Neues Stilmittel beim FCN
Während der 1. FC Nürnberg in der kompletten Vorsaison nur 15-mal einen Einwurf lang in den gegnerischen Strafraum warf, kommt Robin Knoche alleine nach den ersten beiden Spieltagen bereits auf fünf dieser sogenannten Einwurf-Flanken. Dieses neue Stilmittel kristallisierte sich schon in der Vorbereitung heraus und führte bei der 0:1-Heimniederlage gegen Darmstadt 98 immerhin zu zwei Abschlüssen aus dem Rückraum.
Mit zunehmender Spieldauer entschied man sich allerdings wieder dafür, die Einwürfe kurz auszuspielen. Schließlich waren die beiden Darmstädter Abwehrkanten Aleksandar Vukotic und Patric Pfeiffer in der Luft kaum zu überwinden. Umso mehr stellt sich die Frage, inwiefern diese Einwurf-Flanken eine sinnvolle Variante zur Erzeugung von Torgefahr bei ruhenden Bällen sein könnten.
Einwürfe in den Strafraum deutlich gefährlicher
Dazu lohnt sich ein Blick auf die Analyse des englischen Fußballdatenanalysten Ben Griffis, der alle Einwürfe im Angriffsdrittel der letzten Premier-League-Saison ausgewertet hat. Demnach gab es 4.291 Einwürfe im vordersten Drittel des Feldes. Nur 634 davon wurden direkt in den gegnerischen Strafraum geworfen. Interessant: Aus diesen Einwürfen fielen in den darauffolgenden 15 Sekunden 13 Tore – fast genauso viele wie aus den 3.657 kurzen Einwürfen (14 Tore).
Auch die Expected-Goals-Werte waren trotz der großen Differenz in der Häufigkeit nahezu identisch. Pro Einwurf gerechnet bedeutet das: Ein Einwurf ist in den 15 Sekunden nach der Ausführung um über 430 % gefährlicher, wenn er in den Strafraum geworfen wird. Diese Tendenz bestätigt sich selbst, wenn man den Zeitraum auf 30 Sekunden nach der Ausführung ausdehnt. Überraschend: Laut dieser Analyse kassierten Teams nach langen Einwürfen in den gegnerischen Strafraum sogar rund 11 % weniger Gegentore – etwa durch schnelle Gegenangriffe – als nach kurz ausgeführten Einwürfen.
Vorbild Brentford
Es scheint also, als könnte sich dieses neue Element im Spiel des 1. FC Nürnberg noch auszahlen. Schließlich ist nicht nur der erste Kontakt nach dem Einwurf entscheidend, sondern vielleicht sogar noch umso mehr die Sekunden danach. Denn selbst bei körperlicher Unterlegenheit kann man durch eine gute Vernetzung im Gegenpressing den Ball in Tornähe erhalten und im gegnerischen Chaos zum Abschluss kommen.
Als Vorbild dürfte der für seine datenanalytische Herangehensweise bekannte englische Erstligist Brentford FC gelten, der laut Sky in den letzten Premier League-Saison aus 110 langen Einwürfen 31 Abschlüsse generierte und sechs Tore erzielte – und damit fünf mehr als jedes andere Premier-League-Team.