftakt auf eine derartige Vorahnung schließen:

„Ich war zuletzt nicht wirklich zufrieden mit ihm, das weiß er auch. Er hat nicht ansatzweise das im Training gezeigt, was er schon gemacht hat. Jetzt hat er mal wieder so trainiert, wie ich ihn kenne. Du musst ihn immer peitschen, weil dann immer mehr kommt. Sobald er aber denkt: ‚Was soll mir schon passieren?‘, dann bin ich der falsche Trainer. Dann bekommt er ein volles Brett“, erklärte der 47-Jährige in der BILD.

Gutes Timing für Janisch-Comeback

Etwas mehr als eine Woche später wurde die Leihe von Koudoussou aus Augsburg bekannt – eine Verpflichtung, die Janischs Situation zusätzlich erschwerte. Umso mehr, weil Klose nach der Verletzung Koudoussous den gerlernten Innenverteidiger Tim Drexler auf der rechten Abwehrseite bevorzugte. Doch anstatt Janisch fallen zu lassen, hielt der Weltmeister von 2014 ihn mit wiederkehrenden Einwechslungen im Rhythmus – auch wenn die Leistungen zunächst noch wechselhaft waren: „Er hatte einen kleinen Durchhänger bei den Spielen“, erkannte Klose, „dass er noch nicht so fokussiert war.“

Was Klose jedoch besonders hervorhob, war Janischs Trainingsleistung: „Er hat es sich verdient, zu spielen, weil er in den letzten Wochen sehr ordentlich trainiert hat.“ Dieses schrittweise Heranführen wurde schließlich mit dem Siegtreffer des gebürtigen Nürnbergers bei seinem Startelfcomeback in Dresden belohnt. Offenbar fand Klose das perfekte Timing, um Janisch wieder in die erste Elf zu integrieren: „Auch da haben wir viele Gespräche geführt, ihn wieder auf die richtige Straße gezogen – und das ist das Ergebnis“, erklärte der WM-Rekordtorschütze am Sky-Mikrofon seine Vorgehensweise.

Gutes Coaching

Janischs Entwicklung dient als Beispiel für gelungenes Coaching – und zeigt, wie ein Trainerteam mit formschwachen Spielern umgehen kann. Klose erkannte frühzeitig Warnsignale, nahm den Spieler aus der Schusslinie, führte ihn Schritt für Schritt wieder heran und schenkte ihm im richtigen Moment das Vertrauen. Der Spieler zahlte es mit Leistung – und seinem ersten Profi-Tor – zurück. „Für ihn freut es mich ungemein“, so Klose, der nun hoffen dürfte, nicht nur mit seiner Mannschaft, sondern auch bei Tim Janisch den Turnaround geschafft zu haben.