FCN siegt im Schicksalsspiel: Erst Kontrolle, dann Chaos

Die Klose-Elf dominiert erst, verliert danach den Zugriff – und kämpft sich am Ende zum ersten Auswärtssieg.

1. FC Nürnberg FCN News CLUBFOKUS Miroslav Klose Fortuna Düsseldorf Analyse Sieg
Foto: DO IT NOW Media

Keine Änderung

Die Partie zwischen dem 1. FC Nürnberg und Fortuna Düsseldorf wurde im Vorfeld als Schicksalsspiel für Miroslav Klose auserkoren. Der FCN-Trainer vertraute trotz der 0:3-Niederlage gegen die Hertha dem Personal aus der Vorwoche. Das bedeutete, dass man erneut ohne echten Stürmer agierte.

Passive Fortuna

Von Beginn an konnte man erahnen, warum der Nürnberger Gegner in nahezu sämtlichen Statistiken so schlecht dastand. Die Fortuna agierte extrem passiv und schien nicht wirklich vorzuhaben, am Spiel teilzunehmen. Der Club konnte das Spielgeschehen dominieren und wurde im Spielaufbau nicht gestört.

Wenig Torgefahr

Dennoch blieb es zunächst ein Spiel mit wenig Torraumszenen. Die Franken kontrollierten die Partie, mussten aber bis zur 24. Minute auf den ersten Abschluss warten. Gegen den geordneten Block der Gäste konnte man sich nur selten bis rund um den gegnerischen Strafraum durchspielen, sodass der Ballbesitz zunächst nicht in gefährlichen Räumen stattfand.

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Im Zentrum besetzte beim Club erneut kein Spieler die letzte Linie. Rafael Lubach war immer wieder im halbrechten Zwischenraum – oft ohne Gegenspieler – positioniert und relativ frei. Markhiev war der erste Anspieler vor der Viererkette, Diop und Becker agierten sehr fluide.

Auf der anderen Seite hatte man defensiv alles im Griff. Gegen den Ball presste man deutlich höher als der Gegner und setzte dabei auf ein 4-1-4-1, das durch den hochschiebenden Finn Ole Becker situativ zum 4-2-3-1 wurde. Wurde die erste Pressingreihe überspielt, ergaben sich für Düsseldorf ab und an Räume, aus denen aber nicht ansatzweise Torgefahr entstand.

Umschaltsituation

Am Ende war es eine Umschaltsituation, die für das erste Tor des Tages sorgen sollte. Düsseldorf kam nach einem Ballverlust in der Nürnberger Hälfte zunächst ins Gegenpressing und verpasste es dann, den Konter über Mohamed Ali Zoma zu stoppen. Der behauptete den Ball erst etwas glücklich, bediente den gut in die Tiefe startenden Rafael Lubach aber im richtigen Moment, sodass der 20-Jährige mit dem linken Fuß zur Führung treffen konnte.

Oben auf

In der Folge kam der Club etwas öfter zu gefährlichen Situationen und dominierte die Partie. Eine Standardsituation von Julian Justvan verpasste Fabio Gruber knapp. Kurz vor der Pause agierten Becker und Zoma zu umständlich, nachdem man sich zuvor mit einer tollen Kombination über den rechten Halbraum nach vorne kombiniert hatte. So ging eine wenig spektakuläre erste Halbzeit verdient an den Club, der mit etwas mehr Zielstrebigkeit sogar noch mehr Torchancen hätte kreieren können.

Anderes Spiel

Nach der Halbzeit veränderte sich die Statik des Spiels jedoch. Düsseldorf wurde deutlich aktiver, der Club hingegen fand nicht mehr in sein Ballbesitzspiel. Die Spielanteile drehten sich komplett, sodass der FCN davon zunächst nur noch 25 Prozent für sich verzeichnen konnte. In hohe Pressingsituationen kam man auch nicht mehr, stattdessen fiel man in den 4-1-4-1-Midblock. Die Fortuna hingegen änderte ihre Struktur. Mittlerweile besetzte sie die letzte Linie besser, kreierte mehr diagonale Passwinkel, streute mehr Tiefenläufe ein und wurde dadurch offensiv deutlich präsenter, wohingegen der Club den Zugriff verlor. Das 1:1 fiel mal wieder nach einer Halbfeldflanke, die ungenügend verteidigt wurde.

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Die Situation vor dem 1:1. El Azzouzis Tiefenlauf aus dem Zentrum wird vom FCN (Diop) nicht mit aufgenommen. Dadurch muss Lochoshvili seinen Gegenspieler Schmidt verlassen, der folglich die bessere Position gegenüber Yilmaz hat. Danach beobachten die Nürnberger Verteidiger mehr den Ball als nachzusetzen.

Hin und Her

Daraufhin entwickelte sich eine wilde Partie. Was man dem FCN definitiv zugutehalten muss, ist, dass man die Aktivität rund um den Ausgleichstreffer wieder erhöhen konnte. Düsseldorf schaffte es nicht mehr, Kompaktheit herzustellen. Mit den vorhandenen Räumen konnte die Klose-Elf nun oftmals das Spiel beschleunigen und bis zur gegnerischen Abwehr durchbrechen. Nachdem ein Elfmeter an Zoma zunächst noch zurückgenommen wurde, gab es kurz darauf einen Handelfmeter, den Justvan zur erneuten Führung verwandelte.

Das 1:2 sollte jedoch nicht lange anhalten. Ein langer Ball von Berkay Yilmaz konnte vorne nicht von Justvan festgemacht oder behauptet werden. Nach einem Klatschball der Düsseldorfer waren die nächsten Nürnberger, die gleich mehrfach den Ballführenden stören wollten, zu einfach aus dem Spiel, Yilmaz konnte die Innenbahn nicht mehr schließen – und der Ball zappelte zum 2:2 im Netz. Nürnberg steckte jedoch nicht auf, sondern erzielte in der 85. Minute das Siegtor. Vor Beckers Abschluss hatte auch der eingewechselte Adriano Grimaldi in der Entstehung seine Beine im Spiel.

Drama

Danach waren noch elf Minuten Nachspielzeit und ein langes Zittern angesagt – auch da Joker Mickael Biron die Entscheidung verpasste. Am Ende schaffte man es dennoch, die drei Punkte mitzunehmen und den ersten Auswärtssieg der Saison zu feiern, der über die volle Spielzeit durchaus in Ordnung geht.

Moral

Klose hob im Nachgang die Moral seiner Mannschaft hervor, die trotz der Rückschläge bis zum Schluss für den Sieg kämpfte. Individuell konnte Adam Markhiev erneut unter Beweis stellen, wie gut er dem Nürnberger Spiel tut. Andere Akteure, wie beispielsweise Justvan auf der rechten Außenbahn, konnten hingegen weniger glänzen. Das dürfte dem Trainer – genauso wie die zu einfachen Gegentore – aber fürs Erste egal sein. Schließlich zählte am Ende nur das Ergebnis, und das sprach am Freitagabend für den FCN.