FCN-Fehlstart: Wer trägt die Schuld?

Nach dem Pokal-Aus in Illertissen und null Punkten in der Liga wächst der Druck auf allen Ebenen.

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Foto: DO IT NOW Media

Fehlstart perfekt

Der 1. FC Nürnberg ist mit drei Niederlagen aus drei Pflichtspielen in die neue Saison gestartet. Auch wenn das Zustandekommen mitunter unglücklich war, steht am Ende ein sehr unzufriedenstellender FCN-Saisonstart zu Buche. Das Pokalausscheiden in Illertissen machte den Fehlstart endgültig perfekt. Zwar agierte man nach Systemumstellung und Jander-Einwechslung deutlich verbessert, hatte zuvor aber eine indiskutable erste Halbzeit geboten. So bleibt derzeit vor allem die Frage, wer die Schuld an der aktuellen Nürnberger Situation trägt.

Schlechter Kader?

Als FCN-Sportvorstand hat sicherlich auch Joti Chatzialexiou seine Aktien am verpatzten Saisonbeginn. Dem Kader fehlt es unbestritten noch an Qualität auf mehreren Positionen. Dabei hatte der 49-Jährige zum Beginn der Vorbereitung noch seinen Wunsch mitgeteilt, bis zum Trainingslager viele Neuzugänge beisammenzuhaben, um entsprechende Automatismen einstudieren zu können. Chatzialexiou gab bereits zu, dass der ein oder andere Wunschtransfer nicht funktionierte. Als Soforthilfen präsentierten sich die meisten der verpflichteten Spieler bislang noch nicht.

Mit dem offensiv formulierten Saisonziel Top-7 hat der ehemalige DFB-Funktionär die Erwartungshaltung für die kommende Spielzeit vorgegeben. Um dies zu erreichen, sah der gebürtige Frankfurter vor allem einen besseren Saisonbeginn als 2024/25 als entscheidend an, wie er sich via CEF äußerte: „Dafür werden wir jetzt alles geben, dass wir die Basis legen, um einen guten Saisonstart zu haben.“

Das hat bislang nicht funktioniert – zum Teil sicherlich auch, da der Kader nach aktuellem Stand keine Top-7-Qualität hat. Was aus Chatzialexious Sicht ebenfalls nicht ideal lief, war die Nachfolgersuche von Olaf Rebbe. Zwar einigte man sich früh auf Michael Bischof als Nachfolger, kann den ehemaligen Karlsruher aber erst zum 1. September – also nach der Transferperiode – offiziell unter Vertrag nehmen.

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Joti Chatzialexiou hat beim FCN viele Prozesse – auch außerhalb des Feldes – angestoßen. Dennoch bedarf es nach wie vor Neuzugänge und vor allem Qualität.

Nicht das Maximum rausgeholt?

FCN-Trainer Miroslav Klose ließ bereits mehrfach durchklingen, dass er mit dem aktuellen Kader nur bedingt zufrieden sei. Das ist auch verständlich. Dennoch hätte die Qualität seiner Mannschaft vor allem gegen Illertissen reichen müssen, um eine bessere Performance auf den Platz zu bringen. Erschwerend hinzu kommt das Saisonende der abgelaufenen Spielzeit. Auch hier war die Form mit fünf Niederlagen aus den letzten acht Spielen nicht die beste. Damals hatte man jedoch mit einem fitten Caspar Jander, Janis Antiste, Mahir Emreli und Co. noch andere Qualität in den eigenen Reihen.

Was dem Trainerteam ebenfalls anzukreiden ist, sind die anhaltenden Standardprobleme. Die in der letzten Saison bemängelte Körpergröße kann nun nicht mehr das Argument sein. Und trotzdem kassierte man in drei Pflichtspielen gleich zweimal kurz vor Schluss nach Eckball ein schmerzhaftes Gegentor. Die Raumdeckung sowie die Nicht-Besetzung beider Pfosten funktionieren bislang nur bedingt.

Dass man den Fokus in der Vorbereitung auf die Defensive legte, ist nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz wirkt das Offensivspiel aus der angestammten Formation heraus noch stark ausbaufähig. Nachdem man in der Vorsaison zwischenzeitlich attraktive und moderne Elemente in das eigene Spiel brachte, wartet man nun auf den nächsten Schritt.

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In der Vorsaison konnte Miroslav Klose zusammen mit seinem Trainerteam den Turnaround nach einem schwachen Saisonstart schaffen.

Schuld der Spieler?

Bekanntermaßen sind es am Ende immer die Spieler, die die Dinge auf dem Feld regeln müssen. Auch hier kann man entsprechend den Finger in die Wunde legen. Der ein oder andere präsentiert sich derzeit nicht in seiner besten Verfassung – was angesichts des Alters normal, aber dennoch nicht förderlich ist. Fabio Gruber kann derzeit nicht an seine Leistungen aus der Rückrunde anknüpfen, auch Tim Janisch machte im Pokalspiel wiederholt keinen glücklichen Eindruck.

Dazu kommt mit Robin Knoche ein Spieler, der zwar zweifelsfrei Qualität mitbringt – aber die Herangehensweise und das System dennoch einschränkt. Den Willen kann man den FCN-Profis zwar nicht absprechen, aber dennoch wirkte der ein oder andere Spieler vor allem in der ersten Halbzeit in Illertissen nicht bei 100%, was es auch dem Trainer schwierig macht.

Von allem ein bisschen

Insofern kann man sagen, dass alle drei Parteien – Sportvorstand, Trainerteam und Mannschaft – ihren Teil zum Fehlstart beitrugen. Das Positive: Die Probleme sind dennoch lösbar. Der Sportvorstand steht in der Verantwortung, den Kader in den verbleibenden zwei Wochen bis zum Transferschluss entsprechend zu verstärken. Weniger Standardprobleme und mehr offensive Abläufe sind die Hebel, an denen das Trainerteam arbeiten muss und wird. Und auch die Mannschaft muss es schaffen, über möglichst 90 Minuten eine konzentrierte und disziplinierte Leistung an den Tag zu legen. Schaffen es alle drei Parteien, ihre „Hausaufgaben“ zu erledigen, kann man den Fehlstart sicherlich ausbügeln. Wenn nicht, warten auf den 1. FC Nürnberg jedoch noch unruhigere Tage.