Baustelle Defensive
Die Nürnberger Hinrunde war nach einem schwierigen Saisonstart keinesfalls schlecht – im Spiel nach vorne sah es zumeist sogar richtig gut aus. Das große Problem war jedoch, dass man immer wieder zu einfache Gegentore kassierte. Insgesamt 30-mal musste FCN-Torwart Jan Reichert an den ersten 17 Spieltagen hinter sich greifen.
Neue Stabilität
Aus der defensiven Anfälligkeit ist mittlerweile jedoch eine Stärke geworden. In der Wintervorbereitung arbeitete man sehr offensichtlich am Spiel gegen den Ball. Denn in der Rückrunde kassierte man bislang erst neun Gegentore und spielte obendrein in fünf der vergangenen sieben Partien zu null. Gründe dafür? Gibt es gleich mehrere.
Gute Abläufe
Die Nürnberger Defensive trifft mittlerweile deutlich bessere Entscheidungen. So sind beispielsweise die Halbverteidiger besser darin, zu erkennen, wann sie nach vorne verteidigen müssen und wann die Tiefe gesichert werden muss. Im Mittelfeldzentrum verteidigt man relativ mannorientiert, und die erste Pressinglinie soll den Gegner auf die Außenbahn lenken. Auch in der Hinrunde konnte man vieles davon erkennen – jedoch deutlich fehleranfälliger. Hier ist sehr deutlich sichtbar, dass man in der Defensive die Hebel angesetzt hat.
Jan Reichert
Ein Faktor für die weniger kassierten Gegentore ist auch FCN-Torwart Jan Reichert. Allein in den letzten fünf Partien verhinderte Nürnbergs Rückhalt mehr als zwei Gegentore, die die gegnerischen Abschlüsse „verdient“ gehabt hätten. In der Hinrunde performte der 23-Jährige in dieser Metrik noch nicht so gut. „Ich habe immer gesagt, dass es Zeit braucht“, blieb Reichert stets positiv und freut sich über seine gute Entwicklung, mit der er zuletzt wichtige Bälle und Punkte festhalten konnte.
Tieferer Block
Der 1. FC Nürnberg verzeichnet in der Rückrunde weniger hohe Balleroberungen und lässt dem Gegner mehr Pässe im Spielaufbau spielen, ehe man dies unterbindet – mit anderen Worten: Der Club verteidigt in der Rückrunde zumeist deutlich tiefer. Dadurch fällt es einfacher, kompakt zu bleiben und sich nicht so leicht vom Gegner auseinanderziehen zu lassen. Auch Robin Knoche fühlt sich in diesem Setup sehr wohl und kann seine Stärken hier ideal einbringen, wodurch er zum defensiven Unterschiedsspieler in den vergangenen Wochen avancierte.
Sinne geschärft
Der FCN schafft es 2025, gegnerische Schussgelegenheiten deutlich besser zu blocken und frühzeitig zu entschärfen. Das könnte man als „geschärfte Sinne“ bezeichnen, sodass jeder – bei aller Lust auf die Offensive – auch mehr Bewusstsein für die Defensive mitbringt. „Wenn wir überspielt werden, reagieren wir mit dem nötigen Tempo und verteidigen konsequenter“, findet auch Trainer Klose ähnliche Worte über die Entwicklung. Während man in der Hinrunde noch pro Spiel 42,4 Kilometer gegen den Ball abspulte, sind es jetzt mit 43,8 deutlich mehr.
Der Faktor Glück
Ja, der 1. FC Nürnberg verteidigt viele Situationen deutlich besser und reifer als noch vor der Winterpause. Dennoch ist sicherlich auch das ein oder andere Quäntchen Glück ein Faktor für den großen Unterschied bei den Gegentoren 2024 und 2025. Ein gutes Beispiel war das Spiel in Münster, wo man sich über den ein oder anderen Gegentreffer nicht hätte beschweren dürfen. Während die Gegner aus 27 Expected Goals in der Hinrunde noch 30 Tore erzielten, sind es in der Rückrunde nur noch neun Tore aus zwölf Expected Goals. „Das Quäntchen Glück haben wir uns erarbeitet“, freut sich auch Reichert über die aktuelle Phase.
Garant für Erfolg
Wenn man einen Blick auf die Zweitligaaufsteiger der vergangenen Jahre wirft, hatten diese zumeist eines gemeinsam: Es waren die Mannschaften mit den wenigsten Gegentoren der Liga. Auch Fabian Hürzeler, Meistertrainer von St. Pauli in der Vorsaison, betonte stets, dass das „zu null“ die Basis für den Erfolg sei. Somit wird auch an den verbleibenden acht Spieltagen die Nürnberger Defensive ein wichtiger Grundstein für das bestmögliche sportliche Abschneiden sein.