Finn Jeltsch: auch er macht Fehler
Auch Finn Jeltsch gelingt längst nicht alles in den vergangenen Wochen. Bei Gegentoren des 1. FC Nürnberg war der 17-jährige Innenverteidiger nicht immer gänzlich freizusprechen. Ebenso ist seine Passpräzision im Spielaufbau noch ausbaufähig. Nur 54% seiner raumgewinnenden Pässe finden den Mitspieler, was den schwächsten Wert aller Innenverteidiger der 2. Bundesliga mit mindestens 1.000 Einsatzminuten darstellt. Sicherlich hat dies auch mit den allgemeinen Problemen im Vertikalspiel des FCN zu tun. Denn ansonsten kann Jeltsch mit einer 87%-igen Passpräzision eine solide Quote vorweisen.
Jeltschs Mut zum Risiko
Dass Jeltsch angesichts seines jungen Alters Fehler macht und machen darf, dürfte fast niemanden im Umfeld des Clubs stören. Insbesondere wenn man sieht, wie der U17-Welt- und Europameister mit kleinen Rückschlägen umgeht. Statt sich von etwaigen Fehlern beirren zu lassen – was in seinem Alter durchaus nachzuvollziehen wäre – behält Jeltsch stets die Ruhe und zieht seinen Fußball durch. Eine Mentalität, die dem ein oder anderen Mannschaftskollegen ebenfalls gut zu Gesicht stehen würde. Mut zum Risiko zeigen und keine Angst vor Fehlern haben.
Jeltschs progressives Denken
Exemplarisch dafür steht nicht nur sein aggressives Vorwärtsverteidigen gegen den Ball, sondern auch sein progressives Denken im Spielaufbau. Unter allen 67 Innenverteidigern der 2. Bundesliga mit mindestens 1.000 Einsatzminuten verzeichnen nur derer drei mehr vertikale Ballführungen (progressive Läufe) als Jeltsch. Dieser Wert zeigt, dass Jeltsch nicht nur den Ball blind nach vorne schlagen möchte, sondern möglichst kontrolliert mit Ball am Fuß freie Räume für seine Mitspieler erzeugen möchte.
Auch gegen Fortuna: Jeltsch mit starkem Andribbeln
Diese Fähigkeiten waren u.a. auch wieder bei der 1:3-Auswärtsniederlage in Düsseldorf zu sehen, als Jeltsch mehrmals seinen Mut am Ball unter Beweis stellte. Folgende Beispielszenen verdeutlichen Jeltsch starke Vororientierung.
Mit 17 Jahren schon Vorbild
„Keine Angst vor Fehlern haben“ scheint dieser Tage nicht unbedingt ein guter Ratgeber für Spieler des 1. FC Nürnbergs zu sein. Schließlich kassierte der Club in der 7-Spiele-Misere gleich 6 Gegentore nach Ballverlusten – ligaweiter Tiefstwert in dieser Phase der Saison. Und trotzdem wird die Wahrscheinlichkeit eines eignen Fehlers nicht geringer, wenn man im Hinterkopf hat, jenen unbedingt vermeiden zu wollen. Genau diese Einstellung scheint in Finn Jeltschs Kopf nicht zu existieren. Das beweist sein Spiel und sein Umgang mit Fehlern. Es ist zwar nicht belegbar: doch würden all seine 10 Mitspieler eine ähnliche Furchtlosigkeit auf den Platz bringen, so würden die Reaktionen auf die vielen Fehler womöglich positiver ausfallen. Und dies hätte wiederum zur Folge, dass weniger Fehler passieren. Dass ausgerechnet der erst 17-jährige Finn Jeltsch diesbezüglich als Vorbild hervorzuheben ist, demonstriert einerseits sein großes Talent. Andererseits legt es die großen Probleme des 1. FC Nürnbergs dar.