Erfahrung, Viererkette & Emreli? 3 Antworten zu FCN-Neuzugang Zoma

Schon wieder keine Erfahrung für eine junge Nürnberger Mannschaft? Folgt nun die Umstellung auf eine Viererkette?

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Foto: FCN.de

Nur jung beim FCN?

„Wir werden auch darauf achten, dass wir nur mit jung wahrscheinlich nicht die Ziele und Träume erfüllen können“, konstatierte Sportvorstand Joti Chatzialexiou zum Ende der vergangenen Saison via CEF TV im Rückblick auf eine sehr junge Nürnberger Mannschaft, die das ein oder andere Mal Lehrgeld bezahlen musste.

Umso überraschender kommt es nun, dass man nach dem missglückten Saisonstart mit zwei Niederlagen in der Liga und dem Pokalaus gegen einen Viertligisten bereits den siebten U21-Transfer bekanntgab. Denn der 21-jährige Stürmer Mohamed Alì Zoma kommt vom italienischen Drittligisten AlbinoLeffe.

Wieder keine Erfahrung?

Was auf den ersten Blick nicht nach sonderlich viel Erfahrung aussieht, relativiert sich auf den zweiten. Denn trotz seines jungen Alters kann Zoma bereits auf drei vollständige Profi-Saisons zurückblicken. Insgesamt kommt der Italiener auf 117 Serie C-Einsätze, davon beeindruckende 102 in der Startelf. Zum Vergleich: der abgewanderte Jens Castrop kommt auf 86 Zweitligaspiele, Caspar Jander auf 93 Zweit- und Drittligaeinsätze.

Dass jung nicht gleich unerfahren heißt, erklärte schon Trainer Miroslav Klose zum Ende der Vorsaison. Diese Beschreibung dürfte auf Zoma zutreffen – wenngleich sich seine Profi-Erfahrung bislang ausschließlich auf die italienische Drittklassigkeit beschränkt. Adaptionsschwierigkeiten in einer höheren Liga – wie etwa bei Tom Baack – kann sich der Club eigentlich nicht leisten.

Doch Zomas Trend der letzten Jahre lässt schließen, dass er der Serie C allmählich entwachsen ist. Seine Scorerpunkte steigerten sich kontinuierlich: 2022/2023 waren es elf, 2023/2024 bereits 13 und in der letzten Saison starke 22 Torbeteiligungen.

Eine für einen Spieler seines Alters beeindruckende Startelfquote.

Spielertyp Emreli?

Die BILD berichtete noch vor Bekanntwerden des Transfers, dass der 1. FC Nürnberg einen Stürmer suche, der auch die Zehnerposition einnehmen könne. Auf Zoma trifft das allerdings nur bedingt zu. In der vergangenen Saison spielte er fast ausschließlich in einer Doppelspitze in einem 3-5-2-System – eine Rolle, die ihn in Nürnberg ähnlich erwarten dürfte.

Einsatzminuten als klarer Zehner sind in seiner Vita hingegen kaum vorhanden. Von über 10.000 erfassten Spielminuten (entspricht rund 113-mal 90 Minuten) registrierte Wyscout gerade einmal 145 Minuten als zentraler offensiver Mittelfeldspieler. Das heißt jedoch nicht, dass Zoma nicht über eine gewisse Spielstärke verfügt.

Insbesondere seinen „guten ersten Kontakt und die nötigen technischen Fähigkeiten“ lobte Chatzialexiou bei der Verkündung des Neuzugangs. Die Daten zu empfangenen Pässen, gespielten Bällen und Passpräzision sind für die Serie C überdurchschnittlich – im direkten Vergleich aber etwas unterhalb des für seine Spielstärke bekannten Mahir Emreli.

Mahir Emrelis Daten aus der Vorsaison zum Vergleich: 17 empfangene Pässe & 20 gespielte Pässe pro 90 Minuten sowie 83% Passpräzision – die Ballbesitzwerte des FCN (51%) und Zomas AlbinoLeffe (52%) waren zudem sehr ähnlich, was die Vergleichbarkeit erhöht.

Umstellung auf Viererkette?

Beim Pokalaus in Illertissen stellte Klose so früh wie selten auf Viererkette um, was das Clubspiel zwar belebte, aber das Ausscheiden nicht verhindern konnte. Dennoch stellt sich die Frage, ob dieses System künftig häufiger zum Einsatz kommt. Mit Zoma gewinnt der Club einen Spieler hinzu, der zumindest theoretisch eine Formation mit Viererkette und offensiven Flügelspielern begünstigen könnte. Rund ein Viertel seiner erfassten Einsatzzeit verbrachte er nämlich auf der Außenbahn, überwiegend links.

Angesichts seiner jüngeren Vergangenheit in einer Doppelspitze und der Tatsache, dass der FCN die Viererkette zuletzt eher mit zentralen Mittelfeldspielern interpretierte, erscheint ein künftiger Einsatz auf dem Flügel allerdings eher unwahrscheinlich – zumal er in einem 4-2-2-2 auch die offensive Halbposition bekleiden könnte.

Ein mobiler Stürmer, der sich in vielen verschiedenen Räume wohlfühlt – u.a. auch auf Linksaußen.

Vertrauen in JTA

Vor gut vier Wochen wäre dieser Transfer, der auf die neue Kooperation mit JTA zurückzuführen ist, im Umfeld des FCN wohl deutlich positiver aufgenommen worden. Doch nach diesem Saisonstart wurden die Rufe nach erfahrenen Sofortverstärkungen lauter. Chatzialexiou und Co. sollten jedoch nicht populär handeln, sondern nach Überzeugung.

Inwiefern Mohamed Alì Zoma diese Soforthilfe sein kann, bleibt abzuwarten. Neben berechtigter Skepsis gibt es aber auch gute Gründe, weshalb dieser Neuzugang einschlagen könnte. Mit dem Konjunktiv „könnte“ muss ein Verein wie der 1. FC Nürnberg bei Transfers wohl immer leben. Doch wenn man schon die Kooperation mit einem renommierten Datenunternehmen eingeht, sollte man auch Vertrauen in deren Empfehlungen haben. Trotzdem steht auch das Alters dieses Neuzugangs im Kontrast zu Chatzialexious eingangs erwähnter Feststellung.