2%-Wahrscheinlichkeit: Wie der FCN die Statistik ad absurdum führte

Ein Gegner, mit Chancen im Minutentakt, während man selbst kaum gefährlich wurde: der 1. FC Nürnberg hatte in Kaiserslautern eigentlich keine Chance und nutzte diese.

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Der FCN hatte keine Chance & nutzte diese

Eigentlich braucht man keine Zahlen und Statistiken, um erkannt zu haben: der 2:1-Auswärtssieg des 1. FC Nürnberg beim 1. FC Kaiserslautern war mehr als glücklich. Fast schon im Minutentakt – genauer gesagt im 2,7-Minutentakt – gab der FCK in der zweiten Halbzeit einen Schuss nach dem anderen ab und ließ Großchancen um Großchancen liegen. Am Ende stand ein Schussverhältnis von 23:4 für die Gastgeber, dem der FCN mit 2:1 Toren trotzte. 

Wie absurd dieser Spielausgang anhand dieses Spielverlaufs ist, zeigen die Expected Goals, also die Qualität und Quantität der herausgespielten Chancen. Demnach hätte der FCK gut drei Tore, je nach Datenanbieter sogar vier Tore, mehr verdient gehabt als der FCN. Somit lag die Siegwahrscheinlichkeit für den 1. FC Nürnberg bei ca. 1 bis 2 %. Sprich: die Mannschaft von Miroslav Klose hatte quasi keine Chance und nutzte diese eiskalt. 

Überragender Reichert, verzweifelnder Ritter

Auch wenn der Faktor Glück bei diesem Sieg nicht wegzudiskutieren ist, gehören natürlich auch starke Einzelleistungen dazu. Hier ragte vor allem ein Nürnberger heraus: Jan Reichert, 23-jähriger Torhüter, und an diesem Tag sogar Spielführer anstelle des verletzten Kapitäns Robin Knoche. 

Gleich 10 Paraden, nicht wenige davon auf spektakuläre Art und Weise, zeigte Reichert am Lauterer Betzenberg – dritthöchster Wert für einen Zweitliga-Torhüter innerhalb eines Spiels in dieser Saison. Wie gut seine Paraden waren, beschreiben auch wieder die Expected Goals. So hätte die Qualität der FCK-Abschlüsse rund vier Tore hergegeben, Reichert verhinderte bei nur einem Gegentor somit drei weitere. 

Zwischenzeitlich entwickelte sich ein Privatduell mit Marlon Ritter, der Reichert nur aus elf Metern bezwingen konnte. Gleich fünf seiner neun Schussversuche parierte der Schweinfurter, einmal musste noch das Aluminium helfen. „Klar hätte ich gerne fünf Tore gemacht“, sagt Ritter nach dem Spiel, aber konstatiert gleichzeitig über seinen Meister dieses Abends fest: „Zwei-, dreimal hält er gut“. 

Eiskalt wie „ein klarer Aufstiegskandidat“

Um solch ein Spiel dann auch noch zu gewinnen, musst du vor dem gegnerischen Tor eiskalt sein. Und das war der Club an diesem Abend mit einer Chancenverwertung von 50 %. Denn nur vier Abschlüsse gab man, erzielte daraus zwei Tore. Dabei wurde die größte Nürnberger Chance gar nicht in der Statistik erfasst, als der eingewechselte und völlig freistehende Florian Flick eine Freistoßflanke nicht zum vorentscheidenden 3:1 aufs Tor bringen konnte. 

Besser machten es zuvor seine an diesem Tag überzeugenden Mannschaftskollegen Fabio Gruber und Mahir Emreli, die jeweils auf ihre eigene Art technische Kunststücke vollbrachten. „Wenn Nürnberg in solchen Situationen Tore macht, ist das ein klarer Aufstiegskandidat“, analysiert der FCK-Trainer Markus Anfang im Nachgang der Partie am Sky-Mikrofon. 

Fortuna ist Nürnberger, Leistungssteigerung dennoch nötig

Nach einer angesichts der Umstände, mit vielen Ausfällen von Stammspielern, ordentlichen ersten Halbzeit kippte das Spiel ganz klar in Richtung der Lauterer. Wie die Statistik zeigt, hätte man sich über drei bis vier Gegentore nicht beschweren dürfen. Auf der anderen Seite muss sich der 1. FC Nürnberg nicht für diesen Sieg entschuldigen. Nach den unglücklichen Spielverläufen bei den Niederlagen gegen den HSV und Regensburg war Fortuna diesmal eine Cluberin. 

Nichtsdestotrotz dürfte man sich in Nürnberg darüber bewusst sein, dass es in Zukunft wieder bessere Leistungen brauchen wird, um Spiele zu gewinnen. Die nächste Chance dafür gibt es im Heimspiel gegen den SC Paderborn, das durch den jüngsten Sieg das nächste Highlightspiel wird. Denn auch fünf Spieltage vor Saisonende hat der FCN eine nicht völlig unrealistische Chance, in der Tabelle weiter klettern zu können. Allein das ist schon mal eine schöne Erkenntnis.