FCN: Ist Marius Wörl der perfekte Castrop-Nachfolger?

Der 21-Jährige bringt vieles mit, was dem Club im Zentrum nach Castrops Abgang fehlt.

1. FC Nürnberg FCN Marius Wörl CLUBFOKUS Transfer Neuzugang Analyse
Foto: DO IT NOW Media / DFB

FCN auf der Suche

Der 1. FC Nürnberg möchte noch einen Ersatz für den nach Gladbach abgewanderten Jens Castrop verpflichten. Einer der von der BILD gehandelten Namen ist Marius Wörl. Der 21-Jährige steht bei Hannover 96 unter Vertrag und lief in den vergangenen beiden Saisons auf Leihbasis für Arminia Bielefeld auf. Zwar planen die Niedersachsen mit ihm, Hannover soll jedoch ab einer Ablösesumme von drei Millionen Euro gesprächsbereit sein.

Spannendes Profil

Wörl wäre in jedem Fall ein Spieler, dessen Qualitäten dem FCN gut zu Gesicht stehen würden. Er kommt aus der 1860-Jugend und kann im Mittelfeldzentrum verschiedene Rollen einnehmen. Er bringt sowohl Fähigkeiten in der Spielgestaltung als auch in der klassischen Box-to-Box-Rolle mit. Seine stärkste Saison hatte er 2024/25, als er bei der Arminia eine etwas offensivere Rolle als Halbraumspieler im Mittelfeld einnahm. In der 3. Liga und im DFB-Pokal traf er neunmal und steuerte fünf direkte Torvorlagen bei.

1. FC Nürnberg FCN Marius Wörl CLUBFOKUS Transfer Neuzugang Analyse
Marius Wörl kam bei der Arminia in der vergangenen Saison oftmals über die Halbräume – und wich sogar auf den Flügel aus. Eine Saison zuvor war es noch deutlich anders. Dazu später mehr.

Spielintelligenz

Eine von Wörls größten Stärken ist seine Spielintelligenz. Trotz seines jungen Alters verfügt er bereits über eine gute Entscheidungsfindung. So ist er nach Balleroberungen in der Lage, schnell umzuschalten und Freiräume zu besetzen und zu bespielen. Dementsprechend bedroht er auch aus Datensicht häufig die Tiefe hinter der gegnerischen Abwehr. Da er Situationen frühzeitig antizipiert, sammelt er zudem viele zweite Bälle ein.

Kreativität

Mit 3,5 gespielten Pässen in den gegnerischen Strafraum pro 90 Minuten verzeichnete Wörl 2024/25 den drittbesten Wert aller zentralen Mittelfeldspieler der 3. Liga. Dieser Wert belegt seine Kreativität, mit der er Gefahr initiieren kann. Da er auch gerne auf den Flügel ausweicht, schlägt er einige Flanken – und das mit Erfolg. 44 % davon erreichten in der vergangenen Saison einen Mitspieler, was zu den Topwerten der 3. Liga zählt.

1. FC Nürnberg FCN Marius Wörl CLUBFOKUS Transfer Neuzugang Analyse

Ballträger

Ähnlich wie Castrop kann Wörl mit dem Ball am Fuß Dynamik entfachen und das Spiel beschleunigen. Seine 2,6 vertikalen Ballführungen pro 90 Minuten waren ligaweit der vierthöchste Wert auf seiner Position. Dank seiner engen Ballführung kann er auch 1-gegen-1-Situationen auflösen und gewann zuletzt starke 65 % seiner Dribblings.

Hohe Aktivität

Der gebürtige Oberbayer verfügt darüber hinaus mit seinem rechten Fuß über einen guten Abschluss aus der Distanz. In der vergangenen Saison konnte er seinen Zug zum Tor deutlich erhöhen – eine Qualität, die ihm zuvor eher fehlte. In der Drittligasaison 2024/25 hatte er sogar die meisten Ballaktionen im gegnerischen Strafraum aller zentralen Mittelfeldspieler.

Potenzial

Obwohl Wörl erst 21 Jahre alt ist, sammelte er bereits 85 Einsätze in der 3. Liga. Dennoch hat der vierfache U20-Nationalspieler Deutschlands in einigen Bereichen noch Luft nach oben. So ist er beispielsweise kein ausgewiesener Kopfballspezialist und gewann 2024/25 lediglich 32 % seiner Luftduelle. Auch in puncto Physis sowie in der Konstanz seiner Leistungen kann der 1,78 Meter große Spieler noch zulegen.

In der vergangenen Saison verzeichnete er zudem ligaweit die wenigsten erfolgreichen Defensivaktionen (5 pro 90 Minuten) auf seiner Position – was jedoch durch seine Rolle und Bielefelds Spielstil ein Stück weit erklärbar ist. Dass dies keine prinzipielle Schwäche von ihm ist, zeigt seine Saison 2023/24, als er noch mehr als doppelt so viele (11 pro 90 Minuten) verzeichnete.

Wörls Heatmap von 2023/24: Deutlich zentrierter und defensiver als in der abgelaufenen Spielzeit.

It’s a match

Das Profil von Marius Wörl würde gut zum Nürnberger Spielstil passen. Er bringt die nötige Technik, Workrate und Dynamik mit, um sowohl im Ballbesitz- als auch im Umschaltspiel der Klose-Elf weiterzuhelfen. Da er sich gerne in den Halbräumen positioniert und von dort aus auch die Breite besetzt, würde er auch in diesem Aspekt gut zum Club passen, der oft die Ballseite überlädt. Für Wörl müsste der FCN jedoch für seine Verhältnisse tief in die eigene Tasche greifen.

Andere Spielertypen

Die BILD brachte explizit für die Castrop-Rolle noch zwei weitere Namen ins Spiel. Zum einen Pelle Mattsson von Silkeborg IF. Der 23-Jährige spielte zuletzt eine sehr starke Saison, kann auch als Box-to-Box-Spieler agieren, wäre mit seinem Skillset jedoch vor allem als Nachfolger von Caspar Jander auf der Sechserposition prädestiniert. Schließlich kombiniert der Däne Ballsicherheit, Laufstärke und die Fähigkeit, das Spieltempo zu diktieren. An ihm sind allerdings auch einige englische Zweitligisten interessiert.

Ein weiterer Kandidat soll Andri Fannar Baldursson sein. Der Isländer ist jedoch defensiver ausgerichtet als beispielsweise Castrop und würde die Rolle im Mittelfeldzentrum somit anders interpretieren. Der 23-Jährige konnte in der Vergangenheit zwar durch seine Physis und Qualität im Defensivzweikampf auf sich aufmerksam machen – aber nicht als dynamischer Ballträger. Ganz im Gegensatz zu Marius Wörl. Abzuwarten bleibt jedoch zunächst, inwieweit sich die Gerüchte konkretisieren.