Plötzlich Verteidiger? FCN-Nachwuchs-Torjäger Kusanovic in neuer Rolle

Nach vier torlosen Spielen wurde der 17-jährige Kusanovic von der Offensive in die Defensive beordert.

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Foto: FCN.de

Vom Torjäger zum Verteidiger?

Um die große Stärke von Tino Kusanovic zu erkennen, bedarf es keiner sonderlich tiefen Recherche. Denn in der Vorsaison traf das Talent des 1. FC Nürnberg in 23 Einsätzen ganze 27-mal für die U17. Diese Torjägerqualitäten konnte der 17-Jährige im Herrenbereich bislang allerdings noch nicht auf den Platz bringen: Nach vier Spielen und einigen ausgelassenen Chancen wartete der Stürmer weiterhin auf seinen ersten Treffer für die U23.

Am fünften Spieltag der Regionalliga Bayern, als der „kleine Club“ beim 3:1 über die SpVgg Ansbach bereits den fünften Saisonsieg einfuhr, kam Kusanovic nun in einer für ihn völlig ungewohnten Rolle zum Einsatz. In über 2.500 erfassten Spielminuten bei Wyscout (entspricht mehr als 27-mal 90 Minuten) hatte er diese Position 2024 noch nie bekleidet. Trainer Andreas Wolf ließ den Nachwuchsknipser tatsächlich als Verteidiger in einer Fünferkette auflaufen – genauer gesagt als rechten Schienenspieler.

Eigentlich im Angriff zu Hause.

Reaktion auf Torlosigkeit?

War das eine Reaktion auf seine zuletzt unglückliche Chancenverwertung, nachdem er aus neun Abschlüssen und über zwei Expected Goals kein Tor erzielt hatte? Mitnichten. Einerseits rückte Profi und Doppelpacker Noah Maboulou in die Startelf neben Zielspieler Piet Socbel. Andererseits hatte Wolf mit Personalengpässen auf den Schienenpositionen zu kämpfen.

Wie schon in der Vorwoche fiel Linksverteidiger Eric Porstner aus, woraufhin der etatmäßige Rechtsverteidiger Tobias Heß auf die linke Seite wechselte. Dessen letztwöchiger Vertreter Justin von der Hitz saß aufgrund des krankheitsbedingten Ausfalls von Tim Janisch bei den Profis auf der Bank – Wolf war also zum „Basteln“ gezwungen.

Wirbelte am letzten Freitag über die rechte Schiene.

Solider Auftritt in ungewohnter Rolle

Offenbar wollte der Trainer trotz der Torflaute nicht auf Kusanovic verzichten – und der Youngster dankte es mit einer engagierten Leistung. Zwar war ihm stellenweise anzusehen, dass die rechte Abwehrseite nicht seine angestammte Position ist. Dennoch zeigte der Rechtsfuß über 62 Minuten bis zu seiner Auswechslung eine ordentliche Vorstellung.

Im Spiel mit Ball schob Kusanovic mutig hoch, bewies ein gutes Gespür für Räume in der Breite sowie im Halbraum und deutete seine Qualitäten im Eins-gegen-eins an. So gewann er fünf seiner sechs Offensivduelle und verzeichnete – neben den beiden Stürmern – die meisten Ballaktionen im gegnerischen Strafraum, obwohl er früh ausgewechselt wurde.

Auch gegen den Ball konnte er kleinere Anpassungsschwierigkeiten durch eine solide Zweikampfführung ausgleichen – und trug mit dazu bei, dass die Wolf-Elf abgesehen vom Abstauber-Gegentreffer nach einer Ecke nur fünf Schüsse und 0,29 Expected Goals über die volle Spielzeit zuließ.

Ordentlicher Auftritt.

Wohl keine Zukunft

Obwohl Kusanovic seine Aufgabe ordentlich erledigte, ist nicht zu erwarten, dass er dauerhaft auf der rechten Schiene eingesetzt wird. Spätestens mit der Rückkehr von Porstner dürfte der Torjäger wieder in der Offensive wirbeln – und dann sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis er sein erstes Pflichtspieltor für die U23 des 1. FC Nürnberg erzielt. Trotzdem bleibt die Erkenntnis, dass ein junger Spieler sich mit einer völligen neuen Aufgabe arrangieren kann.