Offen wie nie scheint der Stand um die Pole Position im Tor des 1.FC Nürnberg. Nachdem sich in der Wintervorbereitung erst Carl Klaus als neue Nummer 1 herauskristallisierte, deutete kurz vor dem Spiel gegen Hansa Rostock vieles auf Christian Mathenia hin. Am Ende spielte dann doch der 30-jährige Klaus. Aufgrund Mathenias Trainingsrückstand oder aus Überzeugung? Diese Frage ist nach wie vor offen. Der CLUBFOKUS prüft, wer im Daten-Ranking die Nase vorne hat. Oder ist es am Ende doch ein ganz anderer Spieler, der im Club-Tor stehen sollte?
Mathenia ist unsere absolute nummer 1.
Club-Trainer Cristian Fiél im September – ähnlich klar äußerte er sich seitdem nicht. Der Kampf um das Tor scheint aktuell offen zu sein.
Daten-Vergleich: Klaus vs. Mathenia
Datenauswertung: wer ist der bessere Fußballer?
Carl Klaus ist der bessere Fußballer – dieser Eindruck wird durch die Daten durchaus belegt. Klaus‘ Passquote ist um einige Prozentpunkte besser, in der Folge verzeichnet der 30-Jährige auch etwa 30% weniger Ballverluste als der seit 2018 beim Club spielende Mathenia. Vor allem, wenn es darum geht, sich unter gegnerischem Druck zu befreien, zeigen sich dessen Vorzüge. Während Klaus 71% seiner langen Bälle an den Mitspieler bringt, sind es bei Mathenia lediglich 59%. Die Werte zeigen aber auch, dass Mathenia in seinen Partien öfter in das Spiel eingebunden wurde als Klaus und sowohl mehr Pässe empfangen als auch gespielt hat. Aufgrund der lediglich knapp 300 absolvierten Minuten von Carl Klaus in dieser Spielzeit sind diese Statistiken aber natürlich mit Vorsicht zu genießen.
Klares Bild auf der Linie
Ganz entscheidend neben der spielerischen Komponente ist natürlich die Qualität auf der Linie sowie im Herauslaufen. Auch hier sprechen die Werte von Christian Mathenia in dieser Spielzeit leider nicht für ihn. Vor allem, wenn man die Statistik „Expected Goals on Target“ betrachet. Zunächst muss natürlich geklärt werden, was darunter zu verstehen ist. Expected Goals on Target (xGOT) misst die Wahrscheinlichkeit, dass ein gezielter Schuss zu einem Tor führt, basierend auf der Kombination aus der zugrunde liegenden Chancenqualität Expected Goals (xG) und der Endposition des Schusses im Tor (OT). Dabei werden Schüsse, die platzierter sind und in den Ecken landen, besser gewertet als Schüsse, die direkt in die Mitte des Tores gehen. Mathenia kassiert tatsächlich etwa ein halbes Gegentor mehr pro Spiel als laut xGOT erwartet, womit er den schwächsten Wert aller Zweitligatorhüter verzeichnet. Auch der Wert seines Konkurrenten liegt hier im Minus. Aber mit 0.14 pro 90 Minuten deutlich weniger weit. Auch die Quote der parierten gegnerischen Schüsse von 63% (Klaus) respektive 57% (Mathenia) passen ins Bild.
Beide unterdurchschnittlich?
Verteidigt eine Mannschaft aktiv, ist es umso wichtiger, dass man als Towart auch selbst proaktiv agiert und Bälle sowie Hereingaben frühzeitig klärt. In diesem Bereich liegen beide Torhüter unter dem Ligaschnitt und nehmen sich nicht viel. Klaus fängt etwas mehr gegnerische Flanken ab. Mathenia verzeichnet dafür einen Hauch mehr Abwehraktionen außerhalb des eigenen Strafraums.
Jan Reichert als dritte Option?
Wenn man weder von Klaus noch von Mathenia vollends überzeugt ist, wirft man natürlich einen Blick auf den eigenen Nachwuchs. Schnell stößt man auf den Namen Jan Reichert, der seit über 2 Jahren das Tor der Regionalliga-Vertretung hütet und auch auf der Bank der Profis bereits Platz nehmen durfte.
Da die U-23 von Andreas Wolf einen aktiven und fußballerischen Ansatz wählt, sind die Rückschlüsse aus Reicherts Saison durchaus valide. Schließlich verzeichnet man durchschnittlich 55% Ballbesitz und mit 82% die drittbeste Passquote hinter Würzburg und den kleinen Bayern. Reichert ist sehr aktiv in den Spielaufbau der Wolf-Elf eingebunden und gilt als Initiator vieler Angriffe. Dennoch gibt es durchaus berechtigte Zweifel, ob der Sprung in die 2. Liga auf Anhieb gelingen würde. Erst 3 Spiele zu-Null und 29 Gegentore in 15 Partien sind nur ein Teil des Arguments. Auch ein Blick auf die kassierten Tore in Relation zur Abschlussqualität der gegnerischen Schüsse sprechen nur bedingt für Reichert.
Tim Lierhammer: Top-Talent in the making?
Dass die U-17 des Clubs in der Bundesliga-Süd die drittbeste Defensive der Liga stellt, hat maßgeblich mit ihrem Torhüter Tim Lierhammer zutun. Der 16-Jährige verkörpert den modernen Torwart und ist sowohl mit Ball als auch beim Bälle halten bereits auf hohem Niveau unterwegs. Mit seiner Passquote von 84% liegt er deutlich über dem Schnitt seiner Mannschaft, der bei etwa 78% liegt.
Oftmals sucht er im Spielaufbau fußballerische Lösungen und findet diese auch. Sein Anteil an langen Bällen liegt unter derer von Mathenia, Klaus und auch Reichert. Ähnlich verhält es sich auf der Linie. Seine Quote von 74% erfolgreich abgewehrten gegnerischen Schüssen sucht seinesgleichen. In der Folge ist er auch der einzige der 4 Torhüter, der weniger Tore kassiert als die gegnerische Abschlussqualität es „erlaubt“. Zwar „nur“ in der U-17, aber die Anlagen von Tim Lierhammer für eine erfolgreiche Profi-Karriere sind zweifelsfrei vorhanden.
…wer ist denn jetzt der Bessere?
Zurück zur Frage: wer ist der beste Club-Torwart? In dieser Saison Tim Lierhammer. Die Frage nach dem besten Torwart für die 16 verbleibenden Rückrundenspiele der Fiél-Truppe ist dagegen schon schwieriger zu beantworten. Die Daten sprechen zumindest relativ eindeutig für Carl Klaus. Nicht messbare Werte wie Organisation der Viererkette und Akzeptanz in der Mannschaft gehen dafür an Vize-Kapitän Christian Mathenia. Somit gibt es zweifelsfrei Argumente, die für und gegen beide Konkurrenten sprechen. So ehrlich muss man sein: eine Optimallösung gibt es aktuell nicht. Bei beiden gilt es Abstriche zu machen. Als Club-Fan gilt es Cristian Fiél zu vertrauen, dass er auch auf dieser Position die richtige Entscheidung treffen wird – wie schon so oft in dieser Saison.
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