Trotz Verhandlungsstopp: FCN sucht Sechser?
Nachdem der VfB Stuttgart die Verhandlungen abgebrochen hat und stattdessen einen anderen Sechser verpflichten möchte, sieht es derzeit nicht danach aus (wenn auch weiterhin nicht ausgeschlossen), als würde Caspar Jander in diesem Sommer vom 1. FC Nürnberg zum Bundesligisten wechseln. Nichtsdestotrotz mehrten sich zuletzt die Gerüchte, wonach sich der FCN nach einem neuen defensiven Mittelfeldspieler umsieht.
Einerseits könnte das eine Vorbereitung darauf sein, dass Jander den Club in den nächsten Wochen – wenn auch nicht Richtung Stuttgart – noch verlässt. Andererseits könnte es bedeuten, dass man eine alternative Lösung für die Sechser- und Achterposition anstrebt. Denn bekanntlich wurde auch der Abgang von Jens Castrop noch nicht adäquat ersetzt.
Jander: Back to the roots?
Mit dem Zugang eines defensivstarken (und im besten Fall gleichzeitig spielstarken) Sechsers könnte man einerseits die Stabilität vor der Abwehr stärken. Gleichzeitig könnte dadurch der spielstarke Jander im Falle eines Verbleibs mehr Freiheiten nach vorne erhalten und künftig die Box-to-Box-Rolle im zentralen Mittelfeld übernehmen – eine Position, die er seit fast einem Jahr nicht mehr bekleidet hat, für die er aber ursprünglich im letzten Sommer verpflichtet wurde.
Schließlich wurde der Neuzugang aus Duisburg nach einem schwachen Saisonstart mit dem FCN notgedrungen eine Linie zurückgezogen – mit Erfolg. Nun könnte Janders Vielseitigkeit das schwer zu besetzende Profil auf der Acht erfüllen.
Jander nicht unähnlich zu Castrop
Wie gut er die „Castrop-Rolle“ ausfüllen kann, zeigte Jander in der Saison 2023/24 in der 3. Liga – 21 Spiele lang bis zu seiner schweren Knieverletzung. Die Daten belegen: So weit entfernt war Janders damalige Performance gar nicht von Castrops Profil in der abgelaufenen Saison. Zwar kann er (32,0 km/h) mit dem Top-Speed des Neu-Gladbachers (36,4 km/h) nicht ganz mithalten, doch auch seine Dynamik zwischen den Strafräumen war unverkennbar.
Damals war er der zentrale Mittelfeldspieler mit den zweitmeisten progressiven Läufen mit Ball in der 3. Liga, zeigte sich zudem dribbelstark – Eigenschaften, die man beim FCN nach Castrops Abgang vermisst. Außerdem war Jander einer von nur vier unter 300 Drittligaspielern (mindestens 1.000 Minuten), der sowohl offensiv als auch defensiv über acht Zweikämpfe pro 90 Minuten führte – sprich: von Box zu Box präsent war.
Völlig neue Optionen?
Auch wenn Janders Anzahl an Offensivaktionen nicht ganz an die von Castrop heranreicht, ist der Unterschied überschaubar – zumal der MSV Duisburg in der damaligen Saison abstieg und mit nur 46 % Ballbesitz insgesamt weniger Spielanteile hatte. Außerdem bewies Jander in der abgelaufenen Saison von einer tieferen Position aus seinen Offensiv-Impact: Drei Tore und neun Vorlagen bedeuten zwölf direkte Torbeteiligungen. Zum Vergleich: Castrop kam – bei sieben Einsätzen weniger – auf sieben Scorerpunkte. Die etwas geringere Dynamik könnte Jander unter anderem mit seiner Ballsicherheit wettmachen.
Caspar Jander könnte also im Falle eines Verbleibs die langersehnte Lösung auf der Achterposition werden – und durch seine Spielstärke auch eine neue Option im zuletzt in der Vorbereitung krankenden Aufbau durchs Zentrum geben. Neben einer defensivstarken „Holding Six“ wäre etwa ein Aufbau im 3-2 mit Dreierkette denkbar – auch wenn der oft gesehene 3-1- bzw. 5-1-Aufbau bislang gesetzt schien.
Perfekte Lösung? Theoretisch
In der Theorie klingt das nach einer perfekten Lösung: die Position vor der Abwehr stabilisieren (wie bspw. mit Oussama El Azzouzi) und Janders Stärken eine Ebene weiter vorne einsetzen, um die schwer zu schließende Castrop-Lücke zu füllen. In der Praxis allerdings können bis zum Ende des Transferfensters noch viele Dinge passieren. Zudem müsste im Falle eines Verbleibs das dem Vernehmen nach „zerschnittene Tischtuch“ wieder zusammengenäht werden.