Überraschung
Nach vielen Last-Minute-Transfers war die große Frage, mit welcher Aufstellung der 1. FC Nürnberg in Karlsruhe antreten würde. Miroslav Klose blieb, wie zu erwarten war, der Viererkette treu. Mit Pape Diop stand „nur“ einer der neuen Spieler in der Anfangsformation. Etwas überraschend stand hingegen Mickael Biron in der Startelf. Nicht einmal im Kader waren unter anderem Ondrej Karafiat, Artem Stepanov und Hindolo Mustapha.

Anlaufschwierigkeiten
Der FCN brauchte ein paar Minuten, um in die Partie zu starten. Nach einer gegnerischen Halbfeldflanke brannte es das erste Mal im Nürnberger Strafraum. Gegnerische Hereingaben sollten auch in der Folge noch ein Thema sein. Nach etwa fünf Minuten kam der Club jedoch immer besser ins Spiel. Schnell war erkennbar, dass die Klose-Elf die technisch feinere Mannschaft und spielerisch dem KSC überlegen war. Ein Angriff, der dies zeigte, war die Chance von Mickael Biron. Julian Justvan und Finn Ole Becker kombinierten stark, der Stürmer vergab jedoch freistehend aus abseitsverdächtiger Position.
Missmatch
Im Spiel mit Ball setzte Nürnberg wenig auf starre Positionierungen und Strukturen, sondern auf die bekannten Überladungen. Die meisten Angriffe trug man über die linke Seite vor, wo Berkay Yilmaz immer wieder anschob. Mohamed Ali Zoma war sehr nah an der Außenbahn positioniert. Immer wieder kam der Ball auf ihn. Mit seiner Qualität im 1-gegen-1 und dem extremen Tempounterschied gegenüber seinem Gegenspieler Sebastian Jung löste er viele Situationen auf. Durch dieses „Missmatch“ sorgte der Club regelmäßig für Durchbrüche in und um die gegnerische Box. Hier traf man jedoch zu oft die falsche Entscheidung, um noch mehr klare Abschlüsse zu kreieren.
Starkes 1-gegen-1
Auch wenn der Club im eigenen Ballbesitz gute Elemente hatte, war er in der Rückwärtsbewegung durchaus anfällig. Vor allem der Sechserraum war nach Ballverlust nicht selten verwaist. Die Nürnberger Restverteidigung – und vor allem Luka Lochoshvili – war im direkten Duell jedoch stark aufgelegt, sodass die wenigsten dieser Ansätze gefährlich wurden.
Gefährlicher wurde Fabian Schleusener in der 44. Minute. In der Entstehung bekam der FCN im hohen Anlaufen erst keinen Zugriff und war später am Flügel viel zu passiv, sodass Herold unbedrängt flanken und Schleusener einschießen konnte.
Belohnung
In der letzten Aktion der ersten Halbzeit konnte sich Nürnberg doch noch für eine definitiv verbesserte Leistung belohnen. Nach einem Eckball kam Henri Koudossou zum Abschluss und traf zum verdienten Ausgleich. Bis hierhin war es eine Leistung, die Mut machte. Zwar war nicht alles perfekt, aber es wirkte so, als könne man einen spielerisch limitierten und überraschend passiven KSC schlagen. Zumal der späte Ausgleich eigentlich hätte Selbstvertrauen geben sollen.
Zu langsam
Nach der Pause agierte der Club jedoch zu langsam im eigenen Ballbesitz, um den 5-3-2-Block der Gastgeber auseinanderzureißen. Wenn man das Tempo hochhielt und mit wenigen Kontakten spielte, öffneten sich Freiräume. In diesen Situationen blieb die Entscheidungsfindung im letzten Drittel jedoch ausbaufähig, sodass viele Angriffe hier endeten.
Anfällig
Beim FCN war zu sehen, dass alle zentral-defensiven Mittelfeldspieler ihre Stärken eher im eigenen Ballbesitz haben. So ließ sich beispielsweise Rafael Lubach nach der Halbzeit das ein oder andere Mal von Marvin Wanitzek herausziehen, wodurch der Raum vor der Abwehr geöffnet wurde. Aber auch hier waren die beiden Innenverteidiger meist zur Stelle. Bei Diagonalbällen, Spielverlagerungen und Halbfeldflanken kamen die Badener aber hin und wieder hinter die Nürnberger Abwehr. Ein solches Muster führte auch in der 75. Minute zum Karlsruher Führungstreffer. David Herolds Ball von der linken Außenbahn in den Rücken von Berkay Yilmaz landete bei Dzenis Burnic. Erst konnte Luka Lochoshvili noch parieren, der Rückraum war aus FCN-Sicht jedoch komplett unbesetzt, sodass am Ende Wanitzek zum 2:1 traf.
Kein Spielglück
In der Schlussphase rannten die Franken weiter an und versuchten bis zum Ende alles. Es sollte jedoch nicht mehr mit dem Ausgleich klappen, da man am Ende entweder an KSC-Torwart Hans Christian Bernat oder an der Latte scheiterte. So steht am Ende trotz eines Schussverhältnisses von 24:10 eine Niederlage zu Buche, die man sich selbst vorzuwerfen hat.
Zwar sah man eine Mannschaft, die technisch und fußballerisch nicht auf Platz 18 der 2. Bundesliga gehört. Gleichzeitig war es aber auch ein Club, der in Themen wie Standardsituationen, Konterabsicherung und das Verteidigen von Halbfeldflanken altbekannte Probleme zeigte. Kombiniert mit der fehlenden Durchschlagskraft setzte es am Ende eine Niederlage, die man als maximal unnötig bezeichnen darf.