Mit Sebastian Andersson verpflichtete der 1. FC Nürnberg in der Winterpause ein neues Element für die eigene Offensive. In der Vorrunde agierten im Sturm häufig Uzun, Hayashi, Schleimer und Co. Andersson ist natürlich ein ganz anderer Spielertyp und lässt sich als Ziel- oder Wandspieler kategorisieren.
Nürnbergs Veränderungen mit Andersson
Blickt man auf den Nürnberger Spielstil, so hat sich dieser in der Rückrunde an der ein oder anderen Stellschraube verändert. Ohne darauf ins Detail einzugehen, springen auch aus Datensicht 3 Sachen heraus, die direkt mit Andersson zusammenhängen.
Dass der Club mit Andersson mehr Flanken schlägt, ist nicht weiter verwunderlich. Alle seiner 11 Abschlüsse gab der Schwede bis dato per Kopf ab. Extrem auffällig ist aber vor allem die deutlich geringere Anzahl an hohen Balleroberungen. Zudem fällt auf, dass der Club zumindest prozentual öfter aus der Distanz den Abschluss sucht. Wie das mit Sebastian Andersson zusammenhängt, betrachten wir in den folgenden Abschnitten.
Anderssons Mehrwert: Abnehmer, Ablagen und Räume schaffen
Eine sehr unterschätzte Qualität von Andersson ist, dass er fast permanent die gegnerischen Innenverteidiger bindet. Unter anderem deshalb schießt der Club öfter aus der Distanz. Und unter anderem deshalb kommt Can Uzun öfter aus 20 Metern ohne Gegnerdruck mit dem freien Fuß zum Abschluss. Andersson versteht es, sich im richtigen Moment hoch zu positionieren und auch im richtigen Moment in den Halbraum auszuweichen, um Platz und Raum für seine Mitspieler zu schaffen. Ein wichtiger Faktor ist er auch bei gegnerischen Standards, die er mit seiner Kopfballstärke gut verteidigt. Nicht zu vergessen, ist natürlich seine Sicherheit am Ball. Andersson spielt keine Steckpässe und wird mit dem Ball am Fuß nicht sonderlich kreativ. Aber er verfügt über ein starkes Passspiel, wenn er den Ball zuvor mit dem Rücken zum Tor festmachen und im Anschluss prallen oder ablegen kann. 1,5 Bälle lässt er pro Spiel erfolgreich zum Mitspieler klatschen. Auch seine Passquote von 79% gehört zu den stärksten aller Stürmer der 2. Liga.
Das funktioniert (noch) gar nicht
Gerade eben wurde seine Ballsicherheit gelobt. Das ist auch richtig. Aber sie kommt zu selten zur Geltung. Denn der Club findet Sebastian Andersson viel zu selten. Mit 6,5 empfangenen Pässen pro 90 Minuten verzeichnet Andersson den niedrigsten Wert aller Zweitligaspieler. Ein weiterer absoluter Negativwert sind die weniger als 3 Pressingaktionen des Schweden. Zum Vergleich: Johannes Eggestein, Stürmer von Tabellenführer St. Pauli verzeichnet ganze 14 Pressingaktionen pro 90 Minuten und damit in etwa 5-mal so viele. Andersson positioniert sich zwar zumeist diszipliniert im Spiel gegen den Ball im Zentrum, lässt aber jegliche Intensität im Anlaufen vermissen. Gerade einmal 4 Kilometer legt er pro 90 Minuten bei gegnerischem Ballbesitz zurück. Zum Vergleich: Florian Flick läuft hier 5,5 Kilometer. Es liegt sicherlich nicht nur an Andersson, aber die Konstellation zwischen ihm und Can Uzun in der vordersten Reihe beim Anlaufen ist nicht die Beste. Dadurch verteidigte der Club zuletzt deutlich tiefer. Das erklärt auch die – eingangs erwähnte – so extrem gesunkene Anzahl an hohen Balleroberungen.
Andersson beim 1. FC Nürnberg: kein ideales Match bis dato
Dass Andersson die Hälfte aller Nürnberger Kopfballtore in dieser Saison erzielte, lässt sich positiv interpretieren. Und negativ. Genauso ist es allgemein mit Anderssons bisheriger Zeit beim Club. Man sieht immer wieder, dass er über sehr viel Qualität, Spielintelligenz und Erfahrung besitzt. Man sieht aber auch, dass er klare Schwächen hat, dass er sehr lange verletzt war und auch, dass er noch nicht ideal in das Nürnberger Spiel integriert ist. Andersson bräuchte noch deutlich mehr Bälle in den gegnerischen Strafraum, um seine Qualitäten zu zeigen. So dominant ist der Club aber aktuell nicht, weshalb die letzten Spiele mit nur wenigen Ballaktionen von Sebastian Andersson zu Ende gingen. Für mehr Dominanz bräuchte es wiederum mehr hohe Balleroberungen, um früher in den eigenen Ballbesitz zu kommen. Dass dies mit Andersson gar nicht so einfach ist, wurde aber bereits mehrfach thematisiert. Man darf gespannt sein, wie das Nürnberger Trainerteam um Christian Fiél dies in den restlichen Spielen der aktuellen Saison lösen wird.