Justvan: „Wenn wir diese Spiele auch ziehen können“
„Aus unserer Situation jetzt nach oben zu schauen, wäre nicht richtig“, äußerte Julian Justvan am Montag im Frankensehen. Seine Aussage ist nur allzu verständlich, nachdem der FCN-Spielmacher vor einigen Wochen davon sprach, „oben mit schnuppern zu wollen“, und daraufhin erst der Trainer-Rüffel und dann eine verdiente Niederlage auf Schalke folgte.
Seitdem gewann der 1. FC Nürnberg allerdings vier seiner sechs Spiele und holte damit die meisten Punkte in der 2. Bundesliga. Zwar steht man inzwischen trotzdem „nur“ auf Rang 8, jedoch schmolz der Rückstand auf den dritten Tabellenplatz auf nur noch fünf Zähler. Für Justvan keinesfalls der Zeitpunkt, um ein gemächliches Auslaufen der Saison im Tabellenmittelfeld einzuläuten: „Ich glaube, wir können alle sehr zufrieden sein. Aber jetzt kommt die heiße Phase“, zeigt sich der 26-Jährige angriffslustig und möchte angesichts der zuletzt glanzlosen Leistungen „nochmal eine Schippe drauflegen“.
Dass Justvan einen Angriff auf die ersten drei Tabellenplätze nicht ausschließen möchte, lässt sich anhand seiner weiteren Aussagen ableiten: „Wir spielen noch gegen die vorderen im direkten Duell“, sieht er die noch anstehenden Aufgaben gegen unter anderem die Top-3 der Tabelle mit Hamburg, Köln und Kaiserslautern als richtungsweisend: „Wenn wir diese Spiele auch ziehen können, dann sieht es gut aus.“ Was Justvan mit „gut aussehen“ meint, bleibt offen. Mittelfeldplatz 8 dürfte es allerdings nicht sein, wenngleich er keine Prognose abgeben möchte.
Verkrampfter Nürnberger Kopf?
Seit einigen Wochen geht dem 1. FC Nürnberg einiges nicht mehr so leicht von der Hand, wie es noch Mitte der Hinrunde der Fall war. Viele Flügelüberladungen, Kombinationsspiel auf engstem Raum, Doppelpässe und Mut zum Risiko: Viele dieser Elemente sind nicht mehr so häufig im FCN-Spiel zu sehen. Stattdessen mehren sich Ballverluste im Spielaufbau, die Passquote im Mittelfeld sinkt und die Qualität sowie Quantität der Chancen vor dem Tor nehmen ab. Sicherlich auch ein Symptom davon, dass sich die Gegner wieder besser auf den Club eingestellt haben.
Nichtsdestotrotz verfestigt sich der Eindruck, die junge Mannschaft käme ins Grübeln. „Dass in der Liga alles möglich ist, sieht man“, weiß auch Justvan. Möglicherweise sieht man in der aktuellen Lage als Verfolger im Windschatten die Chance, die große Überraschung dieser Saison werden zu können. Auch wenn es extern niemals ausgesprochen würde, so könnte dieses Verlangen nach mehr hemmen. Damit ließe sich auch der große Fokus auf Stabilität und Sicherheit im eigenen Spiel erklären, der zwar nicht mehr so viel Spektakel, aber viele Ergebnisse liefert.
Aktiver Klose
„Da geht noch mehr“, analysierte Miroslav Klose zum 2:1-Rückrundenauftaktsieg über den Karlsruher SC und attestierte seinen Spielern vier Wochen später nach dem 2:0-Sieg gegen Ulm, immer „mehr zu einer Spitzenmannschaft“ zu reifen. Zwar würde der 46-Jährige niemals konkret davon sprechen, oben angreifen zu wollen, jedoch verkörpert er immer mehr das Bild eines angriffslustigen Trainers, der Lunte gerochen hat.
Zu Beginn seiner Zeit in Nürnberg noch eher zurückhaltend, entwickelte sich Klose rund um den Jahreswechsel zu einem sehr aktiv coachenden Trainer. Es wirkt so, als würde der Weltmeister von 2014 mit jedem zusätzlichen Erfolg umso mehr eine einmalige Chance für seine Mannschaft wittern. „Nach oben müssen wir von Spiel zu Spiel schauen“, sagte der ehemalige Nationalstürmer nach dem 0:0 in Berlin. Mit jedem Sieg wird dieser Blick nach oben zunehmend klarer. An Gier und Ehrgeiz sollte es bei Miroslav Klose jedenfalls nicht scheitern.
Die perfekte Mischung für eine Überraschung
Ob der 1. FC Nürnberg denn tatsächlich noch realistischerweise ein Wörtchen im Aufstiegsrennen mitspielen kann, steht auf einem anderen Blatt. Grundlage ist es jedoch, den Glauben daran zu haben. Dementsprechend macht man am Valznerweiher derzeit alles richtig, indem man Angriffslust verkörpert, Ergebnisse liefert und sich nach außen hin kleinlaut gibt. Vielleicht die perfekte Mischung, um eine Überraschung zu schaffen – sofern auch die Leistungskurve schleunigst wieder nach oben zeigt.
Als Warnung sollte die Vorsaison gelten, als man zum gleichen Zeitpunkt in einer sehr ähnlichen Lage stand. Nach einem glücklichen und späten 1:0-Sieg in Magdeburg am 25. Spieltag war man – wie heute – fünf Punkte von Rang drei entfernt, sammelte in den letzten neun Spielen jedoch nur noch vier magere Punkte.