FCN: Große Stärke aus Vorsaison nun echte Baustelle

Könnte Adam Markhiev die Lösung des zuletzt in Karlsruhe wieder erkennbaren Problems sein?

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Starkes Umschaltspiel in der Vorsaison

In der Vorsaison zählte der 1. FC Nürnberg noch zu den besten Umschaltmannschaften der 2. Bundesliga. So gab es nur ein Team, das mehr Abschlüsse nach Konterangriffen abgab, und nur zwei Teams, die mehr Tore nach Umschaltaktionen erzielten. Insbesondere die umschaltstarken Stefanos Tzimas und Jens Castrop, die den Club beide verließen, sorgten mit ihrer Explosivität immer wieder für schnelle Tempogegenstöße.

Doch auch defensiv konnte sich das Nürnberger Umschaltspiel statistisch sehen lassen. Nur ein Team ließ weniger Abschlüsse nach gegnerischen Kontern zu, und nur drei Mannschaften kassierten weniger Gegentore nach solchen Situationen.

Konteranfällig & schlampiges Umschalten

Nicht nur zuletzt bei der 1:2-Niederlage in Karlsruhe wurde sichtbar, dass diese große Stärke der Vorsaison nun eine echte Baustelle im FCN-Spiel darstellt. Tatsächlich ließ in dieser Spielzeit nur der kommende Gegner VfL Bochum mehr Abschlüsse nach gegnerischen Kontern zu. Schon jetzt sind es mehr als die Hälfte der Werte aus der gesamten Vorsaison. Ähnliches gilt bei den Gegentoren nach Kontern, wo Bochum hinter Nürnberg Schlusslicht ist.

Auch beim Umschalten in Richtung Offensive schneidet der Club im Vergleich zur Vorsaison deutlich schlechter ab. Die Zahl der Abschlüsse nach Kontern sank um rund ein Viertel. Fast nach jedem der bisherigen fünf Spieltage wurden im Nachgang die so häufig schlampig ausgespielten Gegenstöße von Trainer und Mannschaft thematisiert.

KSC-Tore vom schwachen Umschalten begünstigt

Gegen den KSC schmerzte bei beiden Gegentoren die fehlende Rückwärtsbewegung im Zentrum. Beim 0:1 trabte Finn Becker nach missglücktem hohem Anlaufen nur Richtung eigenen Sechzehner zurück, ehe wenige Sekunden später der Gegentreffer fiel. Beim Siegtreffer der Badener konnte Wanitzek einen zweiten Ball im völlig verwaisten Rückraum verwerten.

Woran dieser Umschwung im Vergleich zur Vorsaison liegen mag? Einerseits wohl daran, dass der FCN in dieser Saison noch keine einzige Minute in Führung lag und stattdessen immer wieder auf Führungs- oder Ausgleichstreffer drängen musste. Andererseits ist das vorhandene Personal im zentralen Mittelfeld nicht für seine Stärken im Spiel gegen den Ball bekannt. Becker, Rafael Lubach, Demba Diop oder auch Julian Justvan sind zwar allesamt feine Fußballer, aber jeweils nicht für ihr ausgeprägtes Defensivbewusstsein bekannt.

Beispiel: In Karlsruhe absolvierte Becker nur einen einzigen Sprint gegen den Ball – unterboten wurde dieser Wert lediglich von einem einzigen der 183 Feldspieler, die mindestens eine Halbzeit am fünften Spieltag der 2. Bundesliga zum Einsatz kamen.

Lösung Markhiev?

Demzufolge bietet es sich an, künftig einen Spieler ins Mittelfeld zu stellen, der entweder besser umschaltet oder schon durch disziplinierte Positionierung den eigenen Ballbesitz in der Restverteidigung absichert – im Optimalfall beides. Genau dafür kommt Königstransfer Adam Markhiev infrage, den Joti Chatzialexiou als Jander-Nachfolger auf der Sechs angekündigt hatte.

Auch wenn der 23-Jährige Finne selbst gerne am Spiel am Ball teilnimmt, war sein Einfluss im letzten Drittel bei seinen bisherigen Stationen eher gering. Gleichzeitig bringt er neben seiner Pressingresistenz und Spielintelligenz Fähigkeiten in puncto Aggressivität, Defensivzweikampf und Gegenpressing mit, die das ohnehin schon spielstarke Mittelfeld gut ergänzen könnten.

Eine Personalie genügt nicht

Ob eine einzige Personalie das offensichtliche Umschaltproblem zumindest in eine Richtung lösen kann, bleibt zweifelhaft. Schließlich hängt sowohl das Ausspielen als auch das Verteidigen von Kontern immer am gesamten Mannschaftsverbund – und somit auch in der Verantwortung des Trainerteams um Miroslav Klose. Nichtsdestotrotz erscheint die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass Markhiev aufgrund seines Profils und seiner Vergangenheit ein wichtiger Faktor werden könnte, um das Mittelfeld des 1. FC Nürnberg zu stabilisieren.